Carsten Spohr, CEO der Lufthansa-Gruppe, ist zuversichtlich, ITA Airways schnell in den größten europäischen Luftfahrtkonzern integrieren zu können.

Selbst auf der IATA-Generalversammlung Anfang Juni in Istanbul war der kürzlich verkündete Einstieg der Lufthansa bei der ITA Airways ein Thema. Und Konzern-Chef Carsten Spohr kam während einer eigens einberufenen Pressekonferenz vor ausgewählten Journalisten schnell zur Sache: „Wir wollen unsere Aviation-Gruppe in eine Airline-Gruppe umwandeln.“ Und diese „soll mit ITA Airways erweitert werden“.

Neues Drehkreuzsystem soll bei der Integration helfen 

Ein multiples Drehkreuzsystem sowie die unterschiedlichen Airline-Marken mitsamt der jeweiligen Luftverkehrsbetreiberzeugnisse (in Englisch: Air Operator Certificate, kurz AOC) seien ein Garant für den Erfolg des Konzerns. Ein italienischer Carrier passt sehr gut ins Portfolio.

Die Lufthansa-Gruppe mit ihren 700 Flugzeugen sei die Nummer eins in Europa und werde permanent optimiert, versichert Spohr. „Wir glauben an die Unterschiede der Marken, aber wir werden als Ganzes agieren.“ Wenn es Zeit sei, Flugzeuge einzukaufen, dann verhandele einer für die gesamte Gruppe mit den Herstellern. Dasselbe gelte für Triebwerke und für Treibstoff, beschreibt der CEO die Vorgehensweise. 

Davon soll in Zukunft auch ITA Airways profitieren, allerdings muss die EU-Wettbewerbsbehörde die Übernahme durch den Kranich noch absegnen. 

Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group, verspricht sich viel von der Beteiligung an der ITA Airways.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group, verspricht sich viel von der Beteiligung an der ITA Airways.

Derzeit gilt ITA Airways als die Nummer vier in Italien. Nummer eins ist Ryanair. Grundsätzlich ist Spohr optimistisch ob der Übernahme. Aber wie kann eine Airline profitabel geführt werden, wenn doch Billigfluggesellschaften wie Ryanair, Vueling oder EasyJet den Markt dominieren? Spohrs klare Antwort: „Wir kaufen ITA Airways nicht für den italienischen Inlandsmarkt.“ Denn dieser sei längst an die Billigheimer verloren. Italien sei vielmehr der drittwichtigste Markt für Lufthansa, nach deren Heimmarkt und den USA. Und Italien gilt darüber hinaus als der drittgrößte Luftfahrtmarkt Europas – auch in punkto Wirtschaft. Insbesondere der Standort Mailand habe die europaweit drittstärkste Catchment-Area. 

Einbindung soll laut Spohr gut funktionieren

Spohr ist sich sicher, dass ITA Airways‘ Einbindung in die Lufthansa-Gruppe ebenso gut funktionieren wird wie die der anderen Airlines in der Vergangenheit. Austrian Airlines war bei der Übernahme durch Lufthansa nicht saniert, das wurde erst von der deutschen Eigentümerin vollzogen. Swiss wurde hingegen nach bereits erfolgter Restrukturierung übernommen. Sie habe, so Spohr, heute nichts mehr mit der Swissair gemein, ebenso wenig wie die ITA Airways mit der Alitalia. Und das sei wichtig. Denn eine Neuaufstellung unter deutscher Regie hätte in Italien „nicht funktioniert“. 

ITA Airways mit Turnaround in zwei Jahren

Bei ITA Airways wird künftig ein international gemischtes Management-Team die Geschicke leiten, verspricht der CEO. „Unser Ziel ist es, in zwei Jahren den Turnaround zu schaffen“, so der Lufthansa-Chef. Der Carrier könne beispielsweise künftig dank des globalen Vertriebsnetzes der Lufthansa-Gruppe mehr Einkünfte aus dem internationalen Geschäft erzielen als bisher. Zudem wird ITA Airways in die Lufthansa-IT integriert. Das Multi-Hub-System soll zusätzliche Möglichkeiten in der globalen Verteilung der Passagierströme bringen.

Dass der Kranich bereits eine italienische Fluglinie, wenn auch mit einem deutschen AOC, besitzt, dürfte ebenfalls helfen. „Wir wollen, dass Air Dolomiti nicht nur Zubringerdienste nach München, Frankfurt oder Zürich übernimmt, sondern künftig auch nach Rom.“ Und: Noch ist ITA Airways Mitglied in der SkyTeam-Allianz. Doch ein Wechsel in die Star Alliance werde ebenfalls angestrebt. Lufthansa ist immerhin Gründungsmitglied der weltweit größten Airline-Kooperation. Kurt Hofmann