Vom 10. bis 13. Oktober ist die Inter Airport Europe 2023 München Treffpunkt der Flughafen-Welt. Mit über 400 Ausstellern aus 33 Ländern zeigt sich die Messe so groß wie nie zuvor. Jeder dritte Aussteller ist zum ersten Mal dabei.

Die Nachfrage nach Standplätzen auf der Inter Airport 2023 war so groß, dass die Veranstalter die ursprüngliche Planung um eine weitere Messehalle ergänzen mussten. 75 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, es gibt mehrere Länderpavillons – entsprechend ist die Messe in diesem Jahr besonders international geprägt. Neben Deutschland zählten Italien, Frankreich, Großbritannien und die USA zu den fünf stärksten Ausstellerländern. Rund ein Drittel der Unternehmen ist zum ersten Mal in München dabei. 

„Viele Flughäfen und Fluggesellschaften dürften in den kommenden Monaten neue Investitionen anziehen oder selbst tätigen. Für Flughafenzulieferer birgt diese Phase viele neue Möglichkeiten. Mit der zusätzlichen Ausstellungsfläche in Halle C6 wollen wir noch mehr Unternehmen dabei unterstützen, sich erfolgreich auf einem Markt zu positionieren, der gerade deutlich anzieht“, erklärte Olaf Freier, Portfolio-Direktor der Inter Airport Europe des Messeveranstalters Reed Exhibitions.

Zu den offiziellen Partnern der Messe gehören ITA – Italienische Agentur für Außenhandel und Air Tech Italy. Der italienische Verband der Airport-Industrie wurde erst 2020 gegründet. Er hat derzeit 34 Mitglieder, die nahezu alle Bereiche von Planung und Bau über Consulting und Flughafen-IT bis hin zur technischen Ausstattung abdecken.

Inter Airport: Aufbruchstimmung nach der Corona-Pandemie

Fand die vorige Inter Airport vor zwei Jahren noch ganz im Zeichen der Pandemie und der Luftfahrtkrise statt, so ist die Branche jetzt optimistisch – nicht nur, weil die Passagierzahlen auf dem besten Weg sind, das Niveau der Vor-Corona-Zeiten zu übertreffen. Vielmehr haben die Flughäfen eine ganze Reihe von Großbaustellen. So stehen sie beispielsweise unter Druck, den Passagierservice zu verbessern, sollen aber gleichzeitig die Kosten senken und müssen zudem ihren Beitrag zur Dekarbonisierung des Systems Luftverkehr leisten. 

Auch wenn die meisten europäischen Flughäfen in vergangenen Sommer den Ansturm der Reisenden leidlich gut bewältigt haben, so ist doch abzusehen, wann die kritischen Nadelöhre in den Terminals an ihre Grenzen kommen werden. Eines davon sind die Sicherheitskontrollen. Noch mehr Abfertigungslinien zu bauen, scheitert zumeist an den räumlichen Gegebenheiten. Also gilt es, mit neuer Technologie den Durchsatz zu erhöhen. 

Smiths Detection zeigte in München seine nächste Scannergeneration. Sie arbeitet im Prinzip wie ein Computertomograf und erstellt ein dreidimensionales Bild eines Gepäckstücks. Dadurch ist es nicht mehr nötig, Laptops oder Flüssigkeiten gesondert vom übrigen Handgepäck zu durchleuchten. Sprengstoffe werden so zuverlässig erkannt, dass die 2006 zur Terrorabwehr eingeführte 100-Milliliter-Grenze für Flüssigkeiten durch die neue Technologie hinfällig wird. An den ersten deutschen Flughäfen, München voran, sind die neuen Scanner bereits eingeführt.

Neue Personalscanner an deutschen Flughäfen: Sicherheit im Fokus

Passagiere werden sich auch über den neuen Personenscanner freuen, den Rohde & Schwarz in München zeigte. Die Passagiere spazieren durch das QPS Walk2000 genannte Gerät einfach hindurch. Stehenbleiben und Arme abspreizen war gestern. Auch Mantel oder Jacke ausziehen ist überflüssig, denn die Millimeterwellen des Geräts durchdringen mühelos auch dicke Kleidungsstücke. Seit Mitte September läuft am Flughafen Frankfurt der Praxistest. 

Seit Mitte September läuft am Frankfur- ter Flughafen der Praxistest des QPS Walk2000-Perso- nenscanners. Die Passagiere laufen durch das Gerät, ohne stehen bleiben zu müssen.
Seit Mitte September läuft am Frankfurter Flughafen der Praxistest des QPS Walk2000-Personenscanners. Die Passagiere laufen durch das Gerät, ohne stehen bleiben zu müssen. Bild: Fraport

Die Arbeit auf dem Vorfeld ist häufig sehr anstrengend, gerade wenn es um das Handling von Gepäck und Fracht geht. Die in Augsburg ansässige Firma German Bionic präsentiert auf der Inter Airport ein sogenanntes Exoskelett. Wie ein Rucksack getragen unterstützt es die Mitarbeiter mit bis zu 30 Kilogramm beim Bewegen schwerer Lasten. Das erhöht nicht nur ihre Produktivität, es trägt vor allem dazu bei, Rückenschäden und durch Ermüdung bedingte Unfälle zu vermeiden. Am Flughafen Stuttgart wird diese Arbeitserleichterung bereits beim Gepäckhandling eingesetzt. 

Am Stuttgarter Flughafen sind Gepäckabferti- ger mit einem Exoskelett ausgerüstet, das ihnen
Am Stuttgarter Flughafen sind Gepäckabferti- ger mit einem Exoskelett ausgerüstet, das ihnen
das Bewegen schwerer Gepäckstücke erleichtert. Bild: Flughafen Stuttgart

Umweltfragen bei Ausstellern und Besuchern ein Thema

Ganz oben auf der Liste steht aber bei Ausstellern und Besuchern das Thema Umwelt. Ob es nun um die Beleuchtung geht, den energiesparenden Betrieb des Terminals oder die Elektrifizierung des Verkehrs auf dem Vorfeld. Es gibt kaum einen Bereich, der sich nicht mit Blick auf die Schonung von Ressourcen und Klima weiter verbessern ließe. Fahrgasttreppen, Passagierbusse, Schlepperfahrzeuge für den Transport von Gepäckwagen und Containern, ja selbst Flugzeugschlepper, laufen längst elektrisch. Und nicht nur dies – weil sie weniger Wartung benötigen als ihre dieselgetriebenen Kollegen, tragen sie auch dazu bei, Kosten zu sparen. Die in Krefeld ansässige Motok International präsentiert mit dem 8600 NG ein Gerät, das das Zeug hat, den Pushback-Betrieb auf dem Vorfeld umzukrempeln. Es ist so kompakt, dass es problemlos und platzsparend in Fingernähe geparkt werden kann und von dort aus mehrere Abstellpositionen bedient. Dort können auch die Akkus geladen werden. 

Während es in den Messehallen ums Verkaufen geht, diskutieren beim Inter-Airport-FOCUS-Nachhaltigkeitsgipfel im Konferenzzentrum nebenan Experten aus aller Welt über den Weg zu emissionsfreien Flughäfen. Auch hier steht die Zielmarke fest: spätestens 2050 soll es so weit sein, lieber noch früher. Bis dahin gibt es viel zu entwickeln, zu tun und zu investieren.  (Heinrich Großbongardt)