25 Afghanen per Flugzeug abgeschoben – Wirbel um einen Mann

Kabul, 24. Januar 2017 Viele sprechen gut Deutsch. Familie oder Freundinnen sind in Deutschland. Vor der Abschiebung in die Heimat hat es die Afghanen, darunter laut Innenministerium auch sieben Straftäter, nicht bewahrt. Mit einem zweiten Sammelflug sind 25 junge Männer von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Die Maschine landete am frühen Dienstagmorgen in der Hauptstadt […]
Kabul, 24. Januar 2017
Viele sprechen gut Deutsch. Familie oder Freundinnen sind in Deutschland. Vor der Abschiebung in die Heimat hat es die Afghanen, darunter laut Innenministerium auch sieben Straftäter, nicht bewahrt.
Mit einem zweiten Sammelflug sind 25 junge Männer von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Die Maschine landete am frühen Dienstagmorgen in der Hauptstadt Kabul, die Ankunft verlief ruhig. An Bord waren insgesamt 26 Afghanen, von denen aber einer nach Deutschland zurückgeflogen wurde. Nach Auskunft afghanischer Behörden war er krank. Das Bundesinnenministerium erklärte, dem Mann sei die Einreise aus gesundheitlichen Gründen nicht gestattet worden. Vor der Abreise hätten aber medizinische Einschätzungen deutscher Ärzte vorgelegen, wonach keine Bedenken gegen eine Rückführung bestanden.
Unter den Abgeschobenen seien sieben Straftäter gewesen, erläuterte das Berliner Ministerium. Begleitet worden seien die Flüchtlinge von 79 speziell qualifizierten Bundespolizisten, einem Dolmetscher und Ärzten, drei Vertretern der Anti-Folter-Kommission und einem Beamten der EU-Grenzschutzagentur Frontex. An der Abschiebung seien Hamburg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg beteiligt gewesen.
Mit Blick auf den 26. Mann sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums: „Die Person wurde allein auf Drängen afghanischer Behördenvertreter vor Ort wieder zurück nach Deutschland geflogen.“ Ein Vertreter des afghanischen Flüchtlingsministeriums wertete dies als „entgegenkommend“.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist geplant, den Mann in einer Folgemaßnahme wieder nach Afghanistan zu bringen. Der Flug sei von zwei Ärzten begleitet worden, „die die Flugfähigkeit der Person – auch für den Rückflug – nicht bezweifelten“. Das Ministerium wolle den Vorfall gegenüber der afghanischen Seite nochmals aufgreifen.
Bei der Ankunft der Chartermaschine warteten am Flughafen Vertreter der deutschen Botschaft, der afghanischen Polizei und mehrerer Ministerien. Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) boten den Ankömmlingen Unterkünfte sowie einen Transport zu ihrem Zielort an.
Im Gegensatz zu freiwilligen Rückkehrern, die bisher 700 Euro erhalten, bekommen abgeschobene Afghanen keine Unterstützung. Sie haben oft keine Möglichkeit, vor dem Flug Verwandte anzurufen. Nach einer Liste, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, kamen mehrere der jungen Männer aus Kabul und der westafghanischen Stadt Herat, andere aus den unsicheren Provinzen Logar, Kunar, Kapisa oder Wardak.
Auch Mitarbeiter einer von der deutschen Regierung unterstützten Nichtregierungsorganisation, die psychologische Unterstützung anbietet, waren in der Ankunftshalle.
Wie bei einem ersten Abschiebeflug im Dezember waren unter den Ankömmlingen junge Männer, die gut Deutsch sprechen und teilweise jahrelang Arbeit hatten. Badam Haidari (31) erzählte in gut verständlichem Deutsch, er habe sieben Jahre lang in Würzburg gelebt. Fünf Jahre und acht Monate davon habe er bei Burger King gearbeitet, „immer Vollzeit.“ Er habe nie Ärger gehabt. „Kein Klauen, kein Krieg mit irgendwem, keine Schlägereien.“ Haidari stammt aus der unsicheren Provinz Gasni. Dort finde er sicher keinen Job, sagte er. Trotzdem reise er jetzt erstmal dorthin. Nur dort habe er Familie.
Arasch Alokosai (21) aus Kabul sagte, er habe sechs Jahre in Nürnberg gelebt. Er habe einen Ausbildungsvertrag als Karosseriebauer in der Tasche gehabt, da sei „die Absage“ gekommen. Die Freundin sei im dritten Monat schwanger. Mehrere Passagiere riefen, dass sie sich bald wieder auf den Weg nach Deutschland machen würden.
Von den rund 250 000 in Deutschland lebenden Afghanen waren Mitte Dezember nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 11 900 ausreisepflichtig; von ihnen sind etwa 10 300 geduldet.
Abschiebungen sind umstritten, weil sich in weiten Teilen Afghanistans Regierungstruppen und radikalislamischen Taliban bekämpfen. Immer wieder gibt es Anschläge.