Berlin, 14. Juli 2019 Vor 1,5 Jahren baute die Billigairline Easyjet eine weitere Basis in Berlin auf. Inzwischen sind die Briten am Standort Marktführer. Die Zeichen stehen dort weiter auf Wachstum – trotz des Klimawandels. Trotz anhaltender Proteste und Diskussionen rund um den Klimaschutz spürt die Billig-Airline Easyjet noch keine Auswirkungen auf die Buchungszahlen. «Wir […]

Berlin, 14. Juli 2019

Vor 1,5 Jahren baute die Billigairline Easyjet eine weitere Basis in Berlin auf. Inzwischen sind die Briten am Standort Marktführer. Die Zeichen stehen dort weiter auf Wachstum – trotz des Klimawandels.

Trotz anhaltender Proteste und Diskussionen rund um den Klimaschutz spürt die Billig-Airline Easyjet noch keine Auswirkungen auf die Buchungszahlen. «Wir schauen im Gesamtjahr auf rund 90 Millionen Passagiere und erwarten auch in diesem Jahr erneut Wachstum», sagte Deutschland-Chef Stephan Erler der Deutschen Presse-Agentur. «Einen Zusammenhang mit der Klimadebatte können wir deshalb nicht feststellen.»

Die Klimaschutzorganisation Atmosfair spürt dagegen schon länger einen Effekt der Klima-Debatte: 9,5 Millionen Euro Ausgleichszahlungen seien 2018 bei der Organisation eingegangen, 40 Prozent mehr als im Vorjahr, hatte Atmosfair Mitte Juni mitgeteilt. Atmosfair ist einer von mehreren Anbietern, bei denen man Flüge, Kreuzfahrten und anderes «kompensieren» kann, indem man Geld spendet.

Stetig wachsende Fluggastzahlen wirken sich indes nicht nur auf das Klima aus. Branche und Passagiere bekommen vor allem die damit verbundenen Engpässe zu spüren, die seit der Air-Berlin-Pleite vor zwei Jahren weiter bestehen. Das führt auch in diesem Jahr zu Verspätungen und Flugausfällen. Verschärft wurde das Problem im vergangenen Jahr durch zahlreiche Warnstreik-Tage von Fluglotsen. Laut europäischer Luftfahrtbehörde Eurocontrol waren im Jahr 2018 aus diesen Gründen mehr als 318 000 Stunden Verspätung zusammengekommen, rund doppelt so viele wie im Jahr davor.

Easyjet war ebenfalls betroffen. Rund 75 Prozent der Flüge kamen 2018 eigenen Angaben zufolge pünktlich, ein Prozentpunkt weniger als im Jahr davor. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lag die Pünktlichkeitsquote bei 80 Prozent und damit ebenfalls um einen Punkt unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Wegen der reisestarken Sommermonate sind die Werte im zweiten Halbjahr meist deutlich schwächer. «Die Rahmenbedingungen in diesem Jahr sind ähnlich», sagte Erler. Die Engpässe bestünden weiter. Doch sieht sich die Airline in diesem Jahr besser aufgestellt.

«Wir haben unsere Reserveflotte verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr», sagte Erler. Inzwischen stünden insgesamt rund 14 Flugzeuge als Reserve bereit, um Ausfälle aufzufangen – eins davon auch am Berliner Flughafen Tegel. «Dort, wo Flugpläne zu eng getaktet waren, haben wir sie gelockert. Aus einer langen Crew-Schicht, haben wir bei Bedarf zwei gemacht.» Mit den eingeleiteten Maßnahmen sei es über Ostern gelungen, die Zahl der Verspätungen «signifikant zu reduzieren». Es habe keine einzige Flugstreichung gegeben.

Die britische Airline Easyjet hat vor 1,5 Jahren in Berlin eine weitere Basis aufgebaut. Gemeinsam mit der Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings übernahm die Fluggesellschaft einen Großteil der Slots, die nach der Air-Berlin-Pleite frei geworden waren. Inzwischen ist Easyjet mit 35 Flugzeugen in Tegel und Schönefeld und einem Marktanteil von rund 35 Prozent der größte Anbieter in der Hauptstadt.

Mit einer durchschnittlichen Auslastung von knapp 90 Prozent pro Flug bewege man sich auch in Berlin nah an dem netzwerkweiten Durchschnitt von 92 Prozent, sagte Erler.

Der Standort Berlin erfordere wegen der vielen innerdeutschen Verbindungen eine deutlich stärkere Konzentration auf Geschäftsreisende. Im neuen Winterflugplan bietet Easyjet mit Blick auf diese Kunden erstmals die Strecke Berlin-Brüssel an. Im Schnitt seien ein gutes Drittel der über Berlin fliegenden Passagiere Geschäftsleute. Die Zahl der Geschäftskunden sei mit Blick auf den gesamten Flugverkehr der Airline dank des Berliner Standorts um 17 Prozent auf zuletzt 15 Millionen gestiegen.