Flughafen London-Gatwick: Grünes Licht für zweite Piste
Die britische Regierung hat die Pläne des Flughafens London-Gatwick, die bislang nur ausnahmsweise genutzte Nordpiste in den regulären Betrieb zu übernehmen, genehmigt. Die Details.
Bislang galt der britische Flughafen London-Gatwick als einer der weltweit größten Single Runway Airports – also als Flughafen mit lediglich einer genutzten Start- und Landebahn, was kapazitätsmäßig eine große Herausforderung darstellt. Doch dieser Status wird zumindest für die Nummer zwei unter Londons Airports in Kürze Vergangenheit sein, denn: Die britische Regierung gab nun bekannt, dass sie die Pläne des Flughafens, die bisherige allenfalls interimsweise genutzte 2,6 Kilometer lange Nordpiste 08L/26R zusätzlich zur 3316 Meter langen 08R/26L in den regulären Dauerbetrieb zu nehmen, genehmigt hat.
In diese Kapazitätserweiterung, pro Jahr ein erwartetes Plus von bis zu 100.000 Starts und Landungen, werden die Anteilseigner aus eigener Tasche rund 2,2 Milliarden Pfund investieren. Denn Gatwicks Plan sieht vor, die aktuell vorrangig als parallelen Taxiway genutzte Ersatzstartbahn um zwölf Meter nach Norden zu verlegen, um die Sicherheitsstandards für den versetzten Parallelbahnbetrieb zu erfüllen. Zudem stehen Optimierungen auf dem Flugfeld auf der Agenda. Mit der Fertigstellung wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts gerechnet.
Wie wichtig ist Gatwicks zweite Piste für London?
Die Betreibergesellschaft VINCI Airports, die einen Anteil von 50,01 Prozent am Flughafen Gatwick hält, atmet auf: „Nach einem langwierigen und strengen Prozess begrüßen wir die Genehmigung der Pläne zur routinemäßigen Nutzung unserer Nordbahn durch die Regierung noch vor Ablauf der erwarteten Frist”, erklärte Stewart Wingate, Managing Director der VINCI Airports für Großbritannien.
Nötig ist das grüne Licht allemal. London gilt als Hotspot in der internationalen kommerziellen Luftfahrt. Allein die beiden größten Airports der britischen Hauptstadt, Heathrow und Gatwick, fertigten 2024 rund 84 Millionen beziehungsweise 43 Millionen Passagiere ab. Und zumindest das aus zwei Pisten bestehende Start- und Landebahnsystem in Heathrow gilt als komplett ausgereizt.
Die Regierung hat zwar ihre Unterstützung für eine dritte, komplett neue Start- und Landebahn in London-Heathrow bereits zugesagt, doch dieses Projekt ist in der Öffentlichkeit nach wie vor umstritten – nicht nur wegen der Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch wegen der enormen Kosten, die sich unter Berücksichtigung der damit verbundenen Arbeiten auf insgesamt fast 50 Milliarden Pfund belaufen dürften. Gatwick verfolgt dagegen einen viel bescheideneren Ansatz.
Wie will Gatwick die zweite Piste nutzen?
Die Kapazität in Gatwick wird dank der zweiten, permanent genutzten Piste von derzeit durchschnittlich 767 An- und Abflügen pro Tag auf bis zu 1066 Flugbewegungen steigen. Da die durchschnittliche Größe der Flugzeuge zunimmt und mehr Langstreckenflüge mit größeren Flugzeugen durchgeführt werden, könnte sich die jährliche Passagierzahl auf bis zu 80 Millionen fast verdoppeln.
Eine permanente zweite Start- und Landebahn wird auch die Ausfallsicherheit verbessern. Bei Störungen führt die fehlende Flexibilität des Systems dazu, dass Flugpläne schnell durcheinandergeraten.
Und wie würden die beiden Start- und Landebahnen genutzt werden? Nun, Gatwick plant, die Nordpiste nur für Starts von Schmalrumpfflugzeugen wie Boeing 737 oder die A320-Familie zu nutzen. Die Hauptstart- und Landebahn kommt weiterhin für alle Landungen und einige Starts zum Einsatz.


