Nach dem Zwischenfall bei Alaska Airlines wächst der Druck auf Boeing. Die FAA reagiert mit harten Maßnahmen und strengeren Kontrollen.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat angekündigt, gegen Boeing eine Geldstrafe in Höhe von 3,1 Millionen US-Dollar zu verhängen. Hintergrund sind zahlreiche Boeing Sicherheitsverstöße, die im Zuge des Zwischenfalls mit einer Alaska-Airlines-Maschine im Januar 2024 aufgedeckt wurden. Der Fall wirft erneut ein kritisches Licht auf die Produktions- und Qualitätskultur des Flugzeugbauers.

Boeing: Sicherheitsverstöße in Produktion und Qualitätskontrolle

Nach Angaben der FAA wurden hunderte Verstöße gegen das Qualitätssicherungssystem festgestellt. Betroffen sind sowohl das Boeing-Werk in Renton (Washington) als auch die Fertigung des Zulieferers Spirit AeroSystems in Wichita (Kansas). Besonders schwer wiegt, dass Boeing zwei Flugzeuge zur Abnahme vorgelegt haben soll, die nicht lufttüchtig waren.

Darüber hinaus werfen die Behörden Boeing vor, eigene Regeln zur Qualitätskontrolle nicht eingehalten zu haben. Ein Mitarbeiter habe sogar versucht, Druck auf einen Kollegen auszuüben, der im Auftrag der FAA Inspektionsaufgaben übernahm. Ziel war es offenbar, eine Boeing 737 Max schneller abnehmen zu lassen, trotz festgestellter Mängel.

FAA verschärft Überwachung

Der Anlass für die intensiven Kontrollen war ein Zwischenfall im Januar 2024: Bei einem Flug von Alaska Airlines löste sich während des Steigfluges ein Teil der Kabinenverkleidung einer Boeing 737 Max 9. Die Maschine musste notlanden, verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Im Nachgang stellte die Nationale Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB) fest, dass Boeing unzureichende Schulungen, Anleitungen und Kontrollmechanismen eingeführt hatte. Diese Versäumnisse hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass das Sicherheitsrisiko nicht rechtzeitig erkannt wurde.

Seither überwacht die FAA die Produktion von Boeing deutlich strenger. Jede Boeing 737 Max und jede Boeing 787 wird aktuell einzeln von der Behörde geprüft, bevor sie eine Lufttüchtigkeitsbescheinigung erhält. Ein Verfahren, das normalerweise dem Hersteller selbst überlassen wird.

Millionenstrafe soll Signalwirkung haben

Die jetzt angekündigte Strafe von 3,1 Millionen US-Dollar soll nach FAA-Angaben die Bedeutung der Einhaltung von Sicherheitsstandards unterstreichen. Boeing hat 30 Tage Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren.

Offiziell erklärte der Flugzeugbauer, man prüfe die Entscheidung der FAA und arbeite intensiv daran, die Sicherheitskultur im Unternehmen zu stärken. Qualität, Transparenz und Verantwortlichkeit stünden dabei im Vordergrund.

Spirit AeroSystems, einer der wichtigsten Zulieferer für die Boeing 737 Max, wollte sich bislang nicht zu den Vorwürfen äußern. Auch Alaska Airlines gab keinen Kommentar ab.

Boeings Sicherheitsverstöße bleiben im Fokus von Politik und Behörden

Neben der FAA untersucht auch das US-Justizministerium den Fall. Dabei steht die Frage im Raum, ob Boeing eine 2021 vereinbarte Strafaussetzungsvereinbarung verletzt hat. Damals hatte sich der Konzern verpflichtet, Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheits- und Unternehmenskultur umzusetzen.

FAA-Administrator Bryan Bedford betonte, dass noch keine Entscheidung über eine mögliche Lockerung der Produktionsbeschränkungen gefallen sei. Derzeit darf Boeing nicht mehr als 38 Maschinen des Typs 737 Max pro Monat fertigen – eine direkte Folge der aufgedeckten Sicherheitsprobleme.

Fazit: Boeing unter Druck, Vertrauen zurückzugewinnen

Die jüngsten Enthüllungen verdeutlichen, wie stark Boeing nach dem Alaska-Airlines-Vorfall unter Druck steht. Die FAA will mit der Geldstrafe ein klares Zeichen setzen: Sicherheitsverstöße haben Konsequenzen. Für Boeing bedeutet dies nicht nur finanzielle Einbußen, sondern vor allem die Aufgabe, das Vertrauen von Behörden, Airlines und Passagieren zurückzugewinnen.