Flugzeugbauer buhlen um Aufträge – Zweite Jugend für die A330-Jets?
11.07.2014 Mehr Klarheit über die neuesten Trends bei großen Passagierflugzeugen soll die Luftfahrtschau in Farnborough kommende Woche bringen. Airbus und Boeing kämpfen mit harten Bandagen darum, wer die Nase vorn hat. Davon hängen Milliardenaufträge ab. Farnborough – Wagen Airbus und Boeing die nächsten großen Coups bei den Langstreckenjets? Wenn Europas zweitgrößte Luftfahrtmesse in Farnborough bei […]
11.07.2014
Mehr Klarheit über die neuesten Trends bei großen Passagierflugzeugen soll die Luftfahrtschau in Farnborough kommende Woche bringen. Airbus und Boeing kämpfen mit harten Bandagen darum, wer die Nase vorn hat. Davon hängen Milliardenaufträge ab.
Farnborough – Wagen Airbus und Boeing die nächsten großen Coups bei den Langstreckenjets? Wenn Europas zweitgrößte Luftfahrtmesse in Farnborough bei London am Montag (14. bis 20. Juli) ihre Pforten öffnet, steht die Modellpolitik der beiden großen Flugzeugbauer mindestens so stark im Fokus wie die erhofften milliardenschweren Großaufträge. Spritsparen lautet die Devise, und so dürfte der europäische Flugzeugbauer Airbus seinem zwei Jahrzehnte alten Langstreckenjet A330 mit neuen Triebwerken unter dem Namen A330neo möglicherweise eine zweite Jugend bescheren. Beim US-Hersteller Boeing gibt es sogar vage Aussichten auf ein neues Modell.
In Farnborough treffen sich fast alle, die in der Branche Rang und Namen haben. Neben den Branchengrößen Airbus und Boeing sind die Regionaljetbauer Bombardier und Embraer sowie Zulieferer vertreten, deren Spezialgebiete von Triebwerksverkleidungen bis zu Unterhaltungselektronik für die Passagierkabine reichen. Auch Kampfjets wie Lockheed Martins F-35 Lightning sollen zu sehen sein, mehr als 20 Maschinen dürfen ihr Können in der Luft beweisen – darunter der neue Airbus-Großraumjet A350 und die verlängerte Version von Boeings «Dreamliner», genannt 787-9.
Vor zwei Jahren trafen bei der Veranstaltung, die sich jährlich mit der Pariser Luftfahrtmesse abwechselt, mehr als 200 000 Besucher auf über 1500 Aussteller. Unternehmen schlossen Aufträge und Vorverträge im Wert von 72 Milliarden US-Dollar für insgesamt 758 Flugzeuge ab. So locker dürfte das Geld diesmal nicht sitzen. Gerade in Europa haben Fluggesellschaften mit Überkapazitäten und dünnen Gewinnen zu kämpfen. Auf Wachstumskurs bleiben dagegen die Fluglinien vom Persischen Golf sowie Billigflieger wie Easyjet und Ryanair, die bei den Flugzeugherstellern zuletzt wieder für Milliardenaufträge sorgten.
Boeings Marketingmanager Randy Tinseth rechnet in den nächsten 20 Jahren weltweit mit einem Bedarf für 36 770 Passagier- und Frachtmaschinen. Mehr als ein Drittel davon dürfte an asiatische Gesellschaften gehen. Von dort könnte Gerüchten zufolge auch ein Großauftrag für Airbus kommen: Der Hersteller spreche mit der indischen Fluglinie Indigo über den Kauf von 200 A320neo-Mittelstreckenjets, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Dank sparsamerer Triebwerke verkaufte sich die «neo» seit Ende 2010 als modernisierte Neuauflage des Kassenschlagers A320 über 2600 Mal – und so schnell wie kein anderes Flugzeug vor ihr. Boeing musste mit der Modernisierung seines Konkurrenzmodells 737 nachziehen.
Bei den Langstreckenjets droht der betagte Airbus A330 jedoch gegen Boeings neuen «Dreamliner» ins Hintertreffen zu geraten. Airbus denkt seit Monaten über eine Neuauflage der A330 nach: Mit sparsameren Triebwerken soll das Modell noch über viele Jahre neue Kunden anziehen. Airbus-Chef Fabrice Brégier hat eine Entscheidung zwar erst für Ende 2014 in Aussicht gestellt. Insidern zufolge soll es aber schon nächste Woche soweit sein. Airbus sei sich mit dem Triebwerksbauer Rolls-Royce einig, neue Turbinen sollen die «A330neo» zu einem ähnlichen Erfolg machen wie die A320neo. Der neue Airbus-Flieger A350, der Ende 2014 erstmals ausgeliefert werden soll, tritt hingegen vor allem gegen Boeings 777 an, die bis Ende des Jahrzehnts ebenfalls eine Modernisierung unter dem Namen 777-X erfährt.
Schwieriger sieht es für ganz große, vierstrahlige Jets wie den doppelstöckigen Airbus A380 und Boeings Jumbo 747-8 aus. Während sich schon Airbus nach Neubestellungen für seinen Riesenjet strecken muss, hat Boeing die Jumbo-Fertigung angesichts magerer Aufträge sogar deutlich gedrosselt. Der Trend gehe hin zu mittelgroßen Fliegern mit nur zwei Triebwerken, sagt Boeing-Manager Tinseth. (dpa)