Frankfurt/Main, 25. April 2019 Der Frankfurter Flughafenbetreiber baut ein neues Terminal, das ungefähr so viele Passagiere verkraften kann wie Berlin-Tegel. Das soll aber auch die einzige Parallele zur Hauptstadt bleiben. Der M-Dax-Konzern Fraport hat sich unbescheidene Ziele gesetzt: «Wir sind Europas bester Flughafenbetreiber und setzen weltweit Standards.» Als solcher will das Unternehmen aus eigener Kraft […]

Frankfurt/Main, 25. April 2019

Der Frankfurter Flughafenbetreiber baut ein neues Terminal, das ungefähr so viele Passagiere verkraften kann wie Berlin-Tegel. Das soll aber auch die einzige Parallele zur Hauptstadt bleiben.

Der M-Dax-Konzern Fraport hat sich unbescheidene Ziele gesetzt: «Wir sind Europas bester Flughafenbetreiber und setzen weltweit Standards.» Als solcher will das Unternehmen aus eigener Kraft sein Heimatdrehkreuz Frankfurt ausbauen. Das platzt nämlich mit nahezu 70 Millionen Passagieren pro Jahr aus allen Nähten, Staus in den beiden Terminals und vor den Start- und Landebahnen gehören zum Alltag am größten deutschen Flughafen.

Dreieinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich steht nun am kommenden Montag (29. April) die Grundsteinlegung für das dritte Passagier-Terminal an. Damals wie heute ist Stefan Schulte Vorstandschef der Fraport AG, an der das Land Hessen und die Stadt Frankfurt gemeinsam die Mehrheit halten. Mit an Bord ist zudem die Lufthansa, die sich in den vergangenen Monaten mehrfach lauthals über die Service-Qualität an ihrem wichtigsten, aber deutlich in die Jahre gekommenen Drehkreuz beklagt hat.

Mit dem neuen Terminal im Süden des bestehenden Flughafens soll alles besser werden. Im Endausbau ist hier den Fraport-Plänen zufolge Platz für 25 Millionen weitere Passagiere. Das liegt leicht über den Jahreszahlen respektabler deutscher Flughäfen wie Düsseldorf oder Berlin-Tegel. Laut Schulte hat Fraport das Projekt mit einem Investitionsvolumen zwischen 3,5 und 4 Milliarden Euro gut im Griff. In Anspielung auf den immer noch nicht fertigen Berlin-Brandenburger Hauptstadt-Flughafen sagte er: «Das wird kein BER, keine Sorge.»

Laut Zeitplan soll ein erster Teilabschnitt, der so genannte Flugsteig G, noch im Jahr 2021 fertig werden und ans Netz gehen. Das modulare Gebäude soll von der Lindner Group als Generalunternehmer errichtet werden. Der nächste Schritt ist dann in Verantwortung der eigenen Tochter «Fraport Ausbau Süd GmbH» für die zweite Jahreshälfte 2023 vorgesehen – mit dem Terminalzentralgebäude, dem 69 Meter hohen Vorfeld-Tower sowie den weiteren Flugsteigen H und J. Der vierte Flugsteig K ganz im Westen des Gebäudes ist hingegen noch nicht konkret geplant.

Fraport hat wegen des knappen Platzes am Boden die Zahl der stündlich möglichen Flugbewegungen derzeit eingefroren. Das erst 2011 erweiterte Bahnensystem kann laut höchstrichterlich bestätigter Planfeststellung trotz Nachtflugverbot mehr als 700 000 Starts und Landungen im Jahr bewältigen, deutlich mehr als die 512 000 aus 2018.

Es ist daher kein Wunder, dass der Protest der Bürgerinitiativen aus dem Flughafen-Umland gegen Lärm und Flächenverbrauch auch beim Terminal 3 weiter anhält, das schließlich viele Flüge erst ermöglichen wird. Seit Eröffnung der Nordwestbahn im Oktober 2011 demonstrieren die Menschen im Wochentakt und haben auch für den Tag der Grundsteinlegung eine Mahnwache angekündigt. Unterstützung erhalten sie beispielsweise von der Rüsselsheimer Mobilitäts-Dezernentin Marianne Flörsheimer (Linke): «Eine vertretbare Größe des Flughafens ist schon längst überschritten, jedes weitere Wachstum ist unverantwortlich.»

Die baulichen Gegebenheiten am Frankfurter Autobahn-Kreuz haben die Planer zum manchem Klimmzug gezwungen: Das Terminal 3 entsteht anders als die bisherige Passagier-Infrastruktur südlich der Start- und Landebahnen. Vom Fernbahnhof müssen Passagiere daher mehr als 5 Kilometer überwinden, um an ihr Gate zu kommen. Nach den Plänen der Fraport sollen sie dafür eine nagelneue fahrerlose Bahn mit acht Minuten Fahrtzeit nutzen, für die der Auftrag an ein Konsortium aus Siemens, Max Bögl und Keolis gegangen ist. Eine eigene S-Bahn-Station für das Terminal 3 lehnt der Flughafenbetreiber im Gegensatz zum Autobahnanschluss ab, weil die internationalen Gäste ein einheitliches Nah- und Fernverkehrsangebot erwarteten. Und das gebe es nur am gut erreichbaren Terminal 1.

Christian Ebner, dpa