So bunt wie nie – Sieben Tipps für den Herbst in Amsterdam

Amsterdam, 30. August 2016 Amsterdam ist immer schön. Aber im Herbst wird es endlich ruhiger. In den Museen gibt es weniger Gedrängel. Und an den Grachten kann man den Blättern beim Tanzen zusehen. Amsterdam hat ein echtes Problem – die Stadt ist einfach zu attraktiv. Vor allem im Sommer scheinen auf jeden Einwohner drei Touristen […]
Amsterdam, 30. August 2016
Amsterdam ist immer schön. Aber im Herbst wird es endlich ruhiger. In den Museen gibt es weniger Gedrängel. Und an den Grachten kann man den Blättern beim Tanzen zusehen.
Amsterdam hat ein echtes Problem – die Stadt ist einfach zu attraktiv. Vor allem im Sommer scheinen auf jeden Einwohner drei Touristen zu kommen. Da ist es im Herbst schon etwas ruhiger. Amsterdam ist dann immer noch so schön, aber ruhiger und noch bunter. Wer auf einer der vielen Brücken über der Heren- oder der Keizersgracht steht, kann zusehen, wie die Blätter von den Bäumen geweht werden, in der Luft tanzen und auf dem Wasser landen. Auf den Grachten wird der gelb-rote Blätterteppich jeden Tag etwas dichter.
Das Laub deckt auch die vielen Boote ein, die dort vertäut liegen, das Deck schon bald herbstlich bunt. Bei gutem Wetter laufen manche Touristen auch im Oktober noch in Shorts durch die Altstadt. Auf den Bänken sitzen Touristen und Passanten oft entspannt in der Sonne.
Radfahrer sind wie eh und je unterwegs. In Amsterdam genießen sie viele Privilegien und wissen das auch. Selbst wenn es an späten Herbstnachmittagen schon stockdunkel ist, flitzen sie die Grachten entlang, ohne Licht und ohne Helm, oft in Zweier- oder Dreiergruppen. Für Touristen aus Deutschland ist das zumindest gewöhnungsbedürftig.
Unternehmen lässt sich im Herbst genauso viel wie im Hochsommer. Vor den bekanntesten touristischen Attraktionen gibt es auch dann noch lange Schlangen, aber insgesamt wird es doch spürbar entspannter. In den meisten Museen haben Besucher dann viel mehr Ruhe. Gerade Tage, an denen die Sonne Pause macht, sind ideal für Abstecher in Amsterdams Kulturlandschaft. Sieben Tipps für Herbsturlauber:
– Marihuana-Museum: Kein Klassiker, sondern eher das Kontrastprogramm dazu ist das Marihuana-Museum am Oudezijds Achterburgwal. Die Ausstellung setzt beim Thema Kiffen nicht gerade auf kritische Distanz. Wer noch nie echte Cannabispflanzen gesehen hat, bekommt hier die Gelegenheit dazu und erfährt außerdem einiges über berühmte Haschkonsumenten: Schriftsteller wie Charles Baudelaire etwa oder Alexandre Dumas.
Die Ausstellungsmacher gehen davon aus, dass auch Shakespeare high gewesen sein könnte, als er den „Mittsommernachtstraum“ schrieb. Angeblich sind in der Nähe seines Hauses Pfeifen mit Marihuanaresten entdeckt worden. Die Ausstellung erzählt von der Geschichte des Marihuana-Konsums, im Orient genauso wie in Asien und schließlich in Europa. In zahlreichen Vitrinen gibt es Exponate dazu.
Die Marihuana and Hump Gallery ein paar Häuser weiter zeigt, was sich mit Hanf noch alles machen lässt: Seile, Kleider und Öl zum Beispiel. Louis Vuitton hat sogar Schuhe aus Hanf hergestellt. Eine Haschischpfeifen-Sammlung gibt es ebenfalls. Sehr kritisch stehen die Ausstellungsmacher dem Objekt ihres Interesses auch hier nicht gegenüber – da waren Hasch-Enthusiasten am Werk.
– Das Museum Willet-Holthuysen in der Herengracht 605 ist schon seit 1896 ein Museum, für gediegene Wohnkultur, wenn man so will. Abraham Willet und Louisa Holthuysen, ein Ehepaar, das sich um Geld wenig Sorgen machten musste, lebte dort lange Jahre. Viele Räume sind noch so eingerichtet wie damals. Im Esszimmer ist der Tisch für sechs Personen gedeckt, viel Meissener Porzellan inklusive.
Der Ballsaal von 1865, der für Lesungen, Konzerte und Galaabende genutzt wurde, ist nach Pariser Mode der Zeit gestaltet. Im Herrenzimmer bietet der riesige Tisch Platz für 18 Gäste. Willet präsentierte hier oft seine neuesten Erwerbungen – für Antiquitäten und Gemälde hat er zeitlebens viel Geld ausgegeben. Auch Küche und Vorratskammer sind zu besichtigen.
– Die Portugiesische Synagoge am Mr. Visserplein: Das Gotteshaus ist aus vielen Gründen eindrucksvoll, der hohe Innenraum trägt sicher dazu bei. Die Synagoge geht auf das Jahr 1675 zurück und auf jüdische Glaubensflüchtlinge, die Portugal und Spanien aus Angst vor Verfolgung verlassen mussten. Weite Teile der Einrichtung sind historisch. Über den zahlreichen Reihen mit Holzbänken hängen Leuchter. Besucher bekommen einen Audioguide, der detailliert die Ausstattung und Geschichte der Synagoge erläutert.
Die Synagoge ist Teil des jüdischen Kulturviertels mit zahlreichen Anlaufpunkten. Dazu gehört das Jüdisch-Historische Museum am Meijerplein. Ein Besuch dort ist die ideale Ergänzung zu dem in der Portugiesischen Synagoge. Es erzählt anschaulich, multimedial und anhand von zahlreichen Originalausstellungsstücken die Geschichte der Juden Amsterdams bis zum Holocaust und den schwierigen Jahren des Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg.
– Grachtentour: Auch wenn es im Herbst schon mal etwas frischer werden sollte, ist das kein Grund, keine Grachtentour zu machen. Die Ausflugsschiffe legen an Dutzenden von Haltestellen an und ab, es gibt Hop-on-Hop-of-Touren, bei denen man immer wieder aus- und einsteigen kann. Dabei sieht man von der Altstadt eine Menge.
Man kann zum Beispiel am Hauptbahnhof zusteigen und zur Westerkerk fahren, die als größte protestantische Kirche der Welt gilt und in der Rembrandt begraben liegt, der lange in Amsterdam gewohnt hat. Und man kann ins Jordaanviertel fahren, in Amsterdams neues In-Quartier mit vielen ungewöhnlichen Läden und Geschäften. Vor Jahrzehnten war es ein Arbeiterviertel, keine Wohngegend für Gutbetuchte, inzwischen ist es aber durchgentrifiziert – und hat Touristen, die Lust auf Shoppen und Flohmärkte haben, viel zu bieten.
Auch die gediegene Wohnkultur entlang der Grachten ist von den Booten aus gut zu beobachten. An der Prinsengracht zum Beispiel, einer der vielen Straßen, die von lauter denkmalgeschützten Häusern gesäumt werden. Die meisten sind fünfstöckig, eher schmal und allesamt ausgesprochen schön. Man kommt auch an Hausbooten vorbei, rund 2500 gibt es in Amsterdam. Die Stadtverwaltung hat die Reißleine gezogen: Mehr sind nicht erlaubt. Im Vorbeifahren kann man manchmal durchs Fenster ins Wohnzimmer gucken.
– Anne-Frank-Haus: Das Museum in der Prinsengracht ist ein Phänomen. Die Warteschlangen vor dem Eingang sind am Morgen, wenn es noch geschlossen hat, schon so lang wie später am frühen Abend und reichen oft bis zur Keizersgracht. Aber das Warten lohnt sich: Das Museum in dem Haus, in dem sich Anne Franks Familie versteckt hielt, bis sie von den Nazis aufgespürt und deportiert wurde, vermittelt diese Geschichte sehr eindrucksvoll. An den Wänden sind viele Zitate aus Annes berühmtem Tagebuch zu lesen und viele Fotos der Familie zu sehen, die aus Frankfurt nach Amsterdam geflohen war.
Es gibt auch eine Reihe von Filmdokumenten – mit dem Vater etwa, der erzählt, wie er das Tagebuch 1945 zum ersten Mal gelesen hat oder von Miep Gies, die der Familie half, sich zu verstecken.
– Museumplein: An dem Platz führt für Amsterdam-Besucher eigentlich kein Weg vorbei. Wer Kunst doof findet, kann ihn natürlich links liegenlassen. Ansonsten gilt: Viel mehr bekommt man auf so kleinem Raum kaum geboten. Das Rijksmuseum zeigt niederländische Kunst vom Mittelalter bis 20. Jahrhundert, darunter die großen Namen: Rembrandt, Frans Hals, Vermeer.
Das Stedelijk ist das Städtische Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, mit Werken etwa von Miro, Picasso und Henri Matisse. Und das Van Gogh Museum widmet sich dem Popstar unter den niederländischen Künstlern mit einer ebenso modernen wie gut zu bewältigenden Ausstellung. Neu seit dem Frühjahr ist das Moco Museum mit Gegenwartskunst. Noch bis Ende Oktober zeigt es Werke des Street-Art-Künstlers Banksy.
– Die Diamantenfabrik Gassan in der Nieuwe Uilenburgerstraat lässt nicht nur Besucher rein, sondern bietet sogar kostenlose Führungen an. Dabei ist dann zu sehen, wie Diamanten geschliffen und poliert werden. Und die Führerin erklärt, welche Kategorien von Steinen es gibt und welche warum wie viel kosten. Bei den Preisen kann einem leicht schwindlig werden: Auf dem Tisch liegen dann schon mal Steinchen, die mehr als 50 000 Euro wert sind.
Natürlich sind auch Ringe und Uhren zu sehen, in denen die Brillis zum Einsatz kommen. Wer seine Kreditkarte dabei hat, kann hinterher durch den Showroom schlendern und das ein oder andere Souvenir kaufen. Und das ist sicher auch die Absicht der lächelnden Mitarbeiterinnen, die einem bei den Führungen funkelnde Brillanten immer mal wieder anreichen und in die Finger nehmen lassen. Aber nur für kurze Zeit.
Andreas Heimann, dpa
Info-Kasten: Amsterdam
Anreise: Zum Flughafen Schiphol gibt es ab Deutschland zahlreiche tägliche Direktverbindungen zum Beispiel mit KLM, Lufthansa und Easyjet, etwa ab Frankfurt/Main, München, Berlin oder Hamburg. Eine Alternative ist die Anreise per Bahn. Ab Düsseldorf dauert es rund drei, ab Berlin im günstigsten Fall gut sechs Stunden.
Übernachtung: Amsterdam hat ein großes Angebot an Hotels und Pensionen. In der Altstadt sind viele davon in historischen Grachtenhäusern untergebracht. Online-Buchungen sind kein Problem, auch im Herbst ist es allerdings besser, sich rechtzeitig darum zu kümmern. Alternativ gibt es jede Menge Privatunterkünfte.
Informationen: I amsterdam Visitor Centres (Tel.: +31/20/7026000, E-Mail: info@iamsterdam.com, www.iamsterdam.com/de)