Mexiko-Urlauber reisen meist nach Cancún oder Mexiko-Stadt. Doch landschaftliche und kulturell mindestens genauso reich und vielfältig ist Oaxaca – der Geheimtipp der Mexikaner. Es ist kurz vor Mitternacht, der Vollmond steht über der Lagune Manialtepec. Kleine Motorboote bringen die Touristen hinaus aufs Wasser, hier an der Pazifikküste Oaxacas in Mexiko. «Wirbelt das Wasser mit eurer […]

Mexiko-Urlauber reisen meist nach Cancún oder Mexiko-Stadt. Doch landschaftliche und kulturell mindestens genauso reich und vielfältig ist Oaxaca – der Geheimtipp der Mexikaner.

Es ist kurz vor Mitternacht, der Vollmond steht über der Lagune Manialtepec. Kleine Motorboote bringen die Touristen hinaus aufs Wasser, hier an der Pazifikküste Oaxacas in Mexiko. «Wirbelt das Wasser mit eurer Hand auf», fordert Bootsführer Levi. Dann erscheint ein glitzerndes Blau.

Biolumineszenz heißt das Phänomen. Tausende Organismen wie Plankton produzieren Licht, das bei der Bewegung des Wassers zum Vorschein kommt. Man sieht es aber erst richtig, wenn es komplett dunkel ist. Daher haben die Einheimischen Pavillons ins Wasser gebaut und am Boden verankert, die das Wasser vom Umgebungslicht abschirmen. Gruppen von bis zu 30 Menschen können darin Platz finden.

Die Touristen tauchen ins warme Wasser und entwickeln fast kindliche Begeisterung. Wie im Schwimmunterricht tauchen sie auf und ab, um das Farbenspiel auf ihren Körpern zu betrachten. Kleine, königsblaue glitzernde Punkte zeigen sich auf den Armen. «Wow!» hört man immer wieder. Mancher ist schlicht sprachlos.

Einsame Traumstrände

Die blaue Lagune ist ein Highlight für Reisende in Oaxaca, einem Bundesstaat im Süden Mexikos. Aber es gibt noch mehr davon, zum Beispiel die Bahías de Huatulco rund 130 Kilometer von Manialtepec entfernt. Die Buchten sind für Mexikaner längst kein Geheimtipp mehr, aber bislang finden wenig internationale Touristen hierher.

Dabei gibt es hier nahezu einsame Strände, etwa die Bahía El Organo. Etwas versteckt am Straßenrand im Nationalpark Huatulco führt ein kleiner Weg zu der goldenen Bucht mit klarem, türkisgrünem Wasser. Im Kontrast dazu hat Oaxaca auch Berge und ökotouristische Angebote, von denen viele erst noch am Entstehen sind.

Im kleinen Dorf Cuajimoloyas leben nur wenige Hundert Menschen, die ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit vielen kleinen Bauernhöfen finanzieren. Aber seit einigen Jahren kommen auch die Touristen zu ihnen, alle paar Tage eine Handvoll, auf eigene Faust mit den Colectivos genannten Sammeltaxis.

Izrael bietet ihnen dann Führungen durch die Wälder an. Über Stock, Stein und Bäche klettert er fast jeden Tag und erzählt über seinen Alltag und das Leben in der Region. Er kennt die Pflanzen. «Die hier frisst Fleisch», sagt er etwa. «Und die dort drüben heilt Tumore.» Er glaubt wie viele im Dorf fest an die Kräuterheilkunde.

Trubel und Musik in Oaxaca City

Gefühlt weit weg ist in so einem Moment die quirlige Hauptstadt der Region, Oaxaca City. Dabei liegt sie nur etwa zwei Fahrstunden von Cuajimoloyas entfernt. Besonders lebhaft ist es auf dem Zócalo, in mexikanischen Städten der typische zentrale Platz. Ein guter Ausgangspunkt für Touristen, die sich umsehen wollen. Aber hier tummeln sich auch die Einheimischen gerne, verkaufen selbst genähte, mit Blumen verzierte Kleidung oder Schmuck.

Neben dem Regierungspalast spielt an diesem Tag ein Orchester mexikanische Musik. Als eine Sängerin auf die Bühne tritt und die Hymne des Staates von Oaxaca anstimmt, bleiben alle Menschen in der Nähe der Bühne plötzlich stehen und singen mit.

Auch Itandehui. Sie trägt einen Schirm, um sich vor der Sonne zu schützen. Ihr Name Itandehui bedeutet «eine vom Himmel gefallene Blume». Die Geschichtslehrerin spricht gerne Touristen an, sagt sie, und erzählt von Oaxaca, den Traditionen und ihrem Leben hier.

Das ist besonders: Zwar bekommen Frauen im Mexiko vergleichsweise früher Kinder als Frauen in Europa, in Oaxaca aber besonders früh. «Viele Frauen schon mit 15 Jahren», erklärt Itandehui. Tatsächlich sieht man auf den Straßen viele auffällig junge Mütter mit Kindern. Die Lehrerin Itandehui selbst ist kinderlos und unverheiratet, dabei ist sie schon über 30. «Das ist sehr untypisch für Oaxaca.»

Salsa und Spezialitäten

Lebhaft geht es in der Hauptstadt abends zu, wenn die Bars voll sind und Salsa getanzt wird. Auffällig sind die kurzen Pausen nach jedem Lied: Die Musik stoppt kurz, die Tanzfläche leert sich. Denn nach jedem Song streben die Einheimischen zu ihren Tischen und trinken ein Schluck Bier oder Tequila. Dann geht’s zurück.

Auch die Restaurants und Straßenstände der Stadt sind meist gut von Einheimischen oder auch Touristen besucht. Die junge Mexikanerin Shirley liebt besonders Tlayudas. «Du findest nichts vergleichbares anderswo in Mexiko. Nichts repräsentiert Oaxacas Essen so sehr», erklärt sie. Das Gericht besteht aus einer Mais-Tortilla, die mit typischem Käse aus der Region sowie Fleisch und Gemüse gefüllt ist.

Auch typisch für den Bundesstaat ist die Soße Mole, die gerne zu Hähnchenfleisch oder Reis serviert wird. Um die 35 verschiedenen Zutaten lassen sie immer wieder etwas anders schmecken. Die Basis bilden aber meist Nüsse, bittere Schokolade und Chili.

Auf den Spuren der Indigenen

Viele Menschen in Oaxaca haben indigene Wurzeln und beherrschen noch immer die uralten Sprachen. Sie blieben erhalten, da während der spanischen Kolonisierung im 16. Jahrhundert Oaxaca wegen seiner geografischen Lage und der Berge weniger vom gesellschaftlichen Wandel betroffen war. Noch heute hört man hier daher etwa die Sprachen der Azteken, Mayas und Zapoteken.

Die ehemalige Hauptstadt der Zapoteken, Monte Alban, liegt nur etwa zehn Kilometer von Oaxaca City entfernt, perfekt für einen Tagesausflug. Ehemalige Tempel, Höfe und Paläste, teils noch Dutzende Meter hoch, erstrecken sich heute über eine sonst grüne Rasenfläche. Auch dieser Ort ist vergleichsweise wenig besucht von Touristen und gilt in Mexiko als Geheimtipp unter den Tempelstädten.

In Oaxaca City lassen sich gut und gerne ein paar Tage auf einer Rundreise einplanen. Neben einem Ausflug zu Monte Alban sollte man auch einen Tagestrip zu Hierve el Agua machen. Die Ansammlung natürlicher Felsformationen ist entstanden durch übersättigte Süßwasserquellen. Das Gestein sieht aus wie Wasserfälle, das scheinbar Hänge hinab fließt. Seine helle Farbe lässt es trügerisch wie reißendes Wasser wirken. Es ist aber ein starrer Felsen. In natürlichen und künstlich angelegten Pools baden Touristen.

Info-Kasten: Oaxaca

Anreise: Die Flughäfen in Oaxaca City und Puerto Escondido werden von Mexiko-Stadt aus angeflogen.

Einreise: Deutsche Staatsangehörige brauchen für Mexiko einen mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass. Bei der Einreise erhalten Touristen ein Visum für maximal 180 Tage, das bei Ausreise wieder abgegeben wird. Bei Verlust wird eine Gebühr fällig.

Sicherheit: Oaxaca gilt für Reisende als eher sicherer Bundesstaat. Grundsätzlich aber sollten Ausländer sich in Mexiko mit Vorsicht bewegen und nächtliche Fahrten mit Bus und Auto vermeiden.

Informationen: www.visitmexico.com/de

dpa