Von zwei Terminals in Vancouver fahren jede Menge Fähren zu den Inseln vor der Metropole. Besucher finden dort Ursprünglichkeit und gelassene Bewohner – und sehen mit etwas Glück auch Killerwale. Vor Vancouver liegen Hunderte Inseln. Die bekannteste und größte von ihnen trägt den gleichen Namen wie die kanadische Westküstenmetropole: Vancouver Island. Doch dorthin lohnt ein […]

Von zwei Terminals in Vancouver fahren jede Menge Fähren zu den Inseln vor der Metropole. Besucher finden dort Ursprünglichkeit und gelassene Bewohner – und sehen mit etwas Glück auch Killerwale.

Vor Vancouver liegen Hunderte Inseln. Die bekannteste und größte von ihnen trägt den gleichen Namen wie die kanadische Westküstenmetropole: Vancouver Island. Doch dorthin lohnt ein Tagesausflug kaum. Zu weit ist die Anreise, zu viel kann man auf der Insel machen. Schneller zu erreichen, besser zu überblicken und ebenfalls reizvoll sind die Southern Gulf Islands im Südwesten und Bowen Island im Nordwesten der Großstadt.

Zu ihnen lohnt ein Tagesausflug. Oder man macht gleich eine Runde Inselhopping, quasi eine Kreuzfahrt mit Fähren.

Der einfachste Trip ist wohl der nach Bowen Island. Die Schiffe starten fast stündlich von der Horseshoe Bay, dem Fährableger im Norden Vancouvers. Die Überfahrt dauert nur knappe 20 Minuten. Dann ist man mittendrin im Naturparadies.

Wohin die Sommerfrischler mit dem Dampfschiff kamen

«Früher war das hier ein Ort für Sommerfrischler», erzählt Jody Lorenz, die vor sechs Jahren aus der Stadt hierher gezogen ist und sich um die ankommenden Besucher kümmert. Die Sommerfrischler kamen dereinst mit dem Dampfschiff nach Snug Cove, dem Hafen im Osten der Insel, und genossen einen Kurzurlaub in kleinen Holzhütten am Meer.

Holzhütten gibt es nicht mehr, Übernachtungsmöglichkeiten schon. «Viele Häuser werden über Airbnb vermietet», sagt Jody. Auch Campen ist an einigen Orten erlaubt.

Doch schon ein Tag in Bowen reicht, um die Schönheiten der Insel zu erkunden. Ein Auto braucht es dafür nicht – obwohl das mit der Fähre transportiert werden kann. Zu den Bridal Veil Falls, einem Wasserfall mitten im Wald, lässt sich eine Wanderung direkt von der Anlegestelle des Schiffs machen, ebenso zum Killarney Lake.

Auf breiten, gut beschilderten Wegen geht es dabei durch den Regenwald mit seinen unzähligen Farnen und Douglasien. Ein Bus fährt auf die andere Seite der kleinen, 3800 Einwohner zählenden Insel. Wer Bowen Island vom Wasser aus erkunden möchte, bekommt am Anleger ein Kajak und ein paar gute Ratschläge für Touren um die Insel herum.

Die ruhige Insel im Südwesten der Stadt

Stiller als in Bowen ist es auf Galiano Island, die zu den Southern Gulf Islands gehört. Die Überfahrt vom Fährterminal Tsawwassen – im Südwesten Vancouvers gelegen – nach Sturdies Bay dauert mit der Autofähre rund eine Stunde.

Auch auf Galiano Island kommt man gut ohne eigenes Auto aus. Die Insel ist 27 Kilometer lang und 6 Kilometer breit: Wer zu Fuß oder Fahrrad auf Entdeckungstour geht, sollte also gut in Form sein. Dazu kommt: Es ist recht hügelig. Und Bürgersteige gibt es nicht.

Dafür gibt es jede Menge bestens gepflegte Wanderwege an der Küste und im Inselinneren. Rachelle Hayden führt ihre Gäste hinauf auf den Mount Galiano am Südende der Insel. Der Aussichtspunkt auf dem Hügel liegt 314 Meter hoch. Bei schönem Wetter reicht der Blick bis in die USA. Auch zahlreiche andere Inseln sind im gleißenden Sonnenlicht zu erkennen. «Viele Menschen kommen über das Wochenende aus Vancouver hierher und genießen die Ruhe in der Natur», sagt Rachelle.

Killerwale auf Futtersuche

Weiter geht es zum «Orca Point»: am Bellhouse Park, nahe des Fähranlegers, hat man den besten Blick auf die Meerenge Active Pass und die Georgia Strait, dem Meer zwischen den Inseln und der Küste. Dort gibt es mehrere Gruppen registrierter Killerwale, die immer wieder auf Futtersuche vorbeischauen.

«Sie fressen hauptsächlich Lachse, und von denen gibt es hier jede Menge», sagt Rachelle. Um die Orcas einmal live zu sehen, sind jedoch viel Geduld und etwas Glück nötig. Einfacher zu einem eindrucksvollen Bild kommen Besucher an der Nordwestküste der Insel. Der Wind und das Meer haben dort über Jahrtausende Höhlen aus Sandstein geformt.

Künstler und Käseproduzenten besuchen

Mit der Fähre schippert man nun zum Beispiel nach Saltspring Island: Hippie-Insel, Foodie-Destination und ein Paradies für alle, die gern in der Natur unterwegs sind. Dutzende Künstler haben sich auf der Insel niedergelassen und bieten in ihren Studios Malereien, Skulpturen, Glasarbeiten, Schmuck, Töpferei und Verschiedenes aus Garnen und Stoffen an – an vielen Orten kann man ihnen bei der kreativen Arbeit zuschauen.

Auch Weingüter, Craft-Beer-Brauereien und Hersteller von Bio-Lebensmitteln sind überall auf der hügeligen Insel verstreut. Daniel Wood ist mit seiner Firma «Salt Spring Island Cheese» zwischen weiten Feldern mitten im Wald zu finden. Er produziert Schafs- und Ziegenkäse. «Dazu brauchen wir nicht viel», sagt Wood. «Unsere Milch, Meersalz, Lab und ein bisschen Zeit».

Sein Vater kam einst aus Schottland hierher und gründete das Unternehmen: Seit mehr als 20 Jahren produzieren sie ihren Käse schon, der an der Westküste Kanadas, aber auch vor Ort verkauft wird.

Unterwegs im flüssigen Sonnenschein

Die Bewohner der Inseln vor Vancouver haben die Ruhe weg. Und die Besucher nach kurzer Eingewöhnung auch. «Man lebt in der Natur und mit der Natur», sagt Rachelle Hayden.

Es regnet hier oft, doch das hält niemanden von Ausflügen ab. Die Einheimischen nehmen es gelassen. Regen nennen sie «Liquid Sunshine», flüssigen Sonnenschein.

Info-Kasten: Vancouver und seine Inseln

Lage: Die südlichen Golfinseln (Southern Gulf Islands) liegen zwischen Vancouver und Vancouver Island. Sie gehören zu Kanada, obwohl sie südlich des 49. Breitengrades liegen, der über weite Teile des Festlandes die Grenze des Landes zu den USA markiert. Bowen Island liegt im Nordwesten der Stadt.

Transport: BC Ferries gehört zu den größten Fährunternehmen der Welt. Die Fähren zwischen den Inseln sind Autofähren, auf die man auch als Fußgänger oder Radfahrer gehen kann. Berechnet wird das Fahrzeug samt Fahrer, weitere Passagiere zahlen die Fußgänger-Gebühr. Die Fähren fahren das gesamte Jahr. In den Sommermonaten sollte man seine Passagen im Voraus buchen, um sicher einen Platz zu bekommen.

Anreise: In der Sommersaison fliegen Air Canada und Lufthansa täglich ab Frankfurt und München nach Vancouver.

Formalitäten: Bürger aus den EU-Staaten benötigen zur Einreise nach Kanada die elektronische Einreisegenehmigung eTA. Diese muss vor der Reise im Reisebüro oder online beantragt werden.

Währung: Ein Euro entspricht 1,45 Kanadischen Dollar.

Informationen: www.hellobc.de

dpa