«Rambo», «Star Wars», «Wonder Woman»: Die Filmindustrie war und ist verzaubert von den Kanarischen Inseln. Auf Hollywoods Spuren können Urlauber sogar noch unbekannte Ecken entdecken. Einsame Stille, kein Mensch ist zu sehen. Kein Haus, keine Straße, nicht einmal Strommasten. Der Wind treibt trockene Zweige vor sich her. Geier greisen am Himmel. Eine Western-Kulisse wie aus […]

«Rambo», «Star Wars», «Wonder Woman»: Die Filmindustrie war und ist verzaubert von den Kanarischen Inseln. Auf Hollywoods Spuren können Urlauber sogar noch unbekannte Ecken entdecken.

Einsame Stille, kein Mensch ist zu sehen. Kein Haus, keine Straße, nicht einmal Strommasten. Der Wind treibt trockene Zweige vor sich her. Geier greisen am Himmel. Eine Western-Kulisse wie aus dem Bilderbuch.

Die wildromantische Wüstenlandschaft könnte Mexiko sein oder Arizona. Doch die Schlucht Los Cuchillos de Vigán befindet sich auf der spanischen Ferieninsel Fuerteventura. Der Naturpark ist perfekt für Wanderer oder Biker, die am Ende der Schlucht riesige Strände ganz für sich alleine haben. Doch nur wenige Touristen verirren sich in diese Ecke der Kanareninsel. Und das freut die Filmindustrie.

Hollywood steht auf Furteventura

«Regisseure lieben diese ursprüngliche, menschenleere Naturlandschaft», sagt Location-Scout María Sanz. Sie sucht für Filmemacher besondere Orte zum Drehen.

Regisseure haben auf Fuerteventura die einsamen, wüstenartigen Landstriche im Visier, wie die Spanierin erklärt, die hier schon für verschiedenste Hollywood-Blockbuster bildstarke Drehorte fand. «Einige Gegenden erinnern an die Sahara-Wüste, Irak, Afghanistan oder sogar an andere Planeten oder biblische Landschaften.»

Im Norden der Insel suchte María Sanz in den schneeweißen Sanddünen am Corralejo-Strand die idealen Stellen für «Wonder Womans» neuste Abenteuer. Sie zeigte Sacha Baron Cohen und Ben Kingsley für «Der Diktator» die besten Spots in den Dünen und der Schlucht La Herradura. Und im abgelegenen Pecenescal-Tal, wo Wanderer heute nur ein paar Ziegen begegnen, trieben vor zwei Jahren noch Han Solo und sein Copilot Chewbacca in «Solo: A Star Wars Story» ihr Unwesen.

Besuch von Moses

Der Naturpark von Jandía an der Südspitze Fuerteventuras ist bei Hollywood-Regisseuren besonders beliebt, weiß Sanz: kilometerlange Dünen, schwarze und weiße Sandstrände, Vulkanlandschaften, die Weite, kaum Niederschläge. Hier suchte die Spanierin 2014 auch für Ridley Scotts Bibelverfilmung «Exodus – Götter und Könige» den perfekten Ort, damit Christian Bale als Film-Moses sein Volk von Ägypten ins Heilige Land führen konnte. Sanz zeigt die Stelle, an der Bale auf Fuerteventuras filmreifste Küste hinunterschaute, den Cofete-Strand.

Ridley Scott drehte die Superproduktion gleich an mehreren Orten auf der Insel: am Tindaya-Berg, am Strand von Punta Agua, in den Schluchten Buen Paso und Los Canarios. Das Dorf von Moses‘ Frau befand sich in der Penitas-Felsenschlucht, die auch als Palmental bekannt ist. «Wir drehen in Penitas gerade „The Eternals“ mit Angelina Jolie, Salma Hayek und Richard Madden», erzählt Sanz und steigt in ihren Bulli. Sie muss zurück zum Filmset in die Schlucht.

Der neue Superhelden-Blockbuster beginnt anscheinend im antiken Babylonien. Die Marvel-Produzenten haben sogar eine Nachbildung des prachtvollen Ischtar-Tors aufgebaut. Eine Wandergruppe, die sich dem Filmset nähert, wird vom Sicherheitsdienst energisch gebeten, den Ort zu verlassen. Jolie und den anderen Stars wären sie aber ohnehin nicht über den Weg gelaufen – denn die sind bereits am Vortag nach Lanzarote geflogen, um auf der Nachbarinsel weiterzudrehen.

Wie in einer fernen Galaxie

«Die meisten Regisseure drehen auf verschiedenen Inseln. Die Kanaren sind wie ein Miniatur-Kontinent. Hier hast du alles auf kleinstem Raum. An einem Tag kannst du in der Wüste drehen, am nächsten im Dschungel», erklärt Sebastián Álvarez von Volcano Films, der für Ridley Scott «Exodus» auf den Kanaren produzierte.

Lanzarote und Teneriffa mit ihren Lavalandschaften seien perfekt für Science-Fiction-Filme, in denen Planeten in fernen Galaxien dargestellt werden müssen, sagt der Profi. «Auf Teneriffa und Gran Canaria kann man wegen der Landschaften und Kolonialstädte auch gut Geschichten verfilmen, die in Lateinamerika spielen.»

Mexiko auf Teneriffa

Location-Scout Roberta Martino zeigt hoch über Teneriffas Hauptstadt einen solchen Ort. Touristen kommen so gut wie nie ins Barrio Nuevo. Dabei hat man von hier aus den schönsten Panoramablick auf Santa Cruz de Tenerife.

Das könnte Silvester Stallone bestätigen, der hier seinen neuen Rambo-Film drehte. Das kunterbunte, am Hügel liegende Viertel stellte eine mexikanische Stadt dar, in der Rambo von Bösewichten verfolgt wird. Vor drei Jahren war schon Matt Damon im fünften Teil der Bourne-Saga in Santa Cruz auf der Flucht.

In den dschungelartigen Lorbeerwäldern Las Mercedes im Norden Teneriffas kämpfte Gal Gadot in «Wonder Woman 2». Unterdessen traten Vin Diesel und Paul Walker in «Fast and Furious 6» auf der Küsten-Panoramastraße von Garachico zum Teno-Leuchtturm aufs Gaspedal. Vielen dürfte der Leuchtturm mit seiner Lavaküste aus «Zorn der Titanen» bekannt sein. Hier lieferten sich Ralph Fiennes und Liam Neeson als Persus und Hades vor den Klippen eine Seeschlacht.

Teneriffas Touristenattraktion Nummer eins, der Teide-Nationalpark, ist ebenfalls ein Lieblingsdrehort für Hollywood. Hier lag Hans Solos Heimatstern. Und der Teide-Vulkan diente als «Planet der Affen».

Reise in die Vergangenheit

Regisseur Robert Zemeckis fand auf Gran Canaria alles, was er für seinen romantischen Spionage-Film «Allied – Vertraute Fremde» mit Brad Pitt und Marion Cotillard brauchte. Er musste kaum etwas verändern, um die koloniale Altstadt von Las Palmas ins Casablanca der 1940er Jahre zu verwandeln. Ganz in der Nähe drehten Gregory Peck und Orson Welles schon 1956 am Canteras-Stadtstrand «Moby Dick».

Gran Canaria begeistert Hollywood mit seiner landschaftlichen Vielfalt. Netflix drehte vor der Bergkulisse des Felsfingers Szenen für die neue Serie «The Witcher». Am Fuße der Berglandschaft liegt Tejeda, eines der schönsten Dörfer der Kanaren, in dem Netflix auch Szenen für die Science-Fiction-Serie «Black Mirror» aufnahm.

Allein im Jahr 2018 wurden auf den Kanaren 71 Filme gedreht. Das liegt nicht nur an der abwechslungsreichen Landschaft und dem guten Wetter, versichert Ricardo Martínez Cedrés von der Tenerife Film Commission. «Die Kanaren bieten neben Sicherheit und guter Infrastruktur auch steuerliche Anreize für Filmproduktionen.» Denn bis zu 40 Prozent der Produktionskosten können abgeschrieben werden.

Info-Kasten: Kanarische Inseln

Anreise: Verschiedene Fluggesellschaften fliegen von Deutschland aus nonstop die großen Kanareninseln Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote und Fuerteventura an.

Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt (Tel.: 069/72 50 33, www.spain.info).

dpa