24.01.2015 Bei Kontrollen an US-Flughäfen werden Fluggäste von Kopf bis Fuß durchleuchtet. Trotzdem tauchen dort neben Drogen immer mehr Pistolen, Handgranaten und sogar Sprengsätze auf. Die zuständige Behörde ist überzeugt, die Passagiere hätten selten bösen Absichten. Washington (dpa) – Da wäre zum Beispiel der inaktive Sprengsatz, der im Oktober plötzlich im Urlaubsparadies Hawaii am Flughafen […]

24.01.2015

Bei Kontrollen an US-Flughäfen werden Fluggäste von Kopf bis Fuß durchleuchtet. Trotzdem tauchen dort neben Drogen immer mehr Pistolen, Handgranaten und sogar Sprengsätze auf. Die zuständige Behörde ist überzeugt, die Passagiere hätten selten bösen Absichten.

Washington (dpa) – Da wäre zum Beispiel der inaktive Sprengsatz, der im Oktober plötzlich im Urlaubsparadies Hawaii am Flughafen auftauchte. Ein Unbekannter hatte Zünder, Sprengkapseln und -schnüre sowie C4-Sprengstoff einfach in einem Koffer aufgegeben. Als die US-Behörde für Flugsicherheit, die Transportation Security Administration (TSA), den militärischen Trainings-Bausatz entdeckte, musste die Gepäckaufbewahrung in Honolulu geräumt werden.

Oder die äußerst realistische Nachbildung einer Claymore-Landmine, die im Gepäck eines Reisenden am Flughafen von San Francisco gefunden wurde. Oder die Übungsmunition für einen Granatwerfer. Oder die Handgranate, die Sicherheitsbeamte aus dem Handgepäck eines Passagiers in Minneapolis fischten. Es ist ein erschreckendes Arsenal, das die TSA in ihrem neuen Jahresbericht zur Schau stellt. Und der gewöhnliche Reisende fragt sich: Was treibt die Menschen an, Waffen, deaktivierte Sprengmittel, Wurfsterne und andere gefährliche Gegenstände mit auf Reisen zu nehmen?

«Die große Mehrheit der Reisenden hat keine bösen Absichten», versichert TSA-Sprecher Ross Feinstein mit Blick auf die teils erschreckenden Funde an den mehr als 5100 öffentlichen Airports in den USA. Die meisten Passagiere erklärten, dass sie die unerlaubten Gegenstände schlicht und einfach vergessen hätten. Für die knapp anderthalb Kilogramm Kokain, die in rohes Fleisch eingewickelt aufgegeben wurden, eine etwas eigenwillige Erklärung.

In den USA, wo die Waffengesetze teils extrem locker und das Recht auf Waffenbesitz in der Verfassung verankert sind, mag der TSA-Bericht zunächst nicht verwundern. Doch die Zahl der Funde steigt: 2212 Waffen entdeckten TSA-Beamte vergangenes Jahr allein im Handgepäck von Fluggästen, das entspricht im Durchschnitt sechs Waffen am Tag und einem Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zu 2013. 83 Prozent der Waffen waren geladen. «Das ist eine Mahnung an alle Reisenden, die Vorschriften genau zu prüfen», sagt Feinstein.

Entweder wollen tatsächlich mehr Amerikaner mit ihrer Beretta in den Flieger steigen – oder die Kontrollen werden schärfer. Am Frankfurter Flughafen war es verdeckten Prüfern der EU-Kommission kürzlich bei jedem zweiten Versuch gelungen, Waffen oder gefährliche Gegenstände durch die Passagierkontrolle zu schmuggeln, was deutliche Kritik nach sich zog. In den USA war es Heimatschutzminister Jeh Johnson, der bereits vor den Terroranschlägen in Frankreich und Kanada die Kontrollen an Airports verstärken ließ.

Doch bei einigen Funden der TSA dürften selbst Waffenliebhaber nur noch mit dem Kopf schütteln. Im Oktober tauchte etwa ein vermutlich Jahrhunderte altes, ungeladenes Kanonenrohr im Gepäck auf. Oder ein nicht ungefährlicher Scherzartikel in Form eines Buches, aus dem eine Stichflamme hervorschießt, wenn man es aufklappt. Und was wollte ein Reisender in Atlanta mit einem Sprengstoff-Zünder aus dem Zweiten Weltkrieg? Zwei Minderjährige hatten bei ihrer Rückkehr aus Europa gar französische Artilleriegeschütze aus dem Ersten Weltkrieg dabei.

Eine Frau in Kalifornien wurde gestoppt, weil sie in ihr in Alufolie gewickeltes Enchilada-Sandwich ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge gedrückt hatte. «Sie hatte leckere und keine böswilligen Absichten», stellte die TSA anschließend in ihrem Blog fest. Die Frau durfte ihre Reise nach der Kontrolle fortsetzen.

Johannes Schmitt-Tegge, dpa