10.03.2014 Die Citation Sovereign ist ein starker Spieler im Markt der Midsize-Jets. Winglets sind nicht die einzige Verbesserung, die der Hersteller beim Wechsel vom ursprünglichen Model zum Nachfolger Sovereign+ vorgenommen hat. Kaum irgendwo in der Luftfahrt welken Lorbeeren so schnell wie im Businessjet-Markt. Wer sich als Hersteller auf seinen Erfolgen ausruht, ist schnell weg vom […]

10.03.2014

Die Citation Sovereign ist ein starker Spieler im Markt der Midsize-Jets. Winglets sind nicht die einzige Verbesserung, die der Hersteller beim Wechsel vom ursprünglichen Model zum Nachfolger Sovereign+ vorgenommen hat.

Kaum irgendwo in der Luftfahrt welken Lorbeeren so schnell wie im Businessjet-Markt. Wer sich als Hersteller auf seinen Erfolgen ausruht, ist schnell weg vom Fenster. Die Konkurrenz schläft nie, sondern ist hungrig nach Marktanteilen. Mit einer Überarbeitung der Citation 680 Sovereign macht Cessna es den Wettbewerbern im umkämpften Segment der Midsize-Jets ein Stück schwerer, ihren Appetit zu stillen. Am 23. Dezember erhielt die Sovereign+ von der FAA ihre Musterzulassung; rund eineinviertel Jahre, nachdem Cessna das Projekt öffentlich vorgestellt hatte.

349-mal hat sich die ursprüngliche Sovereign verkauft, seit Cessna sie 1998 auf der NBAA-Show in Las Vegas erstmals präsentiert hatte; kein schlechtes Ergebnis für ein Flugzeug, das mit aktuell 18 Millionen Dollar Listenpreis wahrlich kein Schnäppchen ist. Der direkte Widersacher Hawker 850XP war schon für rund zwei Millionen weniger zu haben.

Sichtbares Unterscheidungsmerkmal der Weiterentwicklung sind die Winglets, das Cessna-Marketing nennt sie „Swooplets“, die allerdings weniger akzentuiert ausfallen als bei Cessnas Citation X. Letztere ist zwar unangefochten das schnellste Pferd im Stall und das schnellste zivile Flugzeug überhaupt, aber die Sovereign bietet seit jeher die größere Kabine, wenngleich beide auch nur Zentimeter trennen.

Entwickelt wurde die 680 seinerzeit, um die Lücke zwischen der Citation Excel und der Citation X im Produktportfolio von Cessna zu schließen. Kunden, für die Geschwindigkeit nicht das oberste Kriterium bei der Auswahl eines Flugzeugs ist, sollten damit eine Alternative bekommen, um zu verhindern, dass sie sich bei den Konkurrenten Hawker Beechcraft (damals noch Raytheon) oder Bombardier bedienten.

ROBUST UND SOLIDE

Wie der Zusatz „+“ erwarten lässt, hat die überarbeitete Sovereign die Tugenden der Älteren behalten und eine Reihe neuer hinzugewonnen. Das Flugzeug wurde von Anfang an mit einem klaren Fokus auf Einfachheit und Zuverlässigkeit entwickelt und folgt damit der Design-Philosophie aller Citation-Jets seit den 70ern. Fortschritt bemisst sich bei Cessna nicht daran, wieviel Prozent Verbundwerkstoffe in einem Flugzeug eingesetzt werden. Man weiß aus Aluminium das Beste herauszuholen und bleibt deshalb bei seinem Leisten.

Zu den vielbeklagten Schwachpunkten der Sovereign gehört die Primus-Epic-Avionik. Jetzt hat Cessna ganze Arbeit geleistet: Das Cockpit wurde komplett überarbeitet und das Honeywell-System durch das Garmin G5000 ersetzt, das sehr viel benutzerfreundlicher ist und auch einiges mehr kann. Es kommt auch in der neuen X sowie den noch in Entwicklung befindlichen Mustern Longitude und Latitude zum Einsatz. Das G5000 verfügt über drei 14-Zoll-Bildschirme, die im Verhältnis 60:40 geteilt werden können, und wird vorwiegend über vier Touchscreen-Controller bedient, von denen zwei in der Mittelkonsole sitzen und jeweils einer vor den beiden Piloten in der Instrumententafel.

Zur Standardausstattung gehört Garmins Synthetic Vision Technology, die die Anzeige des Primary Flight Displays mit einer 3D-Darstellung des Geländes, von Flughäfen, Hindernissen, Flugweg-Informationen und vielem mehr überlagert und so das Situationsbewusstsein der Piloten verbessern soll. Die Darstellung des neuen digitalen Garmin-Wetterradars kann wiederum mit der Navigationskarte kombiniert werden. Ebenfalls von Garmin stammt die standardmäßig eingebaute automatische Schubregelung. Sie erleichtert nicht nur den Piloten die Arbeit, sie hilft auch durch kleine Schubkorrekturen Turbulenzen auszugleichen. So erhöht sie den Komfort, was angesichts der geringen Flächenbelastung in Verbindung mit einem relativ steifen Flügel durchaus willkommen ist.

Cockpit der Cessna Citation Sovereign+

Das Cockpit wurde komplett neu gestaltet und mit G5000-Avionik von Garmin ausgerüstet. (Bild: Cessna)

 

Die geräumige Kabine der Sovereign hat denselben Querschnitt, der seinerzeit für die Citation III entwickelt wurde und den man auch heute noch in der XLS+ und im Topmodell X findet: 1,68 Meter Breite auf Schulterniveau und 1,73 Meter Höhe, so dass auch größere Zeitgenossen den Kopf nicht allzu sehr einzuziehen brauchen. Die 7,70 Meter lange Kabine der Sovereign ist standardmäßig für acht oder neun Passagiere ausgelegt, kann aber auch für bis zu zwölf Reisende konfiguriert werden. Zu den Vorzügen, die Betreiber des Musters schätzen, gehört das ordentliche Gepäckvolumen: knapp 700 Liter, die von der Kabine aus zugänglich sind, sowie 2800 Liter extern, die beheizt und auch mit einem Feuerlöschsystem ausgestattet sind. Und natürlich verfügt die Sovereign+ über einen Waschraum mit Toilette.

EIN LEICHTER DREH

Die neue Kabine zeigt Verbesserungen im Detail. Nicht nur wurde das Design modernisiert, auch die Sitze bieten mehr Komfort. Sie wurden leicht nach innen gedreht – eine auf den ersten Blick kaum sichtbare Veränderung, die aber nach Urteil von Kunden und Testsitzern das Raumgefühl deutlich verbessert. Das neue „Clarity“ Cabin Management System, das Cessna gemeinsam mit Heads Up Technologies entwickelt hat, ersetzt die bisherige Verkabelung durch Glasfaser. Das spart nicht nur Gewicht, sondern stellt auch eine satte Reserve an Übertragungskapazität zur Verfügung. Selbst wenn jeder Passagier seine eigenen Blu-Ray-Filme sehen will – an mangelnder Bandbreite wird das nicht scheitern. Clarity bietet nicht nur eine Menge Auswahl bei der Bordunterhaltung; die Passagiere können darüber Licht, Temperatur und Verdunkelung der Fenster steuern, entweder indem sie die Touchpads in ihren Sitzen nutzen oder aber per App vom eigenen Handy aus.

Kabinenansicht der Citation-Sovereign+

Normalerweise bietet die Kabine acht bis neun Reisenden bequem Platz. (Bild: Cessna)

 

Die neuen, sparsameren PW306D-Triebwerke produzieren mit 5,852 Pfund (26,03 kN) knapp eineinhalb Prozent mehr Schub und gleichen so das um 215 Kilogramm erhöhte maximale Startgewicht von fast 14 Tonnen aus. Die Triebwerke sind mit ihrem Auslass um vier Grad nach außen gedreht – das verbessert die Steuerbarkeit bei einem Triebwerkausfall am Boden und verkürzt die Landestrecke bei nasser Bahn.

Mit ihrer mäßigen Flügelpfeilung von zwölf Grad schlägt die Sovereign zwar keine Geschwindigkeitsrekorde, dafür aber sind ihre Leistungen bei Start und Landung seit jeher spektakulär. Die Winglets zusammen mit den sparsameren Motoren und 59 Kilogramm mehr Treibstoffvorrat sorgen für ein Reichweitenplus von knapp 300 auf nunmehr 5556 Kilometer, genug für Bremen – Dubai zum Beispiel.

Dafür reichen an einem Standardtag 1113 Meter Piste; für die Landung bei Höchstgewicht sind 817 Meter genug. Mit der Sovereign kann man Plätze benutzen, an die man mit anderen Flugzeugen dieser Größe keinen Gedanken zu verschwenden braucht, und das nicht nur unter Standardbedingungen, sondern auch „hot and high“. Das sorgt für die Vielseitigkeit im Einsatz, die dieses Flugzeug vor allem in den USA, wo rund zwei Drittel der ganzen Flotte fliegen, so beliebt macht.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die überragende Wirtschaftlichkeit. Die technischen Verbesserungen schlagen sich nach den Worten von Brett Thress, Senior Vice President of Business Jet bei Cessna, in Einsparungen von mehreren hundert Dollar pro Flugstunden nieder. Um die Sovereign+ den Kunden noch ein Stück schmackhafter zu machen, hat Cessna das „Sovereign Shield“-Programm aufgelegt, das für die ersten 1500 Flugstunden praktisch alle Wartungskosten abdeckt. (Heinrich Grossbongardt)

 

Technische Daten der Cessna Citation Sovereign+

Technische Daten der Cessna Citation Soveraeign+.

 

VERLEUGNETE VERWANDTSCHAFT

Die FAA hatte für Cessna im vergangenen Jahr ein dickes Weihnachtspaket geschnürt. Neben der Zertifizierung der Sovereign+ erhielt am 23. Dezember auch die Citation M2 ihre Zulassung. Der Name scheint auf eine Verwandtschaft mit der Mustang hinzudeuten und führt damit geradewegs in die Irre. Denn um sich in dem lange von Cessna dominierten Segment der Entry Level Jets Wettbewerber wie die Phenom 100 und den HondaJet vom Leib zu halten, haben die Ingenieure in Wichita das Basis- Modell ihrer erfolgreichen CitationJet-Linie kräftig aufgemöbelt. Auf den ersten Blick gibt es kaum Unterschiede zur CJ1+, sieht man einmal von den Mini-Winglets ab. Kräftig modernisiert hat Cessna aber die Systeme. Bei unveränderter Leistung von je 8,7 kN Schub verfügen die beiden Williams International FJ44-1AP-21-Triebwerke jetzt über FADEC. Sie halten 4000 Stunden bis zur ersten Überholung; bei der typischen Nutzung dieses Flugzeugtyps sind das reichlich zehn Jahre.

Citation M2

Im Dezember erhielt auch auch die Citation M2 ihre Zulassung. (Bild: Cessna)

 

Im Cockpit hat das Garmin G3000 mit Touchscreen-Bedienung Einzug gehalten, was den Aufstieg von der mit dem G1000 ausgestatteten Mustang erleichtert. Dabei ist das G3000 einfacher und intuitiver zu bedienen, zumal das Flight Management System integriert ist. Gleichzeitig bietet es eine höhere Zuverlässigkeit. Insgesamt ist die Avionik auf dem neuesten Stand, mit Wetterradar, WAAS-tauglichem GPS, Terrain Avoidance und TCAS I als Standard. Garmin Synthetic Vision, SiriusXM Satellitenwetter und andere nützliche Features sind als Option erhältlich.

Viel getan hat sich in der Kabine, die Platz für vier bis fünf Sitze bietet. Rechnet man den rechten Sitz im Cockpit und den voll nutzbaren Toilettensitz hinzu, bietet die M2 sogar Platz für sieben – wenn es denn mal sein muss. Das Flugzeuginnere einschließlich Cockpit wurde neu gestaltet, mit modernem Look und bequemeren Sitzen. Wie der Citation Sovereign+ hat Cessna auch der M2 das neue „Clarity“ Cabin Management System für Kommunikation und Unterhaltung spendiert.

Knapp 4,5 Millionen Dollar kostet der neue Jet, der in Independence gebaut wird, 150 Kilometer ostsüdöstlich vom Stammwerk Wichita, wo auch die Mustang und die Caravan vom Band rollen. Mit den neuen Triebwerken, der modernen Avionik und der neuen Kabine sollte die M2 gute Chancen haben, den Wettbewerbern das Leben schwer zu machen. Immerhin hat Cessna bisher mehr als 1000 Flugzeuge der CitationJet-Familie verkauft. Das ist eine starke Basis. Ein weiteres Pfund ist das Familienkonzept vom Einsteigermuster M2 bis zur achtsitzigen CJ4 mit 3600 Kilometern Reichweite. Etwas Vergleichbares kann in dieser Klasse sonst niemand bieten. Das Rezept scheint denn auch zu wirken: Nach Cessna-Angaben ist die Produktion bis 2015 ausverkauft.