Einfach durch die Luft düsen, wenn auf der Autobahn nichts mehr geht. Flugautos sind immer mal wieder in den Schlagzeilen. Doch ist das ein Konzept für alle? Fachleute sehen eine Menge Probleme – und Lösungen. Braunschweig (dpa) – Der Hubschrauber für den Hausgebrauch ist Traum vieler Autofahrer. Einfach zur Arbeit schwirren, ohne Staus und Ampeln. Bislang […]

Einfach durch die Luft düsen, wenn auf der Autobahn nichts mehr geht. Flugautos sind immer mal wieder in den Schlagzeilen. Doch ist das ein Konzept für alle? Fachleute sehen eine Menge Probleme – und Lösungen.

Braunschweig (dpa) – Der Hubschrauber für den Hausgebrauch ist Traum vieler Autofahrer. Einfach zur Arbeit schwirren, ohne Staus und Ampeln. Bislang gibt es das nur in Science-Fiction-Filmen. Entsprechend groß ist das Medieninteresse, wenn das renommierte Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu diesem Thema in seine Hallen in Braunschweig lädt. Fliegende Autos – das zieht.

Doch die Ernüchterung folgt umgehend. «Es handelt sich eher um einen Traum», sagt Stefan Levedag, der Leiter vom DLR-Institut für Flugsystemtechnik. Helikopter für jedermann werden noch lange Zeit ein Wunsch bleiben, so der Experte. Zu groß seien gesetzliche Hürden, Sicherheitsprobleme und ganz praktische Ärgernisse. So würde ein senkrechtstartender Hubschrauber beim Start sicherlich den halben Vorgarten verwüsten.

Zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen, darunter dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Max-Planck-Institut (MPI) für biologische Kybernetik, hat das DLR vier Jahr lang an Flugobjekten für jedermann geforscht. Die EU stellte für das Projekt «mycopter» 3,4 Millionen Euro zu Verfügung. Doch wer nun auf einen herumsausenden Prototypen hofft, wird enttäuscht.

Das sei mit genügend Geld auch gar nicht die ganz große Kunst, lässt Levedag durchblicken. «Fliegende Autos können wir heute bauen.» Die seien extrem teuer und nicht besonders praktisch: «Das sind grottenschlechte Autos und noch viel schlechtere Flugzeuge.» Aber technisch eben möglich.

Schwierig sei es, einen reibungslosen Flugverkehr mit Abertausenden Hobbyfliegern zu organisieren. Schließlich besteht die Bevölkerung nicht nur aus Piloten. «Wir können nicht von jedem eine Flugausbildung verlangen», sagt Projektleiter Heinrich Bülthoff, der am MPI für biologische Kybernetik in Tübingen forscht. Am Simulator sei ein Steuerung entwickelt worden, mit der ein Autofahrer nach fünf Stunden Training fliegen kann.

In den vergangenen vier Jahren konnten die Wissenschaftler offenbar einige kleine Schritte in Richtung persönlichem Luftfahrzeug machen. Braunschweiger Ingenieure entwickelten beispielsweise ein Lenkrad, mit dem ein Hubschrauber ähnlich wie ein Auto gesteuert werden kann.

In der Schweiz tüftelte man an Computersystemen, die Kollisionen vermeiden und im Notfall automatisch eine Stelle zum Aufsetzen finden können. Die Computeralgorithmen könnten schon ganz gut einen geeigneten Landeplatz suchen, sagt Bülthoff. Er gibt aber zu bedenken, dass diese Techniken noch nicht in bemannten Helikoptern getestet worden seien, sondern hauptsächlich im Simulator.

DLR-Forscher Levedag bittet Interessierte aber um Geduld. «Das ist Grundlagenforschung», sagt er. Es gebe schwer zu überwindende Hindernisse. Wie soll die Sicherheit gewährleistet werden? «Wir können Menschen stark verletzen und wir können Menschen auf den Kopf fallen», sagt Levedag. Der Hubschrauber für den Hausgebrauch sei eben Musik der fernen Zukunft. «Wir sind hier ganz am Anfang.»