Noch sind die Auswirkungen der Ebola-Epidemie in Westafrika auf den internationalen Tourismus gering. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass Urlauber aus Furcht gleich den gesamten Kontinent meiden. Das trifft vor allem die Safari-Länder in Ostafrika. Berlin (dpa/tmn) – Ebola hat sich von einem Problem Westafrikas zu einer Epidemie entwickelt, die auf der Agenda der […]

Noch sind die Auswirkungen der Ebola-Epidemie in Westafrika auf den internationalen Tourismus gering. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass Urlauber aus Furcht gleich den gesamten Kontinent meiden. Das trifft vor allem die Safari-Länder in Ostafrika.

Berlin (dpa/tmn) – Ebola hat sich von einem Problem Westafrikas zu einer Epidemie entwickelt, die auf der Agenda der Weltpolitik ganz oben steht. Davon bleibt auch der Tourismus nicht unberührt. Experten betonen zwar, dass Urlauber den Safariländern Afrikas noch nicht in großer Zahl den Rücken kehren. Aber das könnte sich ändern. Im Moment herrscht viel Ungewissheit.

«Die Folgen des Ebola-Ausbruchs sind sehr schwer vorherzusehen», sagt der Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO), Taleb Rifai. Derzeit gebe es noch keine Auswirkungen auf den Tourismus auf globalem Niveau. Die betroffenen Staaten Sierra Leone, Liberia und Guinea werden nur von 0,5 Prozent der internationalen Touristen in Afrika besucht. Und Afrikas Anteil am weltweiten Tourismus liegt wiederum gerade einmal bei 5 Prozent. Manche Länder fürchteten aber, dass eine Verallgemeinerung der Lage in den Medien einen negativen Einfluss auf den Tourismus in Afrika haben könnte, so Rifai.

Erste Anzeichen für diesen Trend lieferte eine Umfrage der Webseite Safaribookings.com, die Safari-Touren von mehr als 1000 Anbietern vergleicht. Gut zwei Drittel (69 Prozent) von ihnen haben demnach im Zuge der Ebola-Epidemie einen Rückgang bei den Buchungen verzeichnet. Und bei der Mehrheit (55 Prozent) haben Stornierungen zugenommen. Vor allem Länder wie Tansania und Kenia sind bei Safari-Touristen beliebt. Die Ebola-Epidemie grassiert allerdings rund 2000 Kilometer weit entfernt auf der anderen Seite des Kontinents. Das Kenya Tourism Board sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass es in Kenia noch nie einen Fall von Ebola gegeben habe.

Manche Kunden aus Nordamerika stornierten derzeit ihre Safari-Touren, heißt es bei einem deutschen Veranstalter. Doch offiziell bestätigen möchte man diese Aussage nicht. Deutsche Touristen kehren Ostafrika bislang jedenfalls kaum den Rücken. «Wir haben keine Informationen, dass es zu Umbuchungen und Stornierung in größerem Umfang gekommen ist», erklärt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV).

Der Reiseveranstalter DER Touristik, zu dem auch Meier’s Weltreisen gehört, bestätigt: «Für das nördliche, südliche und östliche Afrika stellen wir keine Veränderungen im Buchungsverhalten und bei der Nachfrage fest, die wir mit Ebola in Verbindung bringen können.» Gäste, die bereits eine Afrika-Reise gebucht hätten, seien über die regionale Begrenzung der Krankheit informiert. Anders in Westafrika: Dort sei die Nachfrage nach Gambia und dem Senegal – beides Destinationen von Meier’s Weltreisen – «stark» zurückgegangen.

Studienreisende fahren aber offenbar auch nicht mehr so gerne in die Urlaubsländer am Indischen Ozean: «Wir sehen momentan für das Jahr 2015 tatsächlich eine etwas geringere Nachfrage nach Kenia und Tansania», sagt Peter-Mario Kubsch, Geschäftsführer von Studiosus. «Ich würde das aber nicht allein auf Ebola zurückführen.» Es sei aber nicht auszuschließen, dass Reisende bestimmte Länder Afrikas wegen einer potenziellen Gefahr meiden.

«Auch bei der Schweinegrippe und dem Sars-Ausbruch in China haben wir gesehen, dass schnell ganze Regionen großräumig in einen Topf geworfen werden», sagt Kubsch. Bei Afrika sei das nicht anders. «Es kommt hinzu, dass man den Gesundheitssystemen dort nicht viel zutraut.» Daher werde vielleicht eine schnellere Ausbreitung befürchtet als in Europa oder Asien. UNWTO-Generalsekretär Rifai sieht die Gefahr einer Hysterie: «Wir beobachten eine Atmosphäre der Panik und viele falsche Darstellungen der wissenschaftlichen Fakten.»

Experten weisen immer wieder darauf hin, dass mit Ebola Infizierte nur andere Menschen anstecken können, wenn sie bereits Symptome zeigen. Außerdem überlebt das Virus außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange: «Selbst wenn Sie sich in einen Sitz hineinsetzen, auf dem ein Ebola-Kranker saß, ist eine Ansteckung höchst unwahrscheinlich», sagt zum Beispiel Prof. Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin (CRM). Und dass ein ansteckender Infizierter mit Symptomen an Bord eines Flugzeugs gelassen wird, ist mittlerweile unwahrscheinlich.

Immer mehr Staaten wie die USA, Großbritannien, Frankreich oder Tschechien kontrollieren Reisende, die aus Sierra Leone, Libera und Guinea einreisen wollen. Die Malediven zum Beispiel stellen keine Visa bei Einreise («Visa on Arrival») mehr für Reisende aus, die innerhalb von 21 Tagen vor Einreise in einem der Ebola-Länder waren.

Die Airlines wiederum haben strenge Regeln, was die Abläufe bei Verdachtsfällen an Bord angeht: Zeigt ein Passagier während des Flugs Symptome, wird er isoliert und das Flugzeug unter Quarantäne gestellt. Das umstrittene Thermo-Screening, bei dem bei Abreise oder Ankunft die Körpertemperatur gemessen wird, lehnen deutsche Flughäfen bislang ab. Weder das Robert-Koch-Institut noch die WHO würden diese Maßnahme empfehlen. Bislang haben zwei Reisende aus Westafrika das Ebola-Virus an Bord eines Flugzeugs in ein ebolafreies Land gebracht.

Trotz dieser gemessen an der Hysterie geringen Zahl ist die weltweite Anspannung groß. Reisende verzichten deshalb besser auch auf lapidare Ebola-Witze. Sonst können sie für die Kosten herangezogen werden, die einem Staat für die Quarantäne und Überprüfung der Passagiere und der Maschine entstehen. Ein Passagier auf einem Flug von den USA in die Dominikanische Republik hatte scherzhaft behauptet, er habe Ebola – die Maschine wurde kurzerhand von einem Sondereinsatz-Team der örtlichen Gesundheitsbehörde kontrolliert.