05.07.2015 Fünf Tage und Nächte alleine in einem Mini-Cockpit über dem Pazifik, nur von Sonnenenergie angetrieben: Der riskante Flug von «Solar Impulse 2» wird von einer reibungslosen Landung auf Hawaii gekrönt. Das nächste Ziel steht schon fest. Honolulu (dpa) – Das Timing und die Kulisse sind perfekt: Kurz nach Sonnenaufgang setzt der Solarflieger «Solar Impulse […]

05.07.2015

Fünf Tage und Nächte alleine in einem Mini-Cockpit über dem Pazifik, nur von Sonnenenergie angetrieben: Der riskante Flug von «Solar Impulse 2» wird von einer reibungslosen Landung auf Hawaii gekrönt. Das nächste Ziel steht schon fest.

Honolulu (dpa) – Das Timing und die Kulisse sind perfekt: Kurz nach Sonnenaufgang setzt der Solarflieger «Solar Impulse 2» auf einer Landebahn in dem Urlaubsparadies Hawaii auf. Nur von Sonne angetrieben hatte das Leichtflugzeug gleich mehrere Rekorde aufgestellt. Mit fast 8300 Kilometern war es die weiteste Distanz, die ein Solarflugzeug je absolvierte. Nach fünf Tagen und fünf Nächten alleine in dem kleinen Cockpit hat der Schweizer Pilot André Borschberg den Applaus für den längsten Soloflug redlich verdient.

Nun wird gefeiert – und geduscht. «Ich hoffe, ich rieche nicht zu sehr», scherzte Borschberg nach der Landung am Freitag. Er freue sich sehr auf eine Dusche. Zudem sollten die Korken fliegen, bevor die Vorbereitungen für die nächste Etappe anlaufen. «Zum Glück ist einer unserer Sponsoren ein Champagnerhersteller», sagte sein Kollege, der Luftfahrt-Pionier und Erfinder Bertrand Piccard (57), der Deutschen Presse-Agentur.

Borschberg wechselt sich mit Piccard bei den Flugetappen ab. «Solar Impulse 2» war Anfang März im Golfemirat Abu Dhabi gestartet und über Indien, den Himalaya und China nach Japan geflogen. Als nächstes steht die kürzere Pazifik-Überquerung von Hawaii an die US-Westküste an. Piccard soll die knapp 5000 Kilometer zum Sky Harbor-Flugplatz in Phoenix (US-Staat Arizona) übernehmen. Der Start hängt vom Wetter ab, einen Termin gibt es noch nicht.

Strahlend zeigte sich Borschberg nach der Landung am Freitag in Honolulu in seinem Cockpit. Die Erschöpfung war dem 62-Jährigen kaum anzusehen. Nach dem hawaiianischen Willkommensgruß mit Blumenkränzen mussten sich die Schaulustigen aber eine Weile gedulden. Borschberg scheute die ersten Schritte auf festem Boden, er blieb zunächst in seinem Flugzeug sitzen. Ein Physiotherapeut musste minutenlang seine Beine massieren, erst dann stand der Flugpionier vorsichtig auf und streckte die Arme jubelnd zum Himmel.

Borschberg räumte ein, dass er fast ein wenig traurig über das Ende dieser Flugetappe ist. Er sei nicht wirklich erschöpft, er hätte noch länger durchhalten können. Mit Yoga und Mediation habe er den Stress bewältigt. Ihre Botschaft an die Welt: Uns kommt es vor allem darauf an, die Möglichkeiten der umweltfreundlichen Solarkraft aufzuzeigen.

«Wir haben nicht nur etwas historisch Neues für die Luftfahrt gemacht, sondern auch für die erneuerbare Energien», sagte Piccard der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als zwölf Jahre habe er an diesem Ziel gearbeitet. Mit dem Solarflug hätten sie bewiesen, dass diese Technologie «reif und zuverlässig» sei.

Die 118 Flugstunden, in denen er nie mehr als 20 Minuten am Stück schlafen durfte, waren für Borschberg ein Wechselbad der Gefühle. Mal twitterte der Pilot über traumhafte Sonnenuntergänge, mal über Müdigkeit und die Sorge, einen Weg durch gefährliche Kaltfronten zu finden. Seinen Humor verlor er bei dem langen Flug nicht. «Kann mir jemand ein gutes Steakhaus in Hawaii empfehlen?», twitterte er am Tag vor der Landung.

Auf einen eventuellen Notfall bei der Pazifik-Überquerung hatten sich der frühere Militärpilot und Piccard mit Hilfe der deutschen Marine intensiv vorbereitet. In Drills hätten sie gelernt, wie man mit dem Fallschirm abspringt, im kalten Wasser überlebt und ein Rettungsboot aufbläst, erzählt Piccard. «Wir sind keine Teufelskerle. Wir sind Forscher und Abenteurer und wir machen alles mit guter Vorbereitung.»

Barbara Munker, dpa