30.10.2014 Ein Manöver der russischen Luftwaffe wirft Fragen auf. Auch eine Alarmrotte der Bundeswehr steigt auf, um russische Kampfflieger über der Ostsee zu identifizieren. Wie bedenklich sind die Übungsflüge? Berlin (dpa) – Militärmanöver im internationalen Luftraum sind keine Seltenheit. Der Umfang, in dem russische Kampfflieger in den vergangenen Tagen über den europäischen Meeren unterwegs waren, […]

30.10.2014

Ein Manöver der russischen Luftwaffe wirft Fragen auf. Auch eine Alarmrotte der Bundeswehr steigt auf, um russische Kampfflieger über der Ostsee zu identifizieren. Wie bedenklich sind die Übungsflüge?

Berlin (dpa) – Militärmanöver im internationalen Luftraum sind keine Seltenheit. Der Umfang, in dem russische Kampfflieger in den vergangenen Tagen über den europäischen Meeren unterwegs waren, ist allerdings ungewöhnlich. Nato-Flieger stiegen auf, um die russischen Jets zu identifizieren oder sogar zu eskortieren. Auch eine Alarmrotte der Bundeswehr mit zwei «Eurofightern» war im Einsatz.

Verstößt die russische Luftwaffe mit ihren Manövern gegen internationales Recht?

Nein. Die russischen Flugzeuge waren in internationalem Luftraum unterwegs, was völlig legal ist. Solche Manöver müssen von den russischen Streitkräften auch nicht bei der zivilen Flugsicherung angemeldet werden. «Sie sind also nicht verpflichtet einen Transponder einzuschalten, sie müssen keinen Flugplan aufgeben, sie müssen sich auch nicht mit der zivilen Flugsicherung in Verbindung setzen», sagt Axel Raab von der deutschen Flugsicherung.

Sind die Manöver trotzdem ein Problem oder sogar eine Gefahr für den zivilen Luftverkehr?

Ganz unproblematisch sind sie nicht, weil Militärmaschinen ohne Transponder von zivilen Fluglotsen nicht unbedingt gesehen werden. Deswegen werden die Flugzeuge auch teilweise von Nato-Maschinen eskortiert, die dann ihre Transponder einschalten.

Warum sind die Manöver ungewöhnlich?

In diesem Jahr wurden bereits etwa 100 Mal russische Flugzeuge von Nato-Jets im europäischen Luftraum eskortiert, drei Mal so viele wie im vergangenen Jahr. Der Umfang der jetzigen Manöver über den europäischen Meeren von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer wird von der Nato aber als ungewöhnlich eingestuft. Zwei Bomber seien am Mittwoch sogar westlich von Portugal und Großbritannien unterwegs gewesen.

Wie überwacht die Nato solche Manöver?

Sie hat ihre Luftraumüberwachung über den östlichen Mitgliedstaaten im Zuge der Ukraine-Krise massiv verstärkt. Bereits im Frühjahr wurde die Zahl der über Estland, Lettland und Litauen eingesetzten Nato-Flieger von vier auf 16 aufgestockt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach am Dienstag sogar davon, dass die Luftstreitkräfte in den östlichen Mitgliedstaaten inzwischen verfünffacht worden seien.

Sind auch deutsche Flugzeuge dabei?

Seit dem 1. September beteiligt sich die deutsche Luftwaffe für vier Monate mit vier Kampfflugzeugen an der Nato-Schutzmission über dem Baltikum. Zwei weitere «Eurofighter» stehen in Deutschland als Reserve bereit. Für den Einsatz sind 170 Bundeswehr-Soldaten am Stützpunkt Ämari in Estland stationiert. Sie wechseln sich wochenweise mit portugiesischen Streitkräften bei der Luftraumüberwachung ab.

Wie haben die deutschen «Eurofighter» auf das russische Manöver reagiert?

Die Bundeswehrtruppe in Estland befindet sich in einer sogenannten «heißen Woche». Das heißt, sie stellt die Alarmrotte. Als am Dienstagnachmittag sieben russische Kampfflugzeug von St. Petersburg nach Kaliningrad über die Ostsee flogen, stiegen zwei deutsche «Eurofighter» auf, um sie zu identifizieren. Nach einer Stunde war der Einsatz beendet. Eskortiert werden konnten sie nicht, da die Flieger einzeln oder in Zweier-Gruppen im Abstand von fünf bis zehn Minuten starteten.

Führt auch die Nato Manöver in Osteuropa durch?

Ja. Im Frühjahr gab es beispielsweise ein Marine-Manöver in der Ostsee. Im September beteiligten sich mehre Nato-Staaten an der elftägigen Übung «Rapid Trident» (Schneller Dreizack) in der Nähe der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg). Auch drei Bundeswehrsoldaten waren dabei. Moskau fühlte sich provoziert.

Michael Fischer, dpa