16.09.2014 Lufthansa hat den für Dienstag geplanten Pilotenstreik ins Leere laufen lassen. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit will nach der Streikabsage noch in dieser Woche wieder verhandeln. Frankfurt/Main (dpa) – Die Passagiere der Lufthansa müssen vorerst keine weiteren Pilotenstreiks fürchten. Nach der überraschenden Streikabsage der Vereinigung Cockpit (VC) vom späten Montagabend haben beide Seiten neuerliche Tarifgespräche […]

16.09.2014

Lufthansa hat den für Dienstag geplanten Pilotenstreik ins Leere laufen lassen. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit will nach der Streikabsage noch in dieser Woche wieder verhandeln.

Frankfurt/Main (dpa) – Die Passagiere der Lufthansa müssen vorerst keine weiteren Pilotenstreiks fürchten. Nach der überraschenden Streikabsage der Vereinigung Cockpit (VC) vom späten Montagabend haben beide Seiten neuerliche Tarifgespräche zu der umstrittenen Übergangsversorgung vereinbart, wie ein Sprecher des Unternehmens bestätigte. Einen genauen Termin nannte er nicht. Der Flugbetrieb der größten Airline Europas lief am Dienstag bis auf kleine Verschiebungen reibungslos.

Die Pilotengewerkschaft hatte am Montagabend überraschend den zuvor geplanten achtstündigen Streik am Frankfurter Flughafen abgesagt. Cockpit begründete dies damit, neue Gespräche mit der Airline anzustreben. Allerdings hatte Lufthansa vorher angekündigt, alle 40 vom Streik bedrohten Überseeflüge auch ohne VC-Piloten durchführen zu können. Die fünfte Streikwelle wäre damit ins Leere gelaufen. Zu den bislang 4300 ausgefallenen Flügen mit rund 480 000 betroffenen Passagieren kamen so vorerst keine weiteren hinzu. Konkurrent Air France musste hingegen wegen eines ähnlich gelagerten Pilotenstreiks rund 60 Prozent seiner Flüge absagen.

VC-Sprecher Jörg Handwerg sprach von einem «modifizierten Angebot» der Lufthansa zum Vorruhestand der Piloten, über das nun geredet werden müsse. Die Tarifkommission der Pilotengewerkschaft habe für Donnerstag und Freitag neue Gesprächstermine angeboten. Streiks kämen erst wieder in Frage, wenn die Verhandlungen zu keinem Ergebnis führten.

Lufthansa hatte nach eigener Darstellung ein «konkretisiertes» Angebot insbesondere zu den Übergangsregeln in den Vorruhestand öffentlich vorgestellt. «Es ist kein neues Angebot», betonte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag erneut. Von ihren grundsätzlichen Forderungen nach einem späteren individuellen Eintritt (60 statt 55 Jahre) sowie einer Anhebung des durchschnittlichen Eintrittsalters (von 58 auf 61 Jahre) wich die Lufthansa aber nicht ab.

Handwerg sprach hingegen von Verbesserungen. Es sei nun klar, dass auch jüngere, bereits eingestellte Kollegen im Einzelfall vor 60 in den Vorruhestand gehen könnten. Für Berufseinsteiger sei Lufthansa nun zu Verhandlungen bereit.

Einen ersten Erfolg konnte das unter hohem Konkurrenzdruck stehende Unternehmen beim Aufbau eines kostengünstigeren Fernreiseangebots unter dem eigenen Markendach präsentieren. Mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO wurde in der Nacht auf Dienstag vereinbart, auf Langstreckenflügen ohne First Class mit weniger Personal auszukommen. Die bis zu 14 älteren Jets von Typ Airbus A 340-300 sollen zunächst nur 18 Sitze in der Businessklasse erhalten und vor allem zu touristischen Zielen fliegen, wo wenige Geschäftsreisende erwartet werden. Die Vereinbarung mit UFO führe bei diesen Flügen zu 20 Prozent niedrigeren Kosten in der Kabine.

Von der Politik verlangte die Fluggesellschaft die gesetzliche Bündelung von Tarifverhandlungen in volkswirtschaftlich sensiblen Verkehrsbereichen. «Wir respektieren natürlich das Streikrecht», sagte Passage-Vorstand Karl Ulrich Garnadt der «Rheinischen Post». «Es gibt aber in der Verkehrswirtschaft Bereiche, die so sensibel sind, dass Streiks dort der gesamten Volkswirtschaft massiv schaden.» Die Lufthansa habe wegen der Streiks an Attraktivität verloren. «Wir sehen bei Privatreisekunden schon eine deutliche Buchungszurückhaltung, insbesondere bei Flügen zu klassischen Urlaubszielen. Bei den Geschäftsreisen ist das glücklicherweise weniger deutlich, weil diese Kunden sehr viel kurzfristiger buchen», sagte Garnadt.