30.10.2014 Sparprogramme und neue Geschäftsideen haben der Lufthansa bislang nicht den erhofften Schub verpasst. Weiterhin türmen sich die Probleme vor dem neuen Unternehmens-Kapitän Carsten Spohr. Frankfurt/Main (dpa) – Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht seinem Ruf als Sonnyboy alle Ehre, als er versucht, selbst der zweiten Gewinnwarnung seines Konzerns in diesem Jahr noch etwas Positives abzuringen. «Das […]

30.10.2014

Sparprogramme und neue Geschäftsideen haben der Lufthansa bislang nicht den erhofften Schub verpasst. Weiterhin türmen sich die Probleme vor dem neuen Unternehmens-Kapitän Carsten Spohr.

Frankfurt/Main (dpa) – Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht seinem Ruf als Sonnyboy alle Ehre, als er versucht, selbst der zweiten Gewinnwarnung seines Konzerns in diesem Jahr noch etwas Positives abzuringen. «Das Gewinnziel auf ein Niveau zu bringen, von dem wir als Management glauben, dass wir es schaffen können, gibt mir eher ein gutes Gefühl», gibt er tapfer zu Protokoll. Doch vor dem 47-jährigen Manager türmen sich auch mit herabgesetzten Gewinnzielen die Probleme: Die Weltkonjunktur lahmt, das Billigfliegerkonzept stockt und seine Piloten drohen immer noch mit Streiks.

Die Lufthansa versucht sich neu zu erfinden, um gegen Billigflieger wie Ryanair und arabische Fluglinien wie Emirates bestehen zu können. Ein Touristen-Langstreckenangebot mit niedrigeren Kosten soll Urlaubsziele für die Lufthansa wieder rentabel machen. Ein Langstrecken-Billigflieger, womöglich unter dem Dach des deutsch-türkischen Ferienfliegers Sunexpress, soll das Konzept von Germanwings auf der Langstrecke fortschreiben. Die Tochter Eurowings, bislang mit kleineren Maschinen im Auftrag von Germanwings unterwegs, könnte als eigenständige Marke bald auch andere europäische Länder direkt miteinander verbinden – ohne den Umweg über Deutschland.

«Die Kostenstruktur von Germanwings ist zu hoch für den Wettbewerb in Europa», sagt Spohr. «Deswegen nehmen wir Eurowings als Basis.» Kein Platz in den Cockpits wäre damit für Piloten, die nach dem Lufthansa- Konzerntarifvertrag bezahlt werden müssten. Doch genau das will die mächtige Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erreichen. Acht Streikwellen haben die Lufthansa-Piloten 2014 bislang veranstaltet und zusammen mit kleineren Streiks anderer Personalgruppen dem Unternehmen einen Schaden von 170 Millionen Euro zugefügt.

Der Arbeitskampf wird so verbissen und hart geführt, weil es eben nur vordergründig um Vorruhestandsrenten und Gehälter der Piloten geht. «Mit 50 Jahre alten Privilegien und 50 Prozent höheren Kosten als die Wettbewerber kann man nicht zukunftsfähig sein», sagt Spohr. Offener kann man sich nicht gegen die VC-Piloten stellen. Von den Tarifeinheitsplänen der Bundesregierung wird Lufthansa selbst nach Einschätzung der verantwortlichen Ministerin Andrea Nahles (SPD) nicht profitieren, denn für die Piloten verhandelt auch künftig ausschließlich die VC.

Der Konkurrenzkampf in der Branche ist hart, viele Fluglinien wie Air Berlin verlieren im laufenden Geschäft seit Jahren Geld. Der Weltluftfahrtverband IATA erwartet, dass der Luftverkehr in Europa in den kommenden 20 Jahren so schwach wächst wie in keiner anderen Weltregion. Was insbesondere zu konjunkturschwachen Zeiten bleibt, ist ein Verdrängungswettbewerb. Es gewinnen die Fluglinien mit den geringsten Kosten, außer wenn sie wie Air Berlin künstlich mit fremdem Geld in der Luft gehalten werden.

Entlastung müsste eigentlich von den fallenden Treibstoffpreisen kommen, dem mit Abstand größten Kostenblock bei Airlines. Doch der seit dem Frühsommer stark gefallene Rohölpreis hilft Lufthansa nur zum Teil. Kerosin wird weltweit in Dollar abgerechnet, der im Vergleich zum Euro teurer geworden ist. Zudem sichert Lufthansa ihren Treibstoffeinkauf über Jahre hinweg mit Vorauskontrakten ab, die zwar vor herben Preisanstiegen schützen, gleichzeitig aber auch die Wirkungen des aktuellen Preisverfalls dämpfen. An der Hedging-Praxis werde aber festgehalten, erklärte Finanzchefin Simone Menne.

Immerhin geht es anderen noch schlechter, mag sich Spohr trösten. Lufthansas wichtigster Wettbewerber Air France-KLM leidet noch stärker unter den Streiks seiner Piloten und steuert erneut auf einen Jahresverlust zu. Der mehrwöchige Ausstand der Flugzeugführer habe den Umsatz um 416 Millionen Euro geschmälert und das operative Ergebnis um rund 330 Millionen Euro belastet, hatte das Unternehmen am Mittwoch in Paris berichtet. Ihre Pläne zum Ausbau des Billigfliegers Transavia haben die Franzosen gleich ganz begraben.