30.06.2015 Gut drei Monate nach dem Absturz der Germanwings-Maschine ziehen Experten erste Lehren. An den Cockpittüren soll sich nichts ändern. Aber wie merkt man mit Sicherheit, dass ein Pilot fluguntauglich ist? Berlin (dpa) – Als Lehre aus der Germanwings-Katastrophe empfehlen Experten, die Anlaufstellen für Mitarbeiter mit psychischen Problemen bei den Fluggesellschaften zu stärken. Außerdem soll […]

30.06.2015

Gut drei Monate nach dem Absturz der Germanwings-Maschine ziehen Experten erste Lehren. An den Cockpittüren soll sich nichts ändern. Aber wie merkt man mit Sicherheit, dass ein Pilot fluguntauglich ist?

Berlin (dpa) – Als Lehre aus der Germanwings-Katastrophe empfehlen Experten, die Anlaufstellen für Mitarbeiter mit psychischen Problemen bei den Fluggesellschaften zu stärken. Außerdem soll geprüft werden, wie die Kontrollen auf Medikamente, Drogen oder Alkohol intensiviert werden können, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bei der Vorstellung des Zwischenberichts einer Arbeitsgruppe am Dienstag in Berlin. Der Sicherheitsmechanismus der Cockpittür soll demnach unverändert bleiben. Die Vorgabe, dass sich immer zwei Personen im Cockpit aufhalten müssen, wird vorerst beibehalten.

Bei dem Absturz am 24. März in den französischen Alpen kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben, darunter viele Deutsche. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft sperrte der Copilot seinen Kollegen aus dem Cockpit aus und brachte die Maschine absichtlich zum Absturz. Der 27-Jährige hatte nach Überzeugung der Ermittler psychische Probleme und Suizidgedanken. Eine Krankschreibung für den Absturztag hatte er vor seinem Arbeitgeber verheimlicht. Die vielen Mediziner, die er aufsuchte, behielten ihre Diagnosen wegen der ärztlichen Schweigepflicht für sich.

Die Arbeitsgruppe unter dem Dach des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) war kurz nach dem Unglück eingesetzt worden. Dobrindt betonte: «Wir haben die einhellige Einschätzung, dass die Sicherheitsstandards in der Luftfahrt bereits heute außerordentlich hoch sind.» Handlungsbedarf sehen die Experten vor allem bei der Beurteilung der Flugtauglichkeit.

Alle Beteiligten müssten verstärkt für psychische Erkrankungen sensibilisiert werden, raten sie in ihrem Bericht. Anlaufstellen für Crewmitglieder, die psychische Probleme haben oder bei Kollegen feststellen, sollten EU-weit verbindlich vorgeschrieben werden.

Ob es bei Piloten künftig Zufallskontrollen auf Medikamente, Alkohol oder Drogen geben soll, ist noch offen. Wichtig wäre aus Sicht der Experten außerdem, dass Mediziner, Psychologen und Aufsichtsbehörden einen Überblick über die Krankengeschichte bekommen können. Derzeit gehen solche Daten nur pseudonymisiert – also verschlüsselt – an Behörden. Nun soll geprüft werden, ob Alternativen denkbar sind, ohne den Datenschutz oder die ärztliche Schweigepflicht zu verletzen.

Die Taskforce wird an diesen Punkten weiterarbeiten. Ihre Zwischenergebnisse sollen auch auf europäischer und internationaler Ebene beraten werden. Zur Pseudonymisierung wird im Ministerium eine Expertengruppe eingerichtet, zur Frage der Medikamenten- und Drogen-Kontrollen eine Kommission beim Luftfahrt-Bundesamt.