230 000 Modellflieger, Uniformen oder Postkarten lagern im Keller des Frankfurter Flughafens. Die Sammlung ist das Lebenswerk eines Luftfahrtliebhabers. Sogar Hollywoodstar Mel Gibson hat ein Teil beigesteuert. Frankfurt/Main (dpa) – Aus allen Richtungen hetzen Reisende am Frankfurter Flughafen durch die Hallen, ihre Habseligkeiten für die Reise schieben sie in Koffer gepackt vor sich her. Sie ahnen […]

230 000 Modellflieger, Uniformen oder Postkarten lagern im Keller des Frankfurter Flughafens. Die Sammlung ist das Lebenswerk eines Luftfahrtliebhabers. Sogar Hollywoodstar Mel Gibson hat ein Teil beigesteuert.

Frankfurt/Main (dpa) – Aus allen Richtungen hetzen Reisende am Frankfurter Flughafen durch die Hallen, ihre Habseligkeiten für die Reise schieben sie in Koffer gepackt vor sich her. Sie ahnen nicht, dass sich unter ihren Füßen ganz besondere Gegenstände stapeln: Im Keller unter dem Terminal 2, unter Schalter 861, liegen die 230 000 Teile der Flughafen-Sammlung von Hector Cabezas – eine Dokumentation leidenschaftlicher Luftfahrt-Geschichte.

In mehr als 70 Jahren hat der Argentinier Cabezas alle Stücke zusammengetragen – fast sein gesamtes Leben lang. Denn inzwischen ist der ehemalige Pilot 79 Jahre alt. Er hat seine Sammlung geografisch und alphabetisch sortiert, gehegt und gepflegt. Tritt man durch die Tür zu den sieben Kellerräumen, findet man sich in einem Labyrinth aus Pappfiguren, Kisten, Maschinen und Modellfliegern wieder.

Darin kennt sich nur Cabezas perfekt aus, der Besucher zielsicher zu seinen Lieblingsstücken führt. Zu dem Pilotenabzeichen aus dem Film «Air America» zum Beispiel, das ihm Mel Gibson persönlich zugeschickt hat. Es steckt in einer Klarsichthülle ganz vorne in einer schwarzen Box mit der Aufschrift «USA».

Flughafenbetreiber Fraport stellt dem 79-Jährigen und seiner Frau Paula seit 1987 die Räume für seine Sammlung zur Verfügung. Das kleine Museum ist 350 Quadratmeter groß. Den Platz braucht Cabezas. Auch die Wände sind vollgeklebt mit Erinnerungsstücken wie Fotos und Zeitungsartikel.

Zu jedem ihrer Stücke erzählen er und Paula, die die Sammlung gemeinsam mit ihm betreut, eine kleine Geschichte. Diese Postkarte haben sie von einem befreundeten Piloten bekommen, jene Mütze bei einem anderen Sammler durch Tausch erworben. Viel investiert hätten sie nie, sagen die beiden – außer Zeit.

Das Paar hat also mindestens so viele Geschichten wie Sammlerstücke auf Lager. Etwa die von dem Tag, als Schauspieler John Travolta mit seiner Maschine am Frankfurter Flughafen landete. 2002 war das. Hector Cabezas hatte bei der Pressekonferenz Aufsehen erregt, weil er wusste, von wann die Fliegerjacke war, die Travolta trug.

«Ich habe ihn gefragt, ob er noch ein paar Minuten Zeit hat. Wir sind dann einfach in meiner alten Blechkiste quer über den Flughafen ins Archiv gefahren. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie ich den Sicherheitsleuten klarmache, dass ich einen Tagespass für John Travolta brauche.» Cabezas muss immerzu lachen, als er davon erzählt.

Angefangen hat alles 1934, als Cabezas als Achtjähriger seine Leidenschaft fürs Sammeln von Briefmarken entdeckte. «Aber nur die mit Flugzeugmotiven, denn die Fliegerei war schon immer meine Leidenschaft», erinnert er sich. Mit 17 machte er den Pilotenschein in Argentinien, ging mit seinem Vater in die Niederlande, wo er alsbald große Cargo-Maschinen flog. Dann aber machte ihn seine Zuckererkrankung flugunfähig. Der Argentinier wurde Frachtleiter in Frankfurt, dem größten deutschen Flughafen. Die Geschichte des Flughafens hat er selbst erlebt und dabei dokumentiert.

Deshalb ist seine Sammlung für den Flughafen von besonderer Bedeutung. «Wir haben zwar kein eigenes Museum. Da Cabezas Sammlung aber vor allem Artefakte zu den Airlines umfasst, können wir mit seinen Schätzen immer wieder einen besonderen Kundenservice leisten», sagt Markus Grossbach, Leiter des Zentralarchivs am Flughafen. Gerade wenn Airlines Jubiläen feierten, griffen sie immer wieder gerne auf Ausstellungsstücke aus Cabezas Fundus zurück.

Im Frühsommer hat der 79-Jährige seine Sammlung an den Flughafen übertragen und die Kuratorenrolle übernommen. «Auf Lebzeit», fügt er stolz hinzu.