Die Sorge vor einem Wettrüsten im Weltraum wächst. Die Vorstellungen der USA, Russlands und Chinas, wie das zu vermeiden ist, gehen weit auseinander. In Genf versuchen Regierungsexperten eine Annäherung. Genf (dpa) – Wie kann man eine Militarisierung des Weltraums verhindern? Zum Auftakt von Expertengesprächen in Genf hat es dazu unter den Weltraummächten USA, China und Russland […]

Die Sorge vor einem Wettrüsten im Weltraum wächst. Die Vorstellungen der USA, Russlands und Chinas, wie das zu vermeiden ist, gehen weit auseinander. In Genf versuchen Regierungsexperten eine Annäherung.

Genf (dpa) – Wie kann man eine Militarisierung des Weltraums verhindern? Zum Auftakt von Expertengesprächen in Genf hat es dazu unter den Weltraummächten USA, China und Russland und anderen Staaten keinen Konsens gegeben. Ein Vorstoß Russlands und Chinas, spezifische Waffen zu verbieten, greift nach Auffassung der Mehrheit der 25 an den Gesprächen beteiligten Länder zu kurz, wie am Montag aus Teilnehmerkreisen verlautete. Knackpunkt sind so genannte Dual-Use-Objekte, etwa Satelliten, die sowohl für zivile Zwecke als auch als Waffen eingesetzt werden können.

Wenn etwa ein Wettersatellit bewusst auf Kollisionskurs mit dem Satelliten eines anderen Landes gebracht werde, um ihn außer Gefecht zu setzen, sei dies als Waffe anzusehen, sagte ein Diplomat. Deshalb reiche es nicht, spezifisch «Waffen» zu verbieten. Ein anderer Ansatz sei, Verhaltensweisen zu reglementieren – etwa den Einsatz von Satelliten, Lasern und Ähnlichem zum Schaden anderer zu verbieten.

«Die Sicherheit des Weltraums ist bedroht und alle Länder müssen sich für mehr effektive Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen einsetzen», sagte ein US-Vertreter am Rande der Beratungen. Die USA lehnen kurz nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, eine Weltraumstreitkraft aufzubauen, rechtsverbindliche Regelungen ab.

Für vertrauensbildende Maßnahmen setzt sich auch Deutschland ein: «Es werden mögliche Regeln diskutiert, die Vertrauen schaffen, Ängste abbauen und Konflikte verhindern können», sagte der deutsche Abrüstungsbotschafter in Genf, Peter Beerwerth, der Deutschen Presse-Agentur. «Satellitenleistungen werden für unser Leben immer wichtiger. Gleichzeitig bringen immer mehr Staaten, aber auch private Firmen, immer mehr Satelliten in den Erd-Orbit. Damit dort keine Konflikte entstehen und auch keine Konflikte von der Erde in den Weltraum übergreifen, brauchen wir klare Regeln.»

Die Gespräche finden im Rahmen der UN-Abrüstungskonferenz hinter verschlossenen Türen statt. Sie dauern zwei Wochen. Fernziel ist ein Vertrag gegen das Wettrüsten im All. «Aber ich sehe hier noch keine Verhandlungsreife», sagte ein Diplomat.

Deutschland könnte eine wichtige Rolle spielen, meint Götz Neuneck vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH): «Als aufstrebende Mittelmacht, wichtiger Geldgeber bei der europäische Raumfahrt und mit ihrem Fokus auf den Multilateralismus kann die Bundesrepublik ein Brückenbauer sein und Regelungen forcieren», sagte er der dpa vor dem Treffen. Er empfahl eine UN-Sonderkonferenz zur friedlichen Nutzung des Weltraums.