Ein Mietwagen fürs Urlaubsziel ist online schnell gebucht. Die Auswahl ist riesig, die Preise sind dank Mietwagenbrokern und Vergleichsportalen niedrig. Also alles perfekt? Mitnichten: Der Ärger beginnt, wenn der Vermieter vor Ort das gebuchte Auto gar nicht hat. Berlin/Stuttgart (dpa/tmn) – Gleich ist es geschafft. Die Koffer nach der Landung vom Gepäckband gefischt und ab zum […]

Ein Mietwagen fürs Urlaubsziel ist online schnell gebucht. Die Auswahl ist riesig, die Preise sind dank Mietwagenbrokern und Vergleichsportalen niedrig. Also alles perfekt? Mitnichten: Der Ärger beginnt, wenn der Vermieter vor Ort das gebuchte Auto gar nicht hat.

Berlin/Stuttgart (dpa/tmn) – Gleich ist es geschafft. Die Koffer nach der Landung vom Gepäckband gefischt und ab zum Mietwagenstand. Selbst die lange Schlange davor trübt die Urlaubsstimmung nicht. Schließlich hat man das ersehnte Cabrio schon daheim übers Preisvergleichsportal gebucht. Doch die Dame am Schalter erklärt: «Kein Cabrio da» – und sorgt für augenblickliche Ernüchterung. Und dann ist der angebotene Ersatzwagen auch noch viel zu klein fürs Gepäck. Was ist nun zu tun?

«In einem solchen Fall würde ich das Ersatzauto zurückweisen, woanders ein Auto mieten und die Mehrkosten als Schadenersatz geltend machen», sagt Verkehrsrechtsanwalt Christian Janeczek. «Denn wenn Sie ein Cabrio buchen und der Vermieter keines anbieten kann, müssen Sie das Ersatzfahrzeug nicht nehmen oder bezahlen.»

Maßgeblich ist die Buchungsbestätigung. Meist findet sich dort eine vierstellige Buchstabenfolge, der sogenannte ACRISS-Code. Auf den haben sich viele große Autovermieter geeinigt. Er ordnet jedes Fahrzeug anhand von Merkmalen wie etwa Kategorie, Typ, Getriebe oder Treibstoff und Klimaanlage einer bestimmten Fahrzeuggruppe zu, erklärt die ADAC-Autovermietung.

«CLMR» zum Beispiel steht für eine Limousine der Kompaktklasse mit manuellem Getriebe und Klimaanlage. Codes und Auto-Beispiele finden sich auf den Vermieter-Seiten oder auch online bei den Autoclubs.

Wer bucht, bestellt daher in der Regel kein bestimmtes Modell eines Herstellers, sondern nur eine Fahrzeuggruppe, in der die Autos aber untereinander vergleichbar sind. Genannte Modelle stehen immer nur beispielhaft. In der Bestätigung kann dann etwa «Opel Astra Cabrio oder ähnlich» sowie der Code stehen. «Oder ähnlich» bezieht sich auf Fahrzeuge der gleichen Gruppe. «Daher könnte es sein, dass der Kunde statt eines Opel Astra den VW Beetle bekommt – beides jedoch als Cabrio», sagt Julia Leopold vom Vergleichsportal Check24.

Nachträgliche einseitige Änderungen – etwa handschriftliche Vermerke auf der Buchungsbetätigung durch Vermieterpersonal vor Ort – sind nicht bindend, erklärt Anwalt Janeczek. Ist die gebuchte Kategorie nicht vorhanden, werden teils Autos der nächsthöheren Kategorie angeboten. Ist das mit Mehrkosten verbunden, lehne man besser ab.

Bei der Buchung über Vergleichsportale kommen bis zu drei Parteien ins Spiel, erläutert Anja Smetanin vom Auto Club Europa (ACE). Neben den Suchportalen als Vermittler von Angeboten und der eigentlichen Autovermietung kann auch ein sogenannter Broker beteiligt sein, der bessere Konditionen bei den Vermietern aushandelt.

Deshalb kommt es in aller Regel am Ende immer auf den eigentlichen Flottenbetreiber an: «Der Vertrag wird immer direkt mit dem Vermieter vor Ort geschlossen, das ist der Vertragspartner», sagt Marion-Maxi Hartung von der ADAC-Autovermietung. «Reklamationen müssen deswegen in der Regel auch direkt beim Vermieter platziert werden.»

Wer zur Konkurrenz gehen möchte, um doch noch ein Modell der gebuchten Fahrzeuggruppe zu bekommen, und beim ursprünglichen Vermieter später die Preisdifferenz geltend machen möchte, dem rät Anwalt Janeczek, sich alles schriftlich geben zu lassen. «Eine kurze Erklärung etwa, in der steht, dass ein vergleichbarer Wagen nicht verfügbar war und welche Alternativfahrzeuge im Angebot waren.»

Weigert sich der Vermieter, sollte man versuchen, umstehende Reisende als Zeugen zu gewinnen – und sich deren Kontaktdaten notieren. Von den vorgefertigten Unterlagen des Vermieters machen sich die Urlauber Kopien oder Handyfotos. Ist keine alternative Anmietung vor Ort möglich und man kommt man etwa vom Flughafen oder spätabends schlecht von der Vermietstation weg, rät Janeczek zu einem Taxi zum Hotel. Die Kosten sollte man sich vom Vermieter erstatten lassen.

Alternativen dazu: «Man fährt mit dem Ersatzauto zum Hotel, erklärt dabei aber ausdrücklich, dass damit kein Einverständnis mit dem angebotenen Mietwagen besteht», so der Anwalt. Vielleicht gibt es dann am nächsten Tag ein passendes oder passenderes Modell. Wichtig: «Wenn mir die Option eröffnet wird, den Mietwagen nur für einen Tag zu nutzen, muss dies ausdrücklich im Vertrag vermerkt werden.»

Oder man akzeptiert den Alternativwagen unter Vorbehalt für den gesamten Zeitraum. Es müsse dann aber im Vertrag vermerkt werden, dass der Alternativwagen nicht als vertragsgemäß akzeptiert wird, sagt Janeczek. Dann kann man sich später eine etwaige Preisdifferenz zur ursprünglich gebuchten Mietwagengruppe erstatten lassen.

Um nach Ende der Reise die jeweiligen Ansprüche geltend zu machen, schreibt man den Vermieter an und schildert den Fall. Nicht vergessen: Eine Frist von zwei Wochen zur Zahlung setzen.

Kommt es an der Station zu Unklarheiten, rät Julia Leopold von Check24 generell, vor Vertragsunterzeichnung den Kundenservice des Vermieters anzurufen, der dann oft auch die Kommunikation in Landessprache übernehmen könne. Die tatsächlich ausgegebene Fahrzeugkategorie werde üblicherweise bereits im Mietvertrag vor Ort vermerkt. Ist das nicht der Fall, rät auch Leopold dazu, die erhaltene Kategorie handschriftlich vermerken und unterschreiben zu lassen. Reklamieren muss der Kunde dann nach Rückgabe beim Vermieter.

Komplizierter werden kann es bei zwei oder sogar drei beteiligten Parteien auch in Sachen Versicherung. Empfehlenswert ist immer eine Vollkaskoversicherung mit Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung, die am besten auch eine Erstattung von Schäden an Glas, Felgen und Reifen vorsieht. Diese Rundum-sorglos-Lösung lassen sich die Vermieter aber teuer bezahlen. Mietwagenbroker und teils auch Vergleichsportale machen deshalb oft günstigere Angebote mit einer eigenen Versicherung für die Kosten der Selbstbeteiligung.

Bei einem Schadensfall passiert dann Folgendes: «Der Kunde muss beim Vermieter vor Ort erstmal die Selbstbeteiligung vorstrecken», erklärt Marion-Maxi Hartung. Danach müssten alle Belege beim Broker oder beim Portal zur Prüfung eingereicht werden, damit eine Rückerstattung eingeleitet werden kann. Die Bearbeitung kann einige Zeit dauern.

Wer über Broker und Portale sparen möchte, muss also einkalkulieren, dass nach einem Schaden beispielsweise sehr leicht die Kreditkarte belastet werden kann, bis alle rechtlichen sowie Kostenfragen unter den verschiedenen Vertragspartnern geklärt sind, erläutert Anja Smetanin vom ACE. Menschen mit hohem Sicherheitsbedürfnis sollten Fahrzeug und Versicherungen eher aus einer Hand direkt bei einem Vermieter buchen. «Aber dann zahlen sie auch etwas mehr.»

Smetanin rät grundsätzlich, Mietwagen-Unterlagen genau zu studieren, vor allem bezüglich der Versicherungen: «Das ist das A und O der Mietwagenbuchung.» Das Kleingedruckte sei enorm wichtig, «egal, bei wem Sie buchen». Wer seine Unterlagen kennt, gerät auch nicht unter Druck, wenn der Vermieter vor Ort plötzlich versucht, etwa eine unnötige, bereits vorhandene Versicherung oder andere nicht gewünschte Zusatzleistungen zu verkaufen.

Info-Kasten: Die drei Parteien bei Mietwagen

Neben Direktangeboten von Autovermietungen wie Avis, Enterprise, Europcar, Hertz, Sixt oder Verleihern, die nur im jeweiligen Reiseland aktiv sind, gibt es Mietwagen-Broker wie Auto Europe, CarDelMar, DriveFTI oder Sunny Cars, die Mietwagen-Kontingente der Autovermietungen selbst an den Endkunden bringen. Portale wie Billiger-Mietwagen.de, Check24.de oder Mietwagen-Check.de listen alle Angebotsarten zum Preisvergleich auf.