Berlin (dpa) – Jahrelang stand Michael Müller als Kronprinz im Schatten von Klaus Wowereit. Doch seit Müller im Dezember dessen Amt als Regierender Bürgermeister übernommen hat, ist der 50-Jährige laut Umfragen in Rekordzeit zum beliebtesten Politiker der Hauptstadt aufgestiegen – populärer sogar als Wowereit, der lange Publikumsliebling war. Nun erbt der SPD-Mann von seinem Vorgänger […]

Berlin (dpa) – Jahrelang stand Michael Müller als Kronprinz im Schatten von Klaus Wowereit. Doch seit Müller im Dezember dessen Amt als Regierender Bürgermeister übernommen hat, ist der 50-Jährige laut Umfragen in Rekordzeit zum beliebtesten Politiker der Hauptstadt aufgestiegen – populärer sogar als Wowereit, der lange Publikumsliebling war. Nun erbt der SPD-Mann von seinem Vorgänger auch einen der schwierigsten Posten in Berlin: die Position des Aufsichtsratschefs der krisengeschüttelten Flughafengesellschaft. Ein Amt, das Müller lange nicht annehmen wollte. Nun hat er doch zugegriffen. Die Politik müsse Verantwortung übernehmen, sagt er.

Müller war nach jahrzehntelanger Karriere in der Berliner SPD Fraktionschef im Landesparlament (2001-2011) und Landesvorsitzender (2004-2012), blieb aber die unauffällige rechte Hand des charismatischen Regierungschefs Wowereit. Jetzt wirkt Müller befreit und hat ein Stück seines Farblos-Images abgelegt. Seit 2011 konnte Müller bereits das Regieren und Lenken einer Mammutbehörde als Senator für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr üben. Er gilt als pragmatischer und ernsthafter Politiker, der auch zuhören kann. Bei ihm wichtigen Themen – wie bezahlbare Mieten, mehr Arbeitsplätze und Toleranz – kann er auch sehr energisch und kämpferisch auftreten.

In gut einem Jahr muss der gelernte Bürokaufmann bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus beweisen, dass er nach drei Wahlsiegen Wowereits die SPD zum vierten Mal in Folge zum Erfolg führen kann. Inzwischen leidet Müller nicht mehr darunter, dass er weder Abitur noch Studium vorweisen kann. So erzählt er selbstbewusst, dass er jahrelang mit seinem Vater eine kleine Druckerei in Tempelhof geführt hat.