Deutschland tut sich schwer mit der Pkw-Maut. Die meisten anderen EU-Länder kassieren schon länger. Entstanden ist ein Flickenteppich aus Vignetten, Mautstationen und Tunnel-Gebühren. Berlin (dpa) – Die Vielfältigkeit Europas macht auch vor den Mautgebühren nicht Halt. Wer quer durch die EU fährt, muss mal Vignetten an die Frontscheibe kleben, mal Münzen am Mauthäuschen durchs Seitenfenster […]

Deutschland tut sich schwer mit der Pkw-Maut. Die meisten anderen EU-Länder kassieren schon länger. Entstanden ist ein Flickenteppich aus Vignetten, Mautstationen und Tunnel-Gebühren.

Berlin (dpa) – Die Vielfältigkeit Europas macht auch vor den Mautgebühren nicht Halt. Wer quer durch die EU fährt, muss mal Vignetten an die Frontscheibe kleben, mal Münzen am Mauthäuschen durchs Seitenfenster reichen oder sich elektronisch erfassen lassen.

Nur wenige Länder verzichten weitgehend auf Nutzungsgebühren: die Transitländer Dänemark und Belgien sowie Schweden, Großbritannien, Irland, die Niederlande, das Baltikum, Zypern und Malta. Die neueren EU-Mitglieder im Südosten sowie Österreich und die nicht zur EU gehörende Schweiz setzen auf die Vignette. Am Mittelmeer, aber auch in Polen und Nicht-EU-Mitglied Norwegen wird pro gefahrenem Kilometer bezahlt. Wenn bezahlt werden muss, werden stets In- und Ausländer zur Kasse gebeten. Aber es gibt Abonnements und Vignetten mit Gültigkeit für ein Jahr, die vor allem für Einheimische gedacht sind. Ein Überblick:

VIGNETTENPFLICHT

ÖSTERREICH: Das Land ist für Autofahrer ein teures Pflaster. 2015 kostet die Jahresvignette 84,40 Euro. Pkw- und Lkw-Maut summieren sich auf 1,6 Milliarden Euro.

SCHWEIZ: In der Schweiz kostet die Benutzung der Autobahnen pauschal 40 Franken (33 Euro) pro Jahr. Eine Kurzzeitvignette gibt es nicht. Zahlen muss also auch, wer nur einmal ein paar Kilometer auf einer Autobahn der Alpenrepublik zurücklegen will.

SLOWAKEI: Vignetten für Autobahnen und einige Fernstraßen gibt es für zehn Tage, einen Monat oder ein Jahr. Die Preise: 10, 14 beziehungsweise 50 Euro. Lkw bezahlen eine Maut. Die Höhe hängt von Gewicht und Emissionsklasse sowie von der Strecke ab.

TSCHECHIEN: Die Pkw-Jahresvignette kostet 1500 Kronen (umgerechnet knapp 55 Euro). Urlauber können auch eine Monats- oder Zehntagesvignette erwerben.

RUMÄNIEN: Hier wird Maut für die Benutzung aller Fernstraßen erhoben. Autobahnen gibt es kaum: nur 635 Kilometer, das dünnste Netz der EU. Autofahrer zahlen umgerechnet 3 Euro für eine 7-Tages-Vignette, eine Jahresvignette kostet 28 Euro. Für Busse und Lastwagen gibt es zeitabhängige Vignetten, sie kosten zwischen 11 und 1210 Euro für die Jahresvignette.

BULGARIEN: Hier sind Vignetten für Autobahnen und Landstraßen seit 2005 Pflicht. Sie gibt es für sieben Tage, einen Monat oder für ein Jahr. Die Preise liegen zwischen 10 Lewa (gut 5 Euro) pro Woche für ein Auto/Geländewagen und 1300 Lewa (665 Euro) pro Jahr für einen Lkw über 3,5 Tonnen.

SLOWENIEN: Dort ist der Autobahnbetreiber staatlich und die Vignette kostet für Pkw 15 Euro für sieben Tage, 30 Euro für einen Monat und 110 Euro für ein Jahr.

UNGARN: Die Höhe der Gebühr für eine elektronische Autobahnvignette richtet sich nach der Gültigkeitsdauer.

MAUTHÖHE KILOMETERABHÄNGIG

FRANKREICH: Autofahrer müssen auf fast allen Autobahnen zahlen. Die Preise haben die konzessionierten Betreiber in fünf Kategorien unterteilt: Autos, Anhänger, Busse, Lastwagen, Motorräder. Die Tarife variieren je nach Strecke. So kostet eine Autofahrt für die rund 580 Kilometer von Bordeaux nach Paris 54,40 Euro. Viele große Tunnel und manche Brücken kosten extra: Für die Pont de Normandie bei Le Havre zahlen Lkw 13,40 Euro; wer mit dem Auto unter dem Montblanc durchfährt, zahlt 42,40 Euro.

ITALIEN: Auf Autobahnen wird kräftig abkassiert. Die «pedaggio» gilt für fast alle Abschnitte. Die Kosten hängen von der Fahrzeugklasse, den gefahrenen Kilometern und davon ab, ob Tunnel oder Brücken auf der Strecke liegen. So kosten die 700 Kilometer vom Brenner bis Rom etwa 50 Euro. Gezahlt wird an Mautschranken. Größter Betreiber ist das Privatunternehmen Atlantia S.p.A., dessen Hauptaktionär die Familie Benetton ist.

SPANIEN: Die vor längerer Zeit mit Hilfen der EU gebauten Autobahnen in Spanien sind gebührenfrei. Dagegen wird auf den meisten anderen Autobahnen eine Maut erhoben. Sie ist entfernungsabhängig.

PORTUGAL: Auf praktisch allen Autobahnen und Schnellstraßen in Portugal wird eine Maut erhoben. Die Höhe richtet sich nach der Zahl der Kilometer und der Art der Fahrzeuge.

GRIECHENLAND: Autofahrer müssen an Autobahn-Mautstellen tief in die Tasche greifen. Auf der Strecke Athen-Thessaloniki (rund 500 Kilometer) kostet die Fahrt knapp 30 Euro für einen Pkw und 73 Euro für einen Lastwagen. 

POLEN: Maut ist für mehrere Autobahnabschnitte auf den Autobahnen A1, A2 und A4, unter anderem für die Strecke Danzig (Gdansk) – Thorn und Breslau (Wroclaw) – Gliwice, zu zahlen. Die Gebühr richtet sich nach der zurückgelegten Strecke und ist direkt an der Mautstation zu entrichten.  

KROATIEN: Die Maut ist kilometerabhängig. Die wichtigsten Strecken: Zagreb-Grenze zu Serbien (Gastarbeiterroute in die Türkei und nach Griechenland) 122 Kuna (16 Euro) für 280 Kilometer und Zagreb-Split-Makarska (Urlauberroute) 223 Kuna (29 Euro) für 460 Kilometer sowie Zagreb-Rijeka (Adriaurlauber) 70 Kuna (neun Euro) für 160 Kilometer.

NORWEGEN: In dem ölreichen und nicht zur EU gehörenden Land muss für die Benutzung der Autobahnen, einiger Tunnel und Brücken Maut bezahlt werden. Die Gebühr kassiert der Staat, die Einnahmen fließen in die Finanzierung der Strecken. Scanner registrieren die Kennzeichen, und die Rechnung kommt nach Hause. Die meisten Norweger sind aber bei einem Bezahlsystem angemeldet.

WEITGEHEND GEBÜHRENFREI

NIEDERLANDE: In den Niederlanden, wo die deutschen Maut-Pläne auf besonders heftige Kritik stoßen, gibt es keine Gebührenpflicht. Bezahlt werden muss nur für zwei Tunnel.

BELGIEN: Hier sind die hell erleuchteten Autobahnen gebührenfrei. Es gibt aber Pläne, ab 2016 eine Maut für Lkw über 3,5 Tonnen einzuführen.

DÄNEMARK, FINNLAND und SCHWEDEN: Auch hier sind die Autobahnen gebührenfrei, nur beim Überqueren der Øresund-Brücke und der Storebaelt-Brücke wird kassiert. Eine Fahrt von Malmö nach Kopenhagen mit einem Pkw kostet ab Januar 47 Euro. Pendler fahren billiger.

IRLAND: Das Autofahren ist weitgehend mautfrei. Nur auf einigen Strecken, vor allem an Brücken und Tunneln, werden Gebühren fällig. Auch auf der Ringautobahn um Dublin muss gezahlt werden.  

GROSSBRITANNIEN: Auf der Insel dürfen Autofahrer meist ohne Gebühren Straßen und Autobahnen benutzen. In London und im nordenglischen Durham gibt es aber eine Staugebühr («Congestion Charge») für die Innenstadt. Auch auf einem Autobahnabschnitt der M6 bei Birmingham sowie für einige Brücken und in Tunnel wird Maut erhoben. 

ESTLAND: Es gibt keine Mautgebühren.

LETTLAND: Hier gibt es keine Straßennutzungsgebühr für Autofahrer. Nur das Ostseebad Jurmala erhebt im Sommer für Pkw eine Citymaut in Höhe von zwei Euro. Im Juli wurde eine Maut für Lastwagen über 3,5 Tonnen eingeführt.  

LITAUEN: Auch hier besteht keine Mautpflicht für Pkw. Lkw und Busse müssen auf einigen Fernstraßen Gebühren entrichten. Die Maut wird als Pauschale für bestimmte Zeiträume erhoben.

LUXEMBURG: Im Großherzogtum gibt es keine Mautpflicht.

ZYPERN und MALTA: Sie erheben keine Mautgebühren.