Frankfurt, München, Berlin, Düsseldorf, 20. März 2018 Von den großen deutschen Flughäfen heben Maschinen in alle Welt nahezu im Minutentakt ab. Doch auch an den kleineren Regionalflughäfen ist eine Menge los, nicht nur in den Sommerferien. In Deutschland gibt es zwischen Heringsdorf und Friedrichshafen 39 Verkehrsflughäfen – ziemlich viele für ein Land mit überschaubaren Entfernungen. […]

Frankfurt, München, Berlin, Düsseldorf, 20. März 2018

Von den großen deutschen Flughäfen heben Maschinen in alle Welt nahezu im Minutentakt ab. Doch auch an den kleineren Regionalflughäfen ist eine Menge los, nicht nur in den Sommerferien.

In Deutschland gibt es zwischen Heringsdorf und Friedrichshafen 39 Verkehrsflughäfen – ziemlich viele für ein Land mit überschaubaren Entfernungen. „Landratspisten“ werden die kleinen Airports abfällig genannt, weil die Politik stärker an ihnen interessiert ist als die Fluggesellschaften. Doch zahlreiche Regionalflughäfen mit weniger als drei Millionen Passagieren pro Jahr haben sich etabliert. Viele davon sind auf bestimmte Airlines und Flugziele spezialisiert – zur Freude der Reisenden.

Der wirtschaftliche Erfolg mancher Regional-Airports stand in der Vergangenheit auf der Kippe. Doch Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind für die Passagiere oft interessant: Nürnberg-Thessaloniki statt München-Athen etwa oder Dortmund-Liverpool statt Düsseldorf-London.

Memmingen im Allgäu ist ein Beispiel für diese Spezialisierung. Hier hebt kein innerdeutscher Flug mehr ab – es geht vor allem nach Osteuropa. „Wizz Air und Pobeda fliegen Ziele in Russland und den osteuropäischen Staaten an“, sagt Flughafenchef Ralf Schmid, der auch Chef der Interessensgemeinschaft der regionalen Flugplätze (IDRF) ist. Andersherum kommen im Winter viele Menschen aus dem Osten, um im Allgäu und dem nahen Vorarlberg Urlaub zu machen.

Der Flughafen Rostock-Laage profitiert vom Kreuzfahrten-Boom in der Ostsee. So gibt es Kooperationen mit Reedereien für Charterflüge, wie David Haße, Herausgeber des Luftverkehrsportals „airliners.de“, erklärt. „Seitdem landen dort im Sommer sogar Jumbojets.“ Nord-Süd-Verkehr läuft auch am Flughafen Heringsdorf auf Usedom: „Die deutsche Ostseeinsel ist besonders bei Reisenden aus der Alpenregion beliebt, daher gibt es im Sommer regelmäßig Flüge aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz.“

Angebot und Nachfrage bestimmen auch an anderen Flughäfen die Ziele die Airlines. In der Fachsprache heiße das VFR (Visiting Friends & Relatives) oder ethnischer Verkehr, erklärt Haße. Auch von Dortmund aus geht es oft nach Osteuropa. Die Türkei steht zum Beispiel in Berlin und im Ruhrgebiet im Flugplan vieler Airports.

Frankfurt, München, Berlin, Düsseldorf: Das sind nach Angaben des Flughafenverbandes ADV die Flughäfen in Deutschland, die den Großteil der 234,7 Millionen Passagiere jährlich in die Luft schicken. Danach folgen die Airports in Hamburg (17 Millionen), Köln/Bonn, Stuttgart, Hannover und Nürnberg (4 Millionen). Die größten Regionalflughäfen sind Bremen, Leipzig/Halle, Frankfurt-Hahn und Dortmund.

Von Bremen aus gingen 2017 rund 2,5 Millionen Passagiere auf Reisen. Die meisten Flüge in der Hansestadt bieten Germania und Ryanair an, Linien- und Urlaubsflüge halten sich etwa die Waage. Die zehn beliebtesten Ziele waren im vergangenen Jahr München, Frankfurt, Palma de Mallorca, Amsterdam, Stuttgart, London-Stansted, Istanbul, Antalya, Paris und Riga. Ungewöhnliche Verbindungen sind zum Beispiel die Routen zum Flughafen Keflavik in Island und ins türkische Adana. Die Bremer schätzen ihren Flughafen, denn er liegt sehr zentral: In nur elf Minuten erreichen die Fluggäste von der Bremer City aus den Airport. Die Straßenbahn hält direkt vor dem Terminal.

Auch der Flughafen Leipzig/Halle profitiert von seiner guten Anbindung. „Wir liegen direkt am ältesten Autobahnkreuz Deutschlands, wo Straßen aus allen Himmelsrichtungen zusammentreffen“, sagt Flughafensprecher Uwe Schuhart. Viele Straßen und günstige Parkplätze (20 Euro für acht Tage in den Sommerferien), dazu ein Bahnhof, der in das Zentralterminal integriert ist: Das ist bequem für die 2,3 Millionen Passagiere jährlich. Warmwasserziele für Urlauber bestimmen das Flugangebot, rund 30 sind es in der Sommersaison. Die meisten werden vom Fernflieger Condor angesteuert.

Auch am Flughafen Dortmund sind die Wege kurz und die Ziele vielfältig. Und auch hier gibt es eine Mischung aus Urlaubs- und Zubringerflügen. Derzeit ist Wizz Air die Fluggesellschaft mit den meisten Verbindungen – aktuell sind es 25 Routen in 12 Länder. Ende Februar begrüßte die ungarische Airline den elfmillionsten Passagier an Bord, seit sie ihre Flüge 2004 aufnahm. Kattowitz, London und München sind die beliebtesten Ziele in Dortmund. Im Sommer rückt Mallorca in diese Liste auf. Der wohl ungewöhnlichste Flug ab Dortmund geht nach Kutaissi an der georgischen Schwarzmeerküste.

Sehr wichtig für die Regionalflughäfen und praktisch für Reisende sind die Zubringer zu den großen Drehkreuzen. „Eine einzige tägliche Drehkreuzverbindung etwa nach Frankfurt, München, Amsterdam, London, Paris oder sogar Istanbul ist für einen Regionalflughafen viel wichtiger als ein ganzer Blumenstrauß an touristischen Griechenland- oder Spanien-Verbindungen, die oft nur ein- oder zweimal pro Woche in der Feriensaison angeflogen werden“, erklärt Haße.

„Nahezu jedes Ziel weltweit ist mit nur einem Umstieg erreichbar“, sagt Flughafen-Leipzig-Sprecher Schuhart. Innerhalb Deutschlands können die Passagiere mehrmals täglich nach Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart fliegen. Swiss fliegt zudem nach Zürich. Mit Turkish Airlines gibt es eine direkte Verbindung nach Istanbul, mit Austrian Airlines nach Wien, mit Ryanair nach London-Stansted und mit Pobeda nach Moskau-Wnukowo. Neu im Sommerflugplan ist außerdem ein Direktflug nach Dubai, dem Drehkreuz am Persischen Golf.

So kann man etwa von Münster bis zu neun Mal täglich nach Frankfurt oder München fliegen, um dort in Maschinen zu Zielen in Europa und nahezu allen anderen Teilen der Welt umzusteigen. Auch von Bremen, Paderborn und Friedrichshafen kommen Reisende zu den Hubs. „Von Dresden aus geht es sogar bis zu 20 Mal pro Tag über ein Drehkreuz in die ganze Welt“, sagt Haße.

Verena Wolff, dpa