Frankfurt/Main, 01. März 2018 Der Transitbereich an großen Flughäfen ist eine eigene Welt. Im Niemandsland zwischen den Staaten ist auch der Betrieb eines Hotels schwieriger als auf der Landseite. Hotelzimmer statt Feldbett: Seit einem Jahr bietet der Frankfurter Flughafen ein Hotel im Transitbereich. Im „My Cloud“ im Terminal 1 kann sich zur Ruhe betten, wer […]

Frankfurt/Main, 01. März 2018

Der Transitbereich an großen Flughäfen ist eine eigene Welt. Im Niemandsland zwischen den Staaten ist auch der Betrieb eines Hotels schwieriger als auf der Landseite.

Hotelzimmer statt Feldbett: Seit einem Jahr bietet der Frankfurter Flughafen ein Hotel im Transitbereich. Im „My Cloud“ im Terminal 1 kann sich zur Ruhe betten, wer nicht nach Deutschland einreisen darf oder will und nur auf seinen Weiterflug warten muss. Was an großen internationalen Flughäfen wie London oder Singapur schon länger zum Standard gehört, steht in Deutschland einzigartig da. Bis zur Eröffnung und auch beim Betrieb des Transithotels waren zahlreiche bürokratische Hürden zu nehmen, für die nicht nur deutsche Behörden verantwortlich zeichnen.

Seit dem 6. März 2017 ist das «My Cloud» im Terminal 1 geöffnet und hat seitdem rund 13 000 Gäste in seinen 59 Zimmern beherbergt, wie die Hotel-Chefin Michelle Richmond-Kreuz berichtet. Das sind im Schnitt 36 Gäste pro Tag, wobei es in der Anlaufzeit noch deutlich weniger waren. Rund ein Drittel der Aufenthalte haben die Fluggesellschaften für ihre Kunden etwa bei Verspätungen und verpassten Anschlussflügen gezahlt, die übrigen Buchungen stammen von Reisenden selbst. Die größten Kundengruppen sind US-Amerikaner und Chinesen.

Zu Preisen zwischen 79 Euro (3 Stunden Einzel) und 225 Euro (8 Stunden Doppel) bieten die rund 10 Quadratmeter großen Zimmer alles Notwendige für einen Kurzaufenthalt, die teureren Räume bieten auch spektakuläre Ausblicke auf das Rollfeld. «Die meisten Gäste wollen aber ohnehin nur schlafen und dann noch duschen», berichtet Richmond-Kreuz.

Die 30 Jahre alte Südafrikanerin kennt den entscheidenden Vorteil eines Transit-Hotels aus eigener Anschauung: Der Passagier muss nicht für eine Übernachtung nach Deutschland und damit in den Schengen-Raum einreisen, sondern bleibt bis zu Weiterreise „sauber und gecheckt“ im internationalen Niemandsland. Auch um das aufgegebene Gepäck muss er sich nicht kümmern. Ein Hotel im Sicherheitsbereich schien auch wegen des scharfen Frankfurter Nachtflugverbots sinnvoll, dass immer wieder dazu führt, dass internationale Umsteiger im Flughafen «stranden» und ohne Schengen-Visum nicht in den üblichen Hotels am Flughafen untergebracht werden können.

Allzu große Bewegungsfreiheit haben die Umsteiger dabei in Frankfurt nicht: Den hermetisch abgeriegelten „Non-Schengen-Bereich“ dürfen sie nicht verlassen, können sich dort aber immerhin in rund 100 Shops und Gastro-Betrieben versorgen. Das Hotel selbst bietet nur Getränke und Snacks aus dem Automaten. Noch kleiner wird das Bewegungsfeld in der Nacht, wenn sich die Reisenden nur noch in einem kleinen Bereich des Terminalbereichs B oder eben im „My Cloud“ aufhalten dürfen.

Den eigentlichen Bauarbeiten in der früheren Tower-Lounge der Lufthansa seien umfangreiche Abstimmungen mit den Behörden vorausgegangen, berichtet der Fraport-Immobilien-Manager Patrick Schäfer. Da viele Frankfurter Gäste in die USA weiterreisen, hat auch der dortige Heimatschutz ein gewichtiges Wort mitzureden. Unter anderem verlangen die Amerikaner von den eigentlich schon „sauberen“ Transitgästen einen erneuten Dokumenten-Check, bevor sie in ein Flugzeug in die USA einsteigen dürfen.

Wegen der scharfen Sicherheitsvorschriften ist das vom Baukonzern Hering betriebene „My Cloud“ alles andere als ein normales Hotel. Die 17 Angestellten wie auch die Reinigungskräfte eines Dienstleisters müssen die höchste Sicherheitsstufe am Flughafen erfüllen, jede Warenlieferung muss durch den Zoll. Um Schmuggel zu verhindern, gibt es in den Zimmern nur offene Ablageflächen, aber keine Schränke und sonstige mögliche Verstecke. Auch Reservierungswünsche für bestimmte Zimmer können nicht entgegen genommen werden, vielmehr werden die Räume vom Computer zufällig vergeben, erzählt Richmond-Kreuz.

Christian Ebner, dpa