Hamburg, 04. Februar 2019 Mit einem kurzfristig angesetzten Streik hat die Gewerkschaft Verdi den Betrieb am Hamburger Flughafen behindert. In dem Tarifkonflikt sind die Fronten verhärtet. Ein ganztägiger Warnstreik des Bodenpersonals am Hamburger Flughafen hat am Montag den Flugverkehr beeinträchtigt. Bis zum Mittag waren 72 Flüge ausgefallen, teilte eine Sprecherin des Flughafens mit. Darunter waren […]

Hamburg, 04. Februar 2019

Mit einem kurzfristig angesetzten Streik hat die Gewerkschaft Verdi den Betrieb am Hamburger Flughafen behindert. In dem Tarifkonflikt sind die Fronten verhärtet.

Ein ganztägiger Warnstreik des Bodenpersonals am Hamburger Flughafen hat am Montag den Flugverkehr beeinträchtigt. Bis zum Mittag waren 72 Flüge ausgefallen, teilte eine Sprecherin des Flughafens mit. Darunter waren 34 Ankünfte und 38 Abflüge. Das ist fast jeder fünfte der 388 für den Tag geplanten Flüge ab und nach Hamburg. Ungefähr 9000 Fluggäste konnten gar nicht fliegen, weitere 50 000 waren von schleppender Abfertigung betroffen. Im Laufe des Tages könnten jedoch weitere Flugausfälle dazukommen. Mehrere Flüge von und nach Frankfurt und München fielen aus, aber auch andere Verbindungen waren betroffen, zum Beispiel nach Zürich, Wien, Kopenhagen und Stockholm.

Von 3.00 Uhr an legten die Mitarbeiter der Frühschicht ihre Arbeit nieder, wie eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi am Montag sagte. Zwischen 12.00 und 14.00 Uhr würden auch die Mitarbeiter der Spätschicht dazustoßen. Zum Bodenpersonal zählen Beschäftigte, die für die Gepäckverladung, die Abfertigung von Flugzeugen und die Busse zuständig sind.

Grund für den kurzfristig angekündigten Warnstreik war das nach Ansicht von Verdi unzureichende Arbeitgeberangebot in der laufenden Tarifrunde mit dem Arbeitgeberverband Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg (AVH). Verdi fordert für die fast 1000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste eine monatliche Tariferhöhung von 275 Euro für alle.

«In den Tarifverhandlungen wurde uns mitgeteilt, dass 140 Euro mehr pro Flieger verlangt werden müssten», sagte die Verdi-Sprecherin. Bei durchschnittlich 124 Passagieren pro Flug sei das nur etwa ein Euro pro Fluggast, um die Forderungen der Gewerkschaft vollständig erfüllen zu können. «35 Leute sind mit der Abfertigung einer Maschine beschäftigt. Da müssen sich die Menschen auch mal überlegen, wie viel sie für ihr Ticket zahlen», sagte sie.

Mit scharfer Kritik reagierte der Flughafenverband ADV. «Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass Verdi seine Interessen auf dem Rücken der Reisenden austrägt», sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. «Besonders scharf zu verurteilen ist die Kurzfristigkeit des angekündigten Streiks.» Das «rücksichtslose Vorgehen» von Verdi zerstöre die Verhandlungsbasis. «Es ist unvertretbar, dass eine kleine Berufsgruppe einen ganzen Flughafen lahmlegt und durch unangemessene Partikularinteressen das Lohngefüge komplett durcheinanderbringt.» Die nächsten Verhandlungstermine seien bereits am Montag und Freitag angesetzt.

Am Montag war lediglich eine Notbesetzung des Bodenpersonals anwesend, wie eine Flughafen-Sprecherin sagte. Ein Problem sei der Transport zwischen etwas weiter entfernten Parkplätzen und dem Flughafengebäude. Die Shuttle-Busse fahren wegen des Streiks nicht. Die Fluggäste müssen auf Taxis ausweichen; mit wenig Gepäck ist die Entfernung auch zu Fuß zu bewältigen.

Auch Christian Noack, Geschäftsführer HAM Ground Handling, die für Bodenverkehrsdienste am Hamburger Flughafen zuständig ist, sah die Aktion kritisch. Verdi fordere mehr, als die Bodenverkehrsdienste bei angespannter Marktlage überhaupt erwirtschaften könnten, sagte er. Vor rund zwei Wochen hatte ein Warnstreik des Sicherheitspersonals am Hamburger Flughafen bereits zu erheblichen Beeinträchtigungen geführt.