Frankfurt/Main, 07. August 2018 Es war „keine böse Absicht“, aber die Folgen eines falschen Sprengstoffalarms spüren Tausende Fluggäste. Erst kürzlich gab es in München einen ähnlichen Vorfall. Ein falscher Sprengstoffalarm bei einer Passagierkontrolle hat am Dienstag große Teile des Frankfurter Flughafens stundenlang lahm gelegt. Eine Mitarbeiterin hatte eine französische Familie passieren lassen, obwohl der Test angeschlagen […]

Frankfurt/Main, 07. August 2018

Es war „keine böse Absicht“, aber die Folgen eines falschen Sprengstoffalarms spüren Tausende Fluggäste. Erst kürzlich gab es in München einen ähnlichen Vorfall.

Ein falscher Sprengstoffalarm bei einer Passagierkontrolle hat am Dienstag große Teile des Frankfurter Flughafens stundenlang lahm gelegt. Eine Mitarbeiterin hatte eine französische Familie passieren lassen, obwohl der Test angeschlagen hatte, wie die Bundespolizei mitteilte. Von den anschließenden Sperrungen betroffen waren rund 60 Flüge und 13 000 Passagiere.

Die Sicherheitsbereiche A und Z im Terminal 1 wurden geräumt, das Boarding gestoppt. Als Grund nannte die Bundespolizei zunächst nur den „Hinweis auf den unberechtigten Zutritt von mindestens einer Person in den Sicherheitsbereich“.

Am Nachmittag stand fest: Auslöser war eine Familie aus Frankreich. „Trotz positivem Sprengstofftest wurde eine vierköpfige französische Familie in den Sicherheitsbereich entlassen“, berichtete die Bundespolizei. Das sei „der Fehler einer Luftsicherheitsassistentin“ gewesen.

Die Familie treffe keine Schuld, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei der Deutschen Presse-Agentur: „Es war keine böse Absicht“. Als beim „Abwischen“ der Sprengstofftest – fälschlicherweise – angeschlagen habe, hätte die Fraport-Mitarbeiterin eine Nachkontrolle vornehmen müssen, sie habe das aber unterlassen.

Die Familie wurde gesucht, gefunden und befragt. Danach durfte sie weiterreisen. Über Zielort, Alter und weitere Details machten die Behörden zunächst keine Angaben.

Allein bei der Lufthansa waren rund 7000 Fluggäste von der Sperrung betroffen. Die Airline reservierte in der Umgebung des Flughafens rund 2000 Hotelzimmer und ließ im Terminal Feldbetten für Transit-Passagiere aufstellen, die den Schengen-Raum wegen fehlender Visa nicht betreten dürfen. Der Krisenstab tue alles, damit noch möglichst viele Flüge rausgingen, erläuterte eine Sprecherin.

Beim bereits verladenen Gepäck habe man aus den Erfahrungen von München gelernt. Die bereits überprüften Koffer müssten nicht wieder ausgeladen werden, sondern würden zur Not auch ohne den Besitzer an den jeweiligen Zielort geflogen. Einige Jets seien ohne Passagiere gestartet.

Laut Fraport wurde das Boarding gegen 11.30 Uhr eingestellt. Die Bundespolizei zog Absperrbänder auf und drängte die Fluggäste zurück in den vorderen Bereich der Halle. Passagiere wurden von den Gates aus dem Sicherheitsbereich gebracht. Augenzeugen zufolge herrschte keine Panik, aber großes Gedränge in den wetterbedingt heißen Räumen. Passagiere beklagten sich, dass sie sich nicht ausreichend informiert fühlen.

Die Lufthansa stoppte große Teile ihrer Abfertigung. In den Bereichen A und Z konnten Passagiere nicht mehr ein- oder aussteigen. Ankommende Flugzeuge mussten auf dem Vorfeld mit den Passagieren an Bord warten. Am Frankfurter Flughafen gibt es ein zweites, von der Sperrung nicht betroffenes Terminal. Auch in den übrigen Teilen des Terminal 1 lief der Betrieb weiter.

Um 14.30 Uhr wurde die Sperrung aufgehoben und die betroffenen Bereiche wieder freigegeben. Die Passagiere wurden nach und nach wieder ins Terminal eingelassen. Die Bundespolizei bedankte sich auf Twitter: „Wir danken allen Passagieren und Flughafenmitarbeitern für ihr Verständnis und diszipliniertes Verhalten!“

Danach herrschte am größten deutschen Flughafen «angespannter Betrieb», wie ein Fraport-Sprecher sagte. Bis zum Nachmittag seien 79 von 1500 geplanten Flugbewegungen annulliert worden, wobei nicht alle Streichungen auf die Sperre zurückzuführen seien. Nach ersten Eindrücken hätten die Leute in den Terminals ruhig und besonnen reagiert. „Das System hat funktioniert.“

Am Münchner Flughafen hatte es erst vor kurzem einen ähnlichen Vorfall gegeben. Im Juli war dort ein Terminal geräumt worden, weil eine Frau ohne Kontrolle in den Sicherheitsbereich gelangt war. Mindestens 200 Flüge fielen aus, bei rund 60 Flügen kam es zu Verspätungen. Erst rund zwei Stunden nach dem Vorfall wurde der Sicherheitsbereich wieder freigegeben.

Vor fast genau zwei Jahren kam es ebenfalls am Terminal 1 des Frankfurter Flughafens zu einer ähnlichen Situation. Damals war eine Frau nach der Kontrolle ihres Handgepäcks in den Sicherheitsbereich weitergegangen, obwohl ihre Kontrolle nicht abgeschlossen war. Von der Evakuierung des Terminals waren damals rund 5000 Passagiere betroffen.