Istanbul, 06. April 2019 Drei Mal sollte der neue Mega-Flughafen in Istanbul schon vollständig in Betrieb gehen, immer wieder gab’s Verzögerungen. Nun hat der Umzug vom alten Atatürk-Flughafen aus begonnen. Hunderte Lastwagen fahren zwei Tage lang mindestens 50 000 Tonnen Material durch die Großstadt. Noch vor dem Morgengrauen hat am Freitag in der türkischen Metropole Istanbul […]

Istanbul, 06. April 2019

Drei Mal sollte der neue Mega-Flughafen in Istanbul schon vollständig in Betrieb gehen, immer wieder gab’s Verzögerungen. Nun hat der Umzug vom alten Atatürk-Flughafen aus begonnen. Hunderte Lastwagen fahren zwei Tage lang mindestens 50 000 Tonnen Material durch die Großstadt.

Noch vor dem Morgengrauen hat am Freitag in der türkischen Metropole Istanbul ein Umzug der Superlative begonnen: Nach mehrmaliger Verschiebung wechseln die Fluggesellschaften vom alten Atatürk-Flughafen an den neuen Mega-Flughafen im Norden der Stadt. Etwa 45 Stunden soll der Umzug, der den Spitznamen «Big Bang» bekommen hat, dauern. Bis Sonntag soll er komplett abgeschlossen sein. Dann starten und landen nach derzeitiger Planung alle Airlines am neuen «Flughafen Istanbul» und Atatürk wird für den Passagierbetrieb geschlossen.

Allein für die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines seien rund 700 Lastwagen im Einsatz, die fast 50 000 Tonnen Material bewegen, bestätigte ein Sprecher. Geschäftsführer Bilal Eksi twitterte in der Nacht auf Freitag ein Video, das zeigte, wie eine Passagiertreppe und andere schwere Ausrüstung auf offene Transporter geladen wurden. Am frühen Morgen meldete Eksi, es seien nun wie geplant 36 Prozent der Transporte abgeschlossen. Für die Nacht auf Samstag kündigte er später in einem weiteren Tweet eine «intensive Phase» an, in der die Lastwagen 606 Touren absolvieren sollen. Für den Umzug sei eigens eine Software entwickelt worden, die es erlaube, den Fortschritt genau zu verfolgen, schrieb er.

Der «Flughafen Istanbul» ist ein Prestigeprojekt von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Als globales Drehkreuz soll er vor allem Dubai Konkurrenz machen. Nach Angaben der Betreibergesellschaft IGA, die die Kosten des Baus bei der Eröffnung im Oktober auf 10,25 Milliarden Euro beziffert hatte, wird er zunächst rund 90 Millionen Reisende im Jahr abfertigen. Nach vollständiger Fertigstellung soll er eine Kapazität von 200 Millionen Passagieren pro Jahr erreichen. Das würde ihn nach derzeitigem Stand zum größten Flughafen der Welt machen.

Aber das Projekt ist auch umstritten. In einer Rekordzeit von viereinhalb Jahren ließ die Regierung den Flughafen aus dem Boden stampfen – und das Tempo hatte seinen Preis. Seit Baubeginn bis Mitte November gab es offiziellen Angaben zufolge 52 tödliche Arbeitsunfälle. Die Betreibergesellschaft gibt 30 Todesfälle zu, weist aber Berichte über Sicherheitsmängel am Bau zurück.

Seit Dezember stehen in Istanbul 61 Arbeiter vor Gericht, die gegen die schlechten Arbeitsbedingungen gestreikt hatten. Ihnen wird unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen.

Während des Umzugs bleiben in der 16-Millionen-Stadt viele Straßen für den normalen Verkehr gesperrt. Fernsehsender zeigten regelmäßig Karten, mit den jeweils aktuellen Sperrungen. Der Umzug der Flugzeuge ist einfacher: 151 Flugzeuge von Turkish Airlines allein sollen am Freitag und Samstag von Atatürk aus zum neuen Flughafen hinüberfliegen. Das dürfte jeweils nur Minuten dauern – die Airports liegen knapp 40 Kilometer auseinander. 129 Maschinen, die im Umzugszeitraum aus dem In- oder Ausland zurückkehren, sollen gleich am neuen Flughafen landen.

Der öffentliche Flugverkehr ruht an beiden Airports zwölf Stunden lang: von Samstagfrüh um 1.00 Uhr MESZ bis Samstagmittag um 13.00 Uhr MESZ. Dann dürfen zunächst die Flieger von Turkish Airlines vom neuen «Flughafen Istanbul» abheben, wie ein Sprecher bestätigte.

Internationale Fluggesellschaften sollen in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab Mitternacht wieder fliegen dürfen. Die Betreibergesellschaft IGA empfiehlt Passagieren, sich vor Reisebeginn bei ihrem Anbieter zu informieren. Der Airport Sabiha Gökcen auf der asiatischen Seite der Stadt bleibt in Betrieb.

Mirjam Schmitt und Christine-Felice Röhrs, dpa