Berlin, 04. März 2017 Die Berliner Flughäfen haben nicht nur ein Problem mit dem neuen Terminal. Das Unternehmen sei auch intern falsch aufgestellt, meint ein Fachmann. Für Aufsichtsratschef Müller gebe es nur einen Weg. Die Führungskrise am neuen Hauptstadtflughafen offenbart aus Sicht der Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland schwerwiegende Strukturprobleme im Unternehmen. „Es wäre toll, […]

Berlin, 04. März 2017

Die Berliner Flughäfen haben nicht nur ein Problem mit dem neuen Terminal. Das Unternehmen sei auch intern falsch aufgestellt, meint ein Fachmann. Für Aufsichtsratschef Müller gebe es nur einen Weg.

Die Führungskrise am neuen Hauptstadtflughafen offenbart aus Sicht der Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland schwerwiegende Strukturprobleme im Unternehmen. „Es wäre toll, wenn sie erkennen, dass sie zwei Baustellen haben, erstens die Unternehmens-Konstruktion und zweitens die Flughafen-Baustelle“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Peter Dehnen, der Deutschen Presse-Agentur. Der Aufsichtsrat greife zu tief in operative Belange und damit in Aufgaben der Geschäftsführung ein.

Bei der Flughafengesellschaft schwelt ein Führungsstreit zwischen Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld und dem Aufsichtsrat, den Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) leitet. Auslöser war ein Personalwechsel, den Mühlenfeld auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen veranlasst hatte.

„Die Rollen von Gesellschaftern, Aufsichtsräten und Geschäftsführung müssen klarer getrennt werden“, riet Dehnen. Politiker sollten nicht im Aufsichtsrat sitzen, mit ihrem politischen Mandat hätten sie andere Ziele als nur das Wohl des Unternehmens. Das zeige sich aktuell: „Es geht nun nicht mehr um den Flughafen, sondern es geht um den vermeintlichen Gesichtsverlust einzelner Personen.“

Die Politik gehöre bei einem öffentlichen Unternehmen in die Gesellschafterversammlung. „Dort haben sie Kontrolle über das Kapital, das reicht“, sagte Dehnen. Folglich müsse auch Müller den Aufsichtsrat verlassen. „Einer müsste den großen Schritt raus machen und das kann nur Herr Müller sein.“ Der Anwalt Dehnen gestand jedoch zu, dass es angesichts der verfahrenen Lage schwer sein dürfte, das Kontrollgremium nachzubesetzen. „In dieser Gemengelage finden Sie keinen professionellen Aufsichtsrat, der sich das antut.“

Im Ringen um die Ablösung Mühlenfelds, zu dem Berlin und der Bund kein Vertrauen mehr haben, riet er zudem davon ab, den Mit-Eigentümer Brandenburg zu überstimmen. „Wenn bei drei Gesellschaftern einer überstimmt wird, holen sie das Problem des Vertrauensverlusts in ihr Gremium.“ Der Berufsverband Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland versucht seit 2012, die Arbeit von Aufsichtsräten zu verbessern und hat dazu Grundsätze erarbeitet.