Köln, 06. März 2019 Brutale Täter haben am Flughafen Köln/Bonn einen Geldtransporter überfallen und einen Wachmann lebensgefährlich verletzt. Das Verbrechen zeigt verblüffende Parallelen auf zu einem früheren Überfall. Es muss eine Szene gewesen sei wie aus einem Köln-«Tatort»: Maskierte Bewaffnete stürmen am Mittwochmorgen am Flughafen Köln/Bonn auf einen Geldtransporter zu. Jemand ruft: «Auf den Boden, […]

Köln, 06. März 2019

Brutale Täter haben am Flughafen Köln/Bonn einen Geldtransporter überfallen und einen Wachmann lebensgefährlich verletzt. Das Verbrechen zeigt verblüffende Parallelen auf zu einem früheren Überfall.

Es muss eine Szene gewesen sei wie aus einem Köln-«Tatort»: Maskierte Bewaffnete stürmen am Mittwochmorgen am Flughafen Köln/Bonn auf einen Geldtransporter zu. Jemand ruft: «Auf den Boden, auf den Boden!» Dann fallen Schüsse. Einer der Wachmänner wird in den Oberschenkel getroffen und lebensgefährlich verletzt. So schildert ein Polizeisprecher die Tat.

Wenig später bietet sich der Kölner Feuerwehr ein anderes dramatisches Bild: Auf einer Straße direkt neben der Autobahn 59 im Stadtteil Porz steht ein brennendes Auto. Die Flammen schlagen hoch aus dem Wrack, dicke schwarze Rauchwolken steigen auf. Die Täter haben den Ermittlern zufolge ihr Fluchtfahrzeug angezündet. Sind sie mit einem anderen Wagen weitergefahren oder gar zu Fuß geflüchtet? Eines scheint klar: Das Verbrechen war genau geplant.

Zurück am Flughafen. Etwa zwei Stunden nach dem Überfall untersuchen Polizisten den dunkelblauen Geldtransporter mit Essener Kennzeichen und geöffneten Hintertüren. Der Tatort ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Er befindet sich im unteren Teil des Terminals, wo Fernbusse abfahren und Taxen halten. Der Busterminal bleibt während der Spurensicherung gesperrt. Bis auf die Ermittler und Journalisten ist der Bereich nahezu verwaist.

Nach Angaben von Polizeisprecher Wolfgang Baldes kamen die Täter mit einem dunklen Audi. Die Polizei sei schnell vor Ort gewesen, ein Beamter habe Erste Hilfe geleistet und das Bein des verletzten Wachmanns abgebunden. Trotzdem sei die Schusswunde lebensgefährlich gewesen – der Mann musste notoperiert werden.

«Wir haben auf einmal einen lauten Knall gehört», erzählt der Mitarbeiter eines Busunternehmens, das im Terminal einen Stand hat. Durch die Glasscheibe ist der Transporter zu sehen. «Der Knall war ungefähr so, als ob hier in der Halle ein Rollkoffer umfällt – nur viel lauter.» Dann habe er ein dunkles Auto bemerkt, das mit offenem Kofferraumdeckel zügig weggefahren sei, schildert der Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Anschließend seien Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen gekommen. «Was tatsächlich passiert ist, habe ich dann im Internet gelesen.»

Die Angestellte eines nahe gelegenen Schreibwarenladens hat von dem Geschehen gar nichts bemerkt. «Ich frage mich jetzt die ganze Zeit, wie das sein kann, dass ich nichts mitbekommen habe», meint sie kopfschüttelnd.

Der Fall weckt Erinnerungen an einen anderen Überfall vor fast genau einem Jahr. Dabei hatten Unbekannte im Alter zwischen 30 und 40 Jahren einen Geldtransporter auf dem Parkplatz eines Ikea-Kaufhauses in Köln-Godorf ausgeraubt. Damals schlugen sie zu, nachdem der 60 Jahre alte Geldbote aus dem Transporter gestiegen war. Einer der Täter bedrohte ihn mit der Waffe, während der andere mit laufendem Motor im Fluchtauto wartete – ähnlich wie bei der Tat am Mittwoch.

Mit der Beute verschwanden die Kriminellen vor einem Jahr unerkannt. Wenig später wurde ihr Wagen brennend auf einem Feld in der Nähe entdeckt. Nach Zeugenaussagen flüchteten die Täter zu Fuß. Zur Höhe des erbeuteten Geldes machte die Polizei damals keine Angaben. Die Ermittler prüften danach Parallelen zu Raubüberfällen, die drei untergetauchten Ex-RAF-Terroristen zur Last gelegt wurden. Es ergaben sich dann aber keine Hinweise auf einen Zusammenhang.

Der Fall lief im November auch bei «Aktenzeichen XY» – aber offenbar ohne Ergebnis. Ein Polizeisprecher sagt: «Das war ein ähnlicher Modus Operandi, aber ob die beiden Taten in Zusammenhang stehen, das müssen die Ermittlungen ergeben.»

Petra Albers und Christoph Driessen, dpa