München, 11. April 2014 Drei Geschäftstermine innerhalb von gut fünf Stunden in unterschiedlichen Regionen Deutschlands zu absolvieren, das ist unmöglich. – Ist es nicht, denn Aeroscope hat den Test gemacht: In Kooperation mit Bombardier und der GBAA, der German Business Aviation Association, war Aeroscope unterwegs und ist die Strecke München – Paderborn/Lippstadt – Karlsruhe/Baden-Baden – […]

München, 11. April 2014

Drei Geschäftstermine innerhalb von gut fünf Stunden in unterschiedlichen Regionen Deutschlands zu absolvieren, das ist unmöglich. – Ist es nicht, denn Aeroscope hat den Test gemacht: In Kooperation mit Bombardier und der GBAA, der German Business Aviation Association, war Aeroscope unterwegs und ist die Strecke München – Paderborn/Lippstadt – Karlsruhe/Baden-Baden – München abgeflogen. Und zwar im neuen Learjet 75.

Das Flugzeug ist eines von drei neuen Learjet-Modellen, die Bombardier derzeit im Verkauf hat. Der Learjet 75 mit 8 bis 9 Plätzen für Passagiere ist der erste der neuen Jets und hat im November vergangenen Jahres die Zulassung in den USA erhalten. Für Europa läuft das Zulassungsverfahren derzeit, Bombardier war mit dem Learjet 75 Anfang April auf Vorstellungstour durch Europa. Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit der Business Aviation auch in Deutschland zu testen.

Denn bei der Reise aus der Region in die Region spielen die Jets ihre Vorteile voll aus. Die individuelle Flugreise ist nicht nur wegen der Zeitersparnis für Unternehmen attraktiv, sondern auch wegen der Kosten – zum Beispiel, wenn eine ganze Gruppe von Mitarbeitern reist. Für einige Unternehmen jedoch ist diese Art des Reisens die einzige Möglichkeit, im globalen Wirtschaftsraum aus der Region heraus erfolgreich zu agieren. Beispiele hierfür sind die Unternehmensgruppe Würth im Schwäbischen Künzelsau, der Heiztechnikhersteller Viessmann in Nordhessen, die Discountkette Lidl in Neckarsulm oder Bertelsmann in Gütersloh. Alle Unternehmen liegen fernab großer Verkehrsflughäfen in Deutschland, und bei allen ist es ein offenes Geheimnis, dass sie Firmenflugzeuge betreiben und damit von den Pisten fast vor der Haustür zu Kundenterminen welt- oder zumindest europaweit extrem effektiv unterwegs sind. Eine der meistbeflogenen Businessjet-Strecken ist die zwischen Manching und Braunschweig – eine Unzahl von Managern, Technikern und Ingenieuren von VW und Audi pendelt so zwischen Ingolstadt und Wolfsburg.

Diese Unternehmen sind Beispiele dafür, dass Fliegen im privaten Flugzeug kein elitäres Vergnügen der Schönen und Reichen ist, sondern ein Bestandteil effektiven Travelmanagements in Unternehmen. Nach den Zahlen der GBAA werden 22 Prozent aller Reisen im Privatjet vom Topmanagern unternommen, 50 Prozent von sonstigen Führungskräften in Unternehmen, weitere 20 Prozent von Mitarbeitern in Technik, Service und Verkauf. Die Glamourreisen der Schönen und Reichen fallen in der Statistik unter „Sonstige“ und werden mit lediglich acht Prozent Marktanteil geführt.

Die wenigsten Unternehmen besitzen ein eigenes Flugzeug. Viele Unternehmen teilen sich einen Jet oder einen Turboprop, aber die meisten Reisen werden in Zusammenarbeit mit Unternehmen wie ACM Air Charter geplant. Der 1992 gegründete Anbieter hat seine Basis am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden und organisiert den Betrieb und die Wartung von Business-Jets im Auftrag der Besitzer. ACM hat derzeit eine Flotte von acht Flugzeugen zur Verfügung, die das Unternehmen für die Eigentümer verchartert, wenn diese die Jets nicht selbst benötigen – mit allen Dienstleistungen, die dazu gehören. Neben der technischen Betreuung hat ACM die Crews zur Verfügung, organisiert die Flüge, das Catering oder auch den Transport zum Flughafen und von dort zum Geschäftstermin. Die Flotte der ACM ist dafür weltweit im Einsatz: Die Kunden können im rundum-sorglos-Paket Flüge mit einer Citation X, zwei Falcon 2000EX, einer Falcon 7X, einer Bombardier Challenger 604, einer Bombardier Global 6000, einer Bombardier Global Express XRS oder sogar mit einem Boeing Business Jet 2 buchen.

Der Flughafen München ist schnell, aber er kann auch richtig schnell sein: Bei unserem Test dauerte es ziemlich genau zehn Minuten vom dem Betreten des General Aviation Terminals (GAT) im rückwärtigen Bereich des Flughafengeländes bis zum Einsteigen ins Flugzeug. Ein Parkplatz direkt am Terminal, die Möglichkeit der Loungebetreuung, wenige Schritte zur Sicherheitskontrolle und der Transport im Wagen direkt zum Flugzeug auf dem Vorfeld gehören zu den Annehmlichkeiten des GAT. Hinzu kommt, dass das Flugzeug exakt dann startet, wenn der Kunde es braucht. Das entspannt bei der Anreise und auch während der Meetings. Für den Testflug flog der Learjet eine knappe Stunde nach Paderborn. Dort war der nächste Termin direkt am Flughafen anberaumt. Eine gute Stunde später startete der Learjet nach Karlsruhe/Baden-Baden. Der Airport war eine dreiviertel Stunde später in Sicht, und auch dort war Zeit für ein anderthalbstündiges Meeting direkt am Flughafen. Eine Dreiviertel Stunde später stand der Learjet wieder am GAT des Münchener Flughafens. Ein weiterer Vorteil, den Regionalflughäfen bieten, ist die Slotsituation: Wirklich Gedanken um dieses Thema musste sich der Bombardier-Testpilot nur am Flughafen München machen.

66 Prozent aller Flüge in der Business Aviation finden nach den Erkenntnissen der GBAA auf Strecken ohne eine tägliche Linienflugverbindung statt. Während es in Europa im Linienverkehr nur etwa 32.000 mögliche Städtepaare für eine Flugreise gibt, bietet die Business Aviation ein ungleich größeres Portfolio mit 103.000 Optionen. Damit rückt Europa wirklich zusammen. Kernvorteil der Business Aviation ist die höhere Produktivität: Alle Geschäftsreisen sind ohne eine Übernachtung planbar, und es wird sogar möglich, mehrere Destinationen an einem Tag zu bereisen.

Natürlich ist – in diesem Fall von Bombardier – dafür gesorgt, dass die Gäste auch bequem sitzen und sich im Bedarfsfall gemütlich zurücklehnen können. Aber in der Regel wird an Bord der Businessflieger gearbeitet: Telefon- und Internetverbindung bieten die Voraussetzung dafür. Aber in den beiden Vierer-Sitzgruppen des Learjet 75 lässt es sich auch gut reden: So können Meetings im Team an Bord noch vorbereitet werden. Dabei hilft eine weitere Selbstverständlichkeit: Die Fluggäste wissen, wer im Flugzeug sitzt und können so auch vertrauliche Gespräche führen, ohne dass der Sitznachbar gleich wertvolle Informationen für sein Aktiendepot aufschnappt.

Bequem reist es sich schon im neuen Learjet 75. Foto: Bombardier

 

Die Geschäftsreise im Business Jet ist vor allem zeitsparend, aber nicht nur: In der Beispielrechnung für unseren Testflug mit acht Personen ab München nach Paderborn, Baden-Baden und zurück nach München müsste ein Travel Manager Kosten von knapp 8.600 Euro veranschlagen. Dafür beträgt die reine Reisedauer für den Trip im Idealfall zwei Stunden und drei Minuten. Dieselbe Reise mit Linienflügen und der Bahn hätte für die acht Reisenden zwar etwa 3.000 Euro weniger gekostet, dafür aber mehr als einen Tag länger gedauert. Diese Beispielrechnung lässt sich auf sehr viele Ziele in Europa in etwa denselben Größenordnungen übertragen.

Unser Testflug zeigt, dass die Reise im Business Jet durchaus eine Alternative im modernen Mobilitätsmix ist. Im Idealfall lässt sich nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparen. Darüber hinaus ist das Reisen äußerst komfortabel. Und manchmal ist die Zahl der Alternativen bei den Reisemöglichkeiten gar nicht groß: Möchte jemand unbedingt seinen Jagdhund auf die Reise mitnehmen und unterwegs rauchen, hat er außer Auto und Business Jet gar keine Alternative. Denn Rauchen und große Hunde in der Kabine sind nur im privaten Flugzeug erlaubt … Womit wir doch wieder bei den Schönen und Reichen und deren Extravaganzen wären.

Matthias Burkard, Aeroscope