Potsdam, 21. Februar 2019 Ein Flug lässt sich mit wenigen Klicks im Internet buchen. Doch man kann auch ziemlich viel falsch machen. Eine Pleite der Airline wie bei Air Berlin und Germania ist der Extremfall. Wie Flugreisende bei der Buchung vorgehen Airline-Pleiten, unübersichtliche Tarife, versteckte Kosten für Gepäck: Wer heutzutage einen Flug bucht, kann ganz schön […]

Potsdam, 21. Februar 2019

Ein Flug lässt sich mit wenigen Klicks im Internet buchen.

Doch man kann auch ziemlich viel falsch machen. Eine Pleite der Airline wie bei Air Berlin und Germania ist der Extremfall. Wie Flugreisende bei der Buchung vorgehen Airline-Pleiten, unübersichtliche Tarife, versteckte Kosten für Gepäck: Wer heutzutage einen Flug bucht, kann ganz schön viel falsch machen. Im schlimmsten Fall fällt der gesamte Urlaub ins Wasser. Doch auch horrende Extragebühren für einen Koffer können die Laune empfindlich trüben. Worauf Reisende bei der Buchung einer Flugreise achten müssen – eine Checkliste:

1. Pauschalpaket oder Einzelbuchung?

Geht bei einer Pauschalreise die Fluggesellschaft pleite, kümmert sich der Reiseveranstalter für den Urlauber um eine alternative Beförderung – ohne Aufpreis. Wer den Flug zum Beispiel auf der Website der Airline einzeln bucht, hält nach einer Insolvenz ein oft wertloses Ticket in der Hand – und bekommt sein Geld nicht zurück. Bei der jüngsten Germania-Pleite betrifft dies etwa 260 000 Flugbuchungen. Wer für die gesamte Familie Tickets gebucht hat, bleibt so schnell auf mehreren hundert Euro sitzen und kommt obendrein nicht in den Urlaub.

Bereits die Insolvenz von Air Berlin hat Reisenden schmerzlich vor Augen geführt, dass ihr angezahltes Geld nicht abgesichert ist. Der Deutsche Reiseverband fordert zwar eine Insolvenzversicherung für Airlines. Doch ob diese kommt, ist fraglich. «Wer Sicherheit möchte, ist bei der Pauschalreise besser aufgehoben», sagt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg. «Weil die Veranstalter einen anderen Leistungsträger finden müssen und das auch machen», erklärt die Juristin und Reiserechtsexpertin.

2. Vergleichsportal oder Airline-Website?

Nicht jeder möchte unbedingt eine Pauschalreise buchen. Und die Preise der Billigflieger sind oft verlockend günstig. Wer einen Flug ohne Veranstalterpaket sucht, steht vor der Frage: Wo buchen?

Vergleichsportale und Flugsuchmaschinen im Internet bieten den Vorteil, dass sich die Fluggesellschaften und Preise auf der ausgewählten Strecke gut vergleichen lassen. Trotzdem raten die Stiftung Warentest und Verbraucherschützerin Fischer-Volk dazu, Flüge stets direkt auf der Website der Airline zu buchen.

Nach den Erfahrungen der Warentester sind Buchungen auf Portalen oft intransparent, es werden Gebühren auf den anfangs angezeigten Preis aufgeschlagen, das Stornieren ist kompliziert und teuer. Die Airlines schnitten hier in der Vergangenheit besser ab. Der Tipp: Urlauber sollten zuerst auf Portalen prüfen, welche Airlines auf der gesuchten Route günstig fliegen – und dann bei der Fluggesellschaft buchen.

3. Welche Buchungsklasse soll es sein?

Economy, Premium Economy, Business oder First: Flugreisende haben die Wahl zwischen verschiedenen Buchungsklassen. Business-Class-Tickets oder gar Flüge in der Ersten Klasse sind sehr teuer. So landen wohl die meisten Urlauber beim Economy-Tarif. Die Premium Economy lockt mit mehr Beinfreiheit, mitunter separatem Check-in und einer höheren Meilengutschrift – dafür müssen Flugreisende etwas mehr bezahlen.

Bei der Premium Eco sollten Passagiere genau hinschauen: Die inkludierten Serviceleistungen sind je nach Airline unterschiedlich, wie die Zeitschrift «Clever reisen!» (Ausgabe 1/2019) erklärt. Nicht immer handelt es sich bei der Premium Economy an Bord um eine eigenständige Klasse zwischen Economy und Business Class.

4. Ist das Aufgabegepäck inklusive?

Die meisten Passagiere buchen ein einfaches Economy-Flugticket. Doch hier fängt die Verwirrung erst an. Heute gliedern sich die Tarife innerhalb dieser Buchungsklasse in verschiedene Varianten – die inkludierten Leistungen unterscheiden sich. Die Lufthansa zum Beispiel hat auf Europaflügen drei Economy-Tarife im Angebot: Light, Classic und Flex. Ein dreistufiges System in der Eco setzt sich auch bei anderen Premium-Fluggesellschaften zunehmend durch.

Bei Economy Light oder Economy Basic handelt es sich in der Regel um den günstigsten Tarif. Dafür ist nur Handgepäck inklusive, Aufgabegepäck und die Reservierung eines Sitzplatzes kosten extra. Umbuchungen und Stornierungen von Tickets sind in aller Regel nicht möglich. Wer ein Light-Ticket wählt, bekommt also einen Leistungsumfang, der den Konditionen eines Billigfliegers ähnelt. Extras kosten extra.

Reisende müssen auf Flugportalen und Airline-Internetseiten genau hinschauen, welchen Economy-Tarif mit welchen Inklusivleistungen sie buchen. «Billig ist nicht alles», sagt Fischer-Volk. «Da zahlt man am Ende womöglich über Zusatzkosten wieder drauf.»

5. Gepäck extra hinzubuchen?

Wer den Economy-Volltarif gewählt hat, muss sich keine weiteren Gedanken machen. Der große Koffer fliegt umsonst mit, der Sitzplatz wird beim Online-Check-in kostenlos gewählt. Doch es geht auch anders: den günstigen Light-Tarif buchen und Gepäck gegen Aufpreis hinzubuchen. Je nach Flugstrecke – vor allem bei Strecken innerhalb Europas – kann das günstiger sein als der Standardtarif.

Anders wiederum sieht es auf Langstreckenflügen aus, auf denen die Airlines mittlerweile auch Handgepäck-Tarife anbieten. Wer hier den Koffer extra dazu bucht, zahlt kräftig drauf: In der Regel werden zwischen 40 und 70 Euro fällig – pro Strecke. Das hat die Zeitschrift «Reise & Preise» (Ausgabe 1/2019) ermittelt. Fazit: Flugtarife nur mit Handgepäck lohnen sich auf der Langstrecke eher nicht.

Wichtig: Wer den Light-Tarif wählt, sollte das Extragepäck gegen Aufpreis bereits bei der Buchung des Tickets hinzufügen. Das ist günstiger als den Koffer nachträglich online anzumelden. Bei Ryanair zum Beispiel zahlt man später pro Koffer 40 Euro – direkt bei der Buchung sind es nur 25 Euro. «Das Gepäck so früh wie möglich dazu buchen», rät Fischer-Volk. Am allerteuersten ist es fast immer, Aufgabegepäck erst am Flughafen anzumelden.

6. Wie groß ist das Handgepäck?

Wer günstig nur mit Handgepäck fliegt, muss ebenfalls aufpassen. Die Bedingungen der Airlines für die Mitnahme von Trolleys, Taschen und Rucksäcken in der Kabine sind unterschiedlich. Während die meisten Premium-Carrier ein großes Handgepäckstück sowie eine kleine Tasche erlauben, ist zum Beispiel bei Easyjet nur ein Handgepäckstück kostenlos. Einen größeren Trolley können Passagiere gegen Gebühr aufgeben.

Noch radikaler ist Ryanair: Die Iren erlauben ohne Aufpreis seit kurzem nur noch eine kleine Tasche, die unter den Vordersitz passt. Wer einen Trolley oder größeren Rucksack in der Kabine mitnehmen will, muss entweder Priority Boarding hinzubuchen oder das Gepäckstück aufgeben. Beides kostet extra. Kritiker werfen Ryanair deshalb eine indirekte Erhöhung der Flugpreise und Irreführung der Verbraucher vor. Bislang zeigt der Billigflieger sich unbeeindruckt.

Philipp Laage, dpa