Philadelphia, 18. April 2018 Rund 20 Minuten nach dem Abflug treffen die ersten Alarmsignale im Cockpit ein: Teile eines kaputten Triebwerks sind durch ein Flugzeugfenster eingedrungen. Eine Passagierin des US-Inlandflugs wird fast aus dem Fenster gerissen – später stirbt sie. Es ist ein Alptraum in 10 000 Metern Höhe: Das Triebwerk eines Flugzeugs wird beschädigt, […]

Philadelphia, 18. April 2018

Rund 20 Minuten nach dem Abflug treffen die ersten Alarmsignale im Cockpit ein: Teile eines kaputten Triebwerks sind durch ein Flugzeugfenster eingedrungen. Eine Passagierin des US-Inlandflugs wird fast aus dem Fenster gerissen – später stirbt sie.

Es ist ein Alptraum in 10 000 Metern Höhe: Das Triebwerk eines Flugzeugs wird beschädigt, seine Splitter schießen durch ein Fenster, Sauerstoffmasken fallen aus der Decke, eine Frau wird fast aus dem Fenster gerissen. Diese Szenen sollen sich am Dienstagmorgen an Bord der Maschine mit der Flugnummer 1380 abgespielt haben, die auf dem Weg von New York nach Dallas war. So zumindest schildern es Passagiere US-Medien. Die Maschine musste eine Sicherheitslandung in Philadelphia hinlegen, ein Mensch ist tot.

Die Fluglinie Southwest Airlines bestätigte am Dienstag (Ortszeit) den Tod eines Fluggastes nach einem Zwischenfall. Demnach wurde das linke Triebwerk der Boeing 737 schwer beschädigt. An Bord befanden sich 144 Passagiere und fünf Crewmitglieder, wie die Fluggesellschaft weiter mitteilte. Die Verkehrsaufsichtsbehörde NTSB untersucht den Vorfall.

Bei dem Todesopfer handelt es sich nach Berichten lokaler Medien um jene Frau, die zuvor von den Turbinenteilen getroffen und verletzt worden war. Augenzeugen schilderten dem Sender CNN, wie die Splitter des Triebwerks explosionsartig durch das Fenster der Maschine ins Innere eingedrungen seien. Wegen des plötzlichen Druckabfalls in der Kabine fielen Sauerstoffmasken aus der Decke. Die Frau sei fast aus dem Fenster gerissen worden, sagte der Passagier Marty Martinez zu CNN.

Laut Augenzeugen hielten andere Fluggäste die Verletzte fest und zerrten sie zurück in ihren Sitz auf der linken Seite des Flugzeugs. Eine Krankenschwester sagte, sie habe rund 20 Minuten lang versucht, die Frau wiederzubeleben – auch noch als das Flugzeug schon landete. «Wir haben alles unternommen, um das Leben dieser Frau zu retten.» Sieben weitere Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr leicht verletzt, mussten aber nicht im Krankenhaus behandelt werden.

In sozialen Netzwerken erhielt die Pilotin des Fluges große Anerkennung: Tammy Jo Shults habe einen herausragenden Job gemacht, um die Maschine unter diesen Umständen sicher zu landen. Nach Angaben der Webseite Heavy.com war Shults unter den ersten Kampfpilotinnen der Navy, die in die zivile Luftfahrt wechselten. Nach Angaben der Verkehrsaufsichtsbehörde NTSB befand sich das Flugzeug in knapp 10 000 Metern Höhe, als rund 20 Minuten nach Abflug die ersten Notrufe und Alarmsignale im Cockpit eintrafen.

Nach ersten Erkenntnissen könnte Materialermüdung an einem Ventilatorenblatt zu dem Unfall beigetragen haben, sagte der NTSB-Vorsitzende Robert Sumwalt vor Reportern in Washington am Dienstag. Die beiden Flugschreiber der Maschine seien zur Untersuchung in die Hauptstadt gebracht worden. Aufnahmen des Flugzeugs zeigten das beschädigte Triebwerk und ein kaputtes Fenster.

Southwest-Airlines-Chef Gary Kelly nannte den Tod des Fluggasts einen «tragischen Verlust» und sprach den Angehörigen im Namen der Fluggesellschaft sein Beileid und seine Unterstützung aus. Die Airline kooperiere mit den Ermittlungen zu dem Vorfall. Nur einen Tag nach dem Vorfall musste eine andere Maschine der Fluggesellschaft wegen eines Vogelschlags eine außerplanmäßige Landung hinlegen.

Martin Bialecki, Gaby Mahlberg und Maren Hennemuth, dpa