29.10.2015 Frankfurt/Main- Die Lufthansa nimmt trotz der Belastungen durch die Pilotenstreiks Kurs auf das besten Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Ein Rekordpassagiergeschäft im Sommer und sinkende Treibstoffkosten gaben Europas größtem Luftverkehrskonzern im dritten Quartal einen kräftigen Schub. Vorstandschef Carsten Spohr hob am Donnerstag die Gewinnprognose für das Gesamtjahr an. Die Geschäftsentwicklung mache deutlich, «dass wir auf […]

29.10.2015

Frankfurt/Main- Die Lufthansa nimmt trotz der Belastungen durch die Pilotenstreiks Kurs auf das besten Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Ein Rekordpassagiergeschäft im Sommer und sinkende Treibstoffkosten gaben Europas größtem Luftverkehrskonzern im dritten Quartal einen kräftigen Schub. Vorstandschef Carsten Spohr hob am Donnerstag die Gewinnprognose für das Gesamtjahr an. Die Geschäftsentwicklung mache deutlich, «dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Strategie greift», sagte Spohr. Den Aktionären stellte Lufthansa für 2015 eine Dividende in Aussicht. Im Jahr zuvor waren die Anteilseigner leer ausgegangen.

Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) soll 1,75 bis 1,95 Milliarden Euro erreichen. Bisher hatte Spohr ein Ebit von mindestens 1,5 Milliarden Euro angepeilt – diesen Wert erreichte der Konzern nun schon nach neun Monaten. Mögliche weitere Belastungen durch Pilotenstreiks im Rest des Jahres sind in der neuen Prognose noch nicht berücksichtigt.

Das Unternehmen verhandelt Spohr zufolge derzeit wieder mit den Gewerkschaften VC für die Piloten, Ufo für die Flugbegleiter und Verdi für das Bodenpersonal. «Ich habe fest vor, sie (die Verhandlungen) zum Erfolg zu führen». Ziel sei es, die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Immer mehr Mitarbeiter würden erkennen, dass die strukturellen Veränderungen im Konzern unumkehrbar seien.

Die Piloten hatten zuletzt im September gestreikt – gut 1000 Flüge fielen aus. Nach einer Gerichtsentscheidung mussten sie den Ausstand abbrechen. Das Gericht sah ihn als rechtswidrig an, weil er auf eine stärkere Mitsprache der Piloten beim Projekt Eurowings abziele. Mit der Billigtochter, die niedrigere Gehälter zahlt als die Lufthansa-Kerngesellschaft, will Spohr gegen Rivalen wie Ryanair und Easyjet punkten. Derzeit konzentrieren sich die Gespräche auf die Übergangsversorgung der Piloten.

Aktuell schwelt der Konflikt mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo. Gewerkschaftschef Nicoley Baublies forderte das Unternehmen angesichts der guten Zahlen erneut auf, ein verbessertes Tarifangebot vorzulegen. Ufo hatte das letzte Angebot als Provokation zurückgewiesen und ein Ultimatum zur Nachbesserung bis 1. November gesetzt. Andernfalls seien Streiks wahrscheinlich.

Der Ufo-Chef forderte, die Lufthansa-Führung müsse die Mitarbeiter «mitnehmen» und auch mit den anderen Beschäftigtengruppen auf «realistische» Weise an die Umstrukturierung des Konzerns gehen. «Hier braucht es einen echten Pakt – einen Pakt, der frei nach «Mutti» heißt: «Wir schaffen das»», schrieb er in einem Brief an die Flugbegleiter.

Im wichtigen Sommerquartal von Juli bis September erzielte die Lufthansa einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro und damit knapp sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das bereinigte Ebit legte um 51 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich kletterte der Überschuss um fast 42 Prozent auf 794 Millionen Euro.

Die Billigtochter Germanwings, deren Flüge künftig unter der neuen Marke Eurowings vermarktet werden, hat den Angaben zufolge den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Das Ziel der schwarzen Null sei deutlich überschritten worden.

Neben einer guten Ticketnachfrage im Sommer nannte Finanzchefin Simone Menne die gesunkenen Kerosinpreise als wesentlichen Faktor für die Anhebung der Gewinnprognose. Allerdings: «Ohne die Effekte von Treibstoffkosten und Währungen sind die Stückkosten im dritten Quartal weiter gestiegen», sagte Menne. «Mit dieser Entwicklung können wir nicht zufrieden sein.» Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo habe der Vorstand bereits ein Sparprogramm eingeleitet, das kurzfristig 40 Millionen Euro bringen soll. (dpa)