Berlin, 12. Juli 2018 Im europäischen Luftverkehr ging zuletzt einiges drunter und drüber. Viele Fluggäste sind genervt von häufigen Verspätungen und Flugausfällen. Das spiegelt sich in der Zahl der Beschwerden wider. Die Beschwerden über Flugreisen bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) haben sprunghaft zugenommen. Im ersten Halbjahr 2018 gingen 7745 Schlichtungsanträge von Fluggästen […]

Berlin, 12. Juli 2018

Im europäischen Luftverkehr ging zuletzt einiges drunter und drüber. Viele Fluggäste sind genervt von häufigen Verspätungen und Flugausfällen. Das spiegelt sich in der Zahl der Beschwerden wider.

Die Beschwerden über Flugreisen bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) haben sprunghaft zugenommen. Im ersten Halbjahr 2018 gingen 7745 Schlichtungsanträge von Fluggästen ein, das waren 45 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, wie die Einrichtung am Donnerstag in Berlin mitteilte. Allein im Juni waren es mehr als 2000. Für alle Verkehrsträger zusammen gingen von Januar bis Juni 9589 Anträge ein, das ein Plus von 37 Prozent.

Die SÖP ist von der Bundesregierung als Schlichtungsstelle für Bahn, Luftverkehr, Fernbus und Schiff anerkannt. Zum größten Teil geht es um eine Entschädigung bei Verspätungen oder Ausfällen von Flügen und Zügen. Inzwischen beziehen sich vier Fünftel (81 Prozent) aller Beschwerden auf Flugreisen, 15 Prozent auf Bahnfahrten und die übrigen 4 Prozent auf Fernbusse und den öffentlichen Nahverkehr.

Für den deutlichen Anstieg der Fallzahl seien «ganz sicher auch die bereits seit einigen Monaten auftretenden Unregelmäßigkeiten im nationalen und europäischen Luftverkehr verantwortlich», stellte SÖP-Geschäftsführer Heinz Klewe fest. «Die Kunden spüren die negativen Folgen der zahlreichen Flugverspätungen und Flugannullierungen hautnah und verlangen auf Basis der europäischen Passagierrechte dafür einen finanziellen Ausgleich.»

Für die Probleme im Luftverkehr gibt es eine Reihe von Gründen. Die Fluggesellschaften nennen Engpässe bei den Flugsicherungen, Fluglotsenstreiks, lange Wartezeiten bei den Passagierkontrollen und eine Häufung von Unwettern. Hinzu kommen die Folgen der Pleite von Air Berlin im vorigen Jahr. Die Lufthansa-Tochter Eurowings und Easyjet haben zwar die meisten Flugzeuge übernommen. Doch deren Ummeldung auf die neuen Eigentümer und Einbindung der Crews in die Flotten dauert einige Monate.

Bei den Bahnreisen gingen die Beschwerdezahlen in den Jahren 2014, 2015 und 2016 zurück. Der Trend hat sich nun wieder umgekehrt. Zu Bahnfahrten erhielt die SÖP im ersten Halbjahr 1473 Schlichtungsanträge, das waren 15 Prozent mehr als im der ersten Jahreshälfte 2017.

Die SÖP geht davon aus, dass ihr Bekanntheitsgrad weiter gestiegen ist und sie auch deshalb häufiger um Hilfe gebeten wird. Die Schlichtungsquote, das ist der Anteil der Fälle mit einer verbindlichen Streitbeilegung, erhöhte sich im ersten Halbjahr bei den Fluggesellschaften auf 81 Prozent (Gesamtjahr 2017: 76 Prozent) und bei der Bahn auf 80 Prozent (2017: 73 Prozent). Rund 360 Verkehrsunternehmen beteiligen sich mittlerweile an dem Schlichtungsverfahren, das sie selbst finanzieren.

Bernd Röder, dpa