18.01.2015 Seit anderthalb Jahren verbindet Saffron Aviation unter dem Markennamen Cinnamon Air den internationalen Flughafen Colombo mit vielen reizvollen Zielen in Sri Lanka. Erstaunte Blicke, ungläubiges Kopfschütteln. Hoppla, was hat das denn hier, auf dem Gelände des Bandaranaike International Airports in Colombo, Sri Lanka, zu suchen? Ein Flugzeug mit Schwimmern unterm Rumpf wartet doch bitte […]

18.01.2015

Seit anderthalb Jahren verbindet Saffron Aviation unter dem Markennamen Cinnamon Air den internationalen Flughafen Colombo mit vielen reizvollen Zielen in Sri Lanka.

Erstaunte Blicke, ungläubiges Kopfschütteln. Hoppla, was hat das denn hier, auf dem Gelände des Bandaranaike International Airports in Colombo, Sri Lanka, zu suchen? Ein Flugzeug mit Schwimmern unterm Rumpf wartet doch bitte schön nicht auf Asphalt, um Passagiere samt ihres Gepäcks an Bord zu nehmen?

Des Rätsels Lösung präsentiert sich hingegen beim genaueren Hinsehen relativ schnell: Statt mindestens einer Handbreit Wasser tragen sechs kleine Räder, wenn auch leicht versteckt, die Last der bunt bemalten Cessna 208 Grand Caravan, mit der wir gleich zu einem traumhaften Flug zu den schönsten Stätten des Landes, das einst Ceylon hieß und deutlich mehr zu bieten hat als Tee in Beuteln, starten werden. „Das ist eine von zwei Caravans in der Amphibien-Version, die wir betreiben“, erklärt Sean Dwight, CEO der Cinnamon Air, vor dem Hangar des Unternehmens, das wenige Kilometer entfernt vom Terminal im militärischen Teil des Flughafens sein Zuhause hat.

Caravan 1

Pier auf dem Mahaweli Ganga: Hier gehen die Passagiere von beziehungsweise an Bord der Cessna 208 Amphibian Caravan. Bild: Dietmar Plath

 

Cinnamon Air ist seit Juli 2013 im Geschäft und eigentlich nur ein Markenname; dahinter steht vielmehr die Saffron Aviation, ein Joint Venture der Phoenix Ventures Limited, der MMBL Leisure Holdings Ltd. und der John Keells Holdings PLC. Vor allem Letztere ist stark in das Tourismus-Geschäft Sri Lankas involviert. Und in Ermangelung adäquater Zu- und Abbringer-Services ab und zum internationalen Flughafen von Colombo – Nationalcarrier SriLankan hatte ihren eigenen Wassertaxi-Service unlängst eingestellt – war das Interesse des Unternehmens verständlicherweise groß, Gäste schnell und komfortabel zu den verschiedenen Urlaubsregionen zu bringen; zumal das Reisen über Land, sei es auf Straße oder Schiene, extrem zeitaufwendig und nur selten wirklich bequem ist.

Wir dagegen haben es uns in beigen Ledersesseln gemütlich gemacht, während Pilot Pawel Wolski und Kopilot Curt Martenstyn im Cockpit letzte Vorbereitungen für den bevorstehenden Flug treffen. Und kaum die 3350 Meter lange Piste 22 verlassen, geht‘s zunächst sanft auf- und dann schnurstracks ostwärts. Kandy heißt das Ziel. Für Sri-Lanka-Reisende ist ein Besuch in der einstigen Hauptstadt des letzten singhalesischen Königreichs geradezu Pflicht. Und das nicht allein aus dem Grund, dass hier der obere linke Eckzahn Buddhas aufbewahrt wird – so heißt es zumindest, steht ja kein Name dran, und mit Reliquien ist das ja bekanntlich so eine Sache …

Caravan 2 innen

Pilot Pawel Wolski, ein US-Amerikaner mit polnischen Vorfahren, und Kopilot Curt Martenstyn, ein Sri Lanker mit niederländischen Wurzeln. Bild: Dietmar Plath

 

Bereits 25 Minuten später ist das Heiligtum, für das eigens ein Tempel gebaut wurde, zum Greifen nah. Mit dem Zug hätte es vier, mit dem Expresszug zweieinhalb Stunden die Berge hinauf gedauert. Unsere Piste ist der Mahaweli Ganga, genau genommen ein kurzer Abschnitt zwischen Staudamm und Flussbiegung, was sowohl beim Anflug als auch beim späteren Abflug in Richtung Sigiriya ein wenig Adrenalin ins Blut schießen lässt. „Dank unseres speziellen Triebwerks können wir den Fluss statt des einige Kilometer vom Stadtkern entfernt liegenden Victoria-Reservoirs nutzen“, berichtet Dwight. Ein Flugzeug sei momentan mit dem Honeywell TPE331  ausgestattet. Dagegen hätten alle der aus den USA stammenden Cessnas ein komplett neues Avionik-Paket erhalten und seien somit technisch auf dem allerneusten Stand. In Sachen Robustheit ist der Flugzeugtyp ohnehin kaum zu schlagen und deshalb für dieses Einsatzgebiet ideal.

Caravan 4 Anflug

Dabei schießt schon ein wenig Adrenalin ins Blut: Anflug auf Kandy, wo Cinnamon Air auf dem Mahaweli Ganga direkt hinter dem Damm landet. Bild: Dietmar Plath

 

Cinnamon Airs Flugplan ist eng abgestimmt mit dem ihres international fliegenden Partners SriLankan und weist die touristischen Hochburgen und Hotspots des Landes  aus: Neben Kandy geht‘s nicht nur zum Löwenfelsen (Sigiriya), sondern beispielsweise auch zu den Resorts an der Südküste und in den mittlerweile bürgerkriegsfreien Norden, nach Jaffna. Dafür steht neben den beiden Cessna 208 Amphibian Caravan auch eine herkömmlich beräderte Cessna 208B Grand Caravan zur Verfügung. Sie ist das jüngste Mitglied der Flotte und besitzt ein Interieur, das so manchen VIP-Flieger blass aussehen lässt.

Caravan 3 - Wasserung

Das TPE331-Triebwerk hilft der Cessna 208 Amphibian Caravan bei kurzen Startstrecken zügig aus dem Wasser. Ein Flugzeug der Flotte, die 4R-CAE, ist mit diesem Antrieb anstelle der üblichen PT6-Turbine ausgestattet und wird deshalb für die Flüge nach Kandy genutzt. Bild: Dietmar Plath

 

Die Piloten kommen ebenso nahezu komplett aus Übersee. Zwei Kanadier sind darunter, ein US-Amerikaner, und sogar ein Schweizer: Luca Solari, der Trainingskapitän. Insgesamt stehen 56 Mitarbeiter auf dem Gehaltszettel – Tendenz steigend, denn: „Wir planen zu expandieren“, erzählt Dwight. Die Codeshare-Vereinbarung mit SriLankan trage sich nämlich mehr und mehr, Buchungen würden verstärkt auch übers Internet kommen, und man unterhalte sich gegenwärtig nicht nur mit den Hotels über Kooperationen. „Die Reiseveranstalter sind sehr interessiert.“ Und sobald sich der zweite internationale Flughafen in Mattala etabliert habe, könne man auch intensiver über eine zweite Basis im Süden Sri Lankas nachdenken.

Astrid Röben